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Aargauer Bauern schlagen Alarm: Hohe Schäden durch Krähen

Aus Sicht einiger Aargauer Landwirte sind Krähen eine regelrechte Plage. Sie picken vor allem im Frühjahr gerne frisch gesäten Mais oder Jungsalat. Und die Population einiger Krähen wächst – sehr zum Ärgernis der Aargauer Bauern.

Krähen sind clevere Tiere, doch aus Sicht vieler Landwirte im Aargau auch eine Plage. Seit Jahrzehnten picken sich die Krähen im Kanton durch die Felder und jedes Jahr nehmen die Schäden zu. Was natürlich auch am verfügbaren und stets wachsenden Nahrungsangebot liegt.

Vor allem im Frühjahr sorgen die Vögel für horrende Ernteausfälle, manche Regionen sind davon mehr betroffen als andere – ärgerlich ist es allemal. «Zum Teil muss der Mais neu angesät werden, aber auch ganze Gemüsefelder können nicht geerntet werden, wenn das Gemüse vorher von Krähen angepickt wurde», sagt Ralf Bucher, Geschäftsführer des Aargauer Bauernverbandes, auf Anfrage von ArgoviaToday.

Schäden liegen im sechsstelligen Bereich – jährlich

Neben Mais steht vor allem Jungsalat oder Kabis auf dem bevorzugten Speiseplan der Krähen. «Die Schäden, welche die Vögel jedes Jahr anrichten, betragen mehrere 100’000 Franken», erläutert Bucher, «und diese Schäden werden nicht gedeckt, der Landwirt bleibt auf dem Ausfall sitzen.» Darüber hinaus verteilen sich die Schäden nicht gleichmässig. «Dann wäre es noch verkraftbar», merkt der Geschäftsführer des Aargauer Bauernverbandes an. Bei einem Ernteausfall liegt der Schaden für einen Landwirt gleich bei mehreren 10’000 Franken.

Den meisten Ärger machen im Aargau die Raben- und Saatkrähen. Weil die Rabenkrähe nicht unter Artenschutz steht, darf sie ganzjährig geschossen werden, wenn sie in Schwärmen auftritt. Saatkrähen hingegen haben von Mitte Februar bis Ende Juli eine sogenannte Schonzeit, wie Reto Fischer, Fachspezialist Jagd und Fischerei im Kanton Aargau, erläutert. «Daher können die Ernteausfälle, welche diese Krähen verursachen, nicht als Schadensfall abgegolten werden. Dies fällt unter die Selbsthilfemassnahme.» Gemäss der kantonalen Jagdstatistik sind 2021 an die 1025 Rabenkrähen als auch 43 Saatkrähen im Aargau geschossen worden.

Krähen sind sehr listig

Die Krähen können vor allem im Frühling und Frühsommer zu einer echten Belastung für die Landwirte werden, dann, wenn die Schonzeit bei den Krähen gilt: «Wenn die Bauern frisch angesät haben oder wenn das Pflanzgut frisch keimt. Entweder picken sie die Saat aus oder reissen die Keimlinge aus», so Fischer. Derzeit laufen schon Meldungen rein, dass Bauern Unterstützung und Beratung suchen. Darüber hinaus komme es noch auf die angebauten Kulturen an, natürlich auf die Witterung und ob es momentan viele Schwärme habe.

Die Krähenbestände sind im Aargau insgesamt relativ hoch.
SOL

Zudem sind die Krähen wirklich clever. «Wenn eine Krähe geschossen wurde, verstehen die anderen schon, dass sie an dem Ort lieber mal aussetzen sollten», merkt Fischer an. Das ist auch eher der Sinn eines Abschusses. Wird eine geschossen, verjagt es den Schwarm zeitweise.

Viele Massnahmen gegen die Plage

Ausserdem werde weiterhin nach guten Verhütungsmassnahmen gesucht. «Wenn möglich, sollte der Landwirt zwei Tage vor der Saatausbringung pflügen, damit die Krähen direkt danach aufs Feld gehen», meint Fischer. So könne der Schaden geringer gehalten werden.

Andere Massnahmen seien gleich kostspieliger und auf Dauer auch nicht immer wirksam, weil «die Krähen die List irgendwann durchschauen», erklärt Bucher. Möglich sei eine spezielle Netzabdeckung, aber auch Geräte, die einen Krähenangstschrei simulieren, um Krähen abzuschrecken. «Bewährt haben sich auch rote Heliumballone bei bestimmten Kulturen oder einer bereits erlegten Krähe die Federn auszurupfen und diese anschliessend auf dem Feld zu drapieren», fügt Fischer abschliessend an.

Wie und wo leben Krähen im Aargau?

Im Kanton Aargau konnte die Saatkrähe vor über 20 Jahren zum ersten Mal in Zofingen nachgewiesen werden. Das Gebiet Zofingen-Oftringen-Rothrist zeigt das grösste Saatkrähenvorkommen des gesamten Kantons auf. Auch Aarau und Rheinfelden sind für seine Krähenkolonien bekannt. Neue haben sich derweil am Hallwilersee und in Boswil gebildet. Der Lebensraum der Rabenkrähe erstreckt sich von lichten Wäldern, über Agrarlandschaften bis hin zu besiedelten Dörfern und Städten. So sind unter anderem Birmenstorf und ums Murimoos bekannte Aargauer Rabenkrähe-Siedlungen. Die Krähenbestände im Allgemeinen sind aber im gesamten Kanton relativ hoch, bleiben auch seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau und entwickeln sich stets weiter nach oben.