Baustatistik zeigt: Nur noch 13 Prozent aller neuen Wohnungen entstehen im Aargau in Einfamilienhäusern
Laut der neusten Baustatistik des Kantons flossen im Jahr 2019 knapp 4,1 Milliarden Franken in Bauten im Aargau. Das ist ein markanter Rückgang von 311 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr. Der grösste Rückgang betrifft den Wohnungsbau mit einem Minus von 251 Millionen Franken.
Bemerkenswert ist, dass mit 1,12 Milliarden Franken Anteil auch die Ausgaben für Umbauten seit vier Jahren rückläufig sind. Eigentlich erhofft sich die Politik ja mehr Umbauten und damit zusammenhängend energetische Sanierungen, um die CO2- und Energiebilanz zu verbessern. Ist dieser Rückgang ein Zeichen, dass genau das weniger geschieht? Laut Stephan Kämpfen, stellvertretender Leiter der Abteilung Energie des Kantons, lässt sich aus der Statistik nicht ablesen, wie viele der Umbauten beheizte Gebäude betreffen. Unter den Umbauten können auch Erneuerungen von unbeheizten Carports sein.
Abstimmungsdebatten und Klimastreiks als Treiber
Er macht eine ganz andere Erfahrung: Seit 2015 würden jährlich ungefähr zehn Millionen Franken Fördergelder für energetische Modernisierungen bewilligt. Im laufenden Jahr ist diese Zahl allerdings seit dem Start des neuen Förderprogramms im März deutlich gestiegen. Das deutet für Kämpfen keinesfalls auf weniger energetische Massnahmen hin, sondern lässt im Gegenteil auf eine hohe entsprechende Bautätigkeit schliessen. In dieselbe Richtung auch die Statistik der Wärmepumpenverkäufe.
Kämpfen führt die erfreuliche Zunahme auf die Abstimmungen über Energie- und CO2-Gesetz und die auch aufgrund von Klimastreiks seither intensivierte öffentliche Debatte zurück. Ähnliche Auskünfte bekomme er auch von anderen Kantonen.
Anteil der Einfamilienhäuser an den Neubauten schrumpft
Insgesamt wurden im Aargau im Jahr 2019 übrigens 1157 Gebäude mit Wohnnutzung und darin 4775 (Vorjahr 5113) Wohnungen neu erstellt, wie die Auswertungen von Statistik Aargau zeigen (vgl. Grafik). Gegenüber 2018 schwächt sich damit die Wohnbautätigkeit ab.
Von den neu erstellten Gebäuden sind 629 Einfamilienhäuser. Damit stellen diese noch 13,2 Prozent der neuen Wohnungen. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 betrug ihr Anteil an den neuerstellten Wohnungen noch 56 Prozent. Zudem wurden im Jahr 2019 471 Mehrfamilienhäuser und 57 Gebäude mit teilweiser Wohnnutzung oder Wohngebäude mit Nebennutzung gebaut.
Der Trend bei den Einfamilienhäusern ist klar, das zeigt unsere Grafik eindrücklich. 2012 wurden letztmals über 1000 in einem Jahr erstellt. Der Grund für den Rückgang ist erklärbar: Die Verknappung des Bodens aufgrund des Bevölkerungswachstums und die damit einhergehende Raumplanung haben angesichts der ungebrochenen Nachfrage steigende Bodenpreise zur Folge.
Mehr neu erstellte Gebäude und weniger neu erstellte Wohnungen
Die Zahl der neu erstellten Gebäude war im Jahr 2019 um 71 Einheiten höher als 2018. Dagegen lag die Zahl der neu erstellten Wohnungen mit 4775 (vgl. wiederum Grafik) um 338 Einheiten tiefer als im Vorjahr 2018.
Im Bezirk Rheinfelden lag der Anteil der neu erstellten Einfamilienhäuser gemessen an allen neu gebauten Wohnungen mit 32,7 Prozent am höchsten. Im Gegensatz dazu wurden im Jahr 2019 im Bezirk Brugg 86,9 Prozent der neu erstellten Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern gebaut und nur 11,2 Prozent waren Einfamilienhäuser.
333’000 Wohnungen im ganzen Kanton
Die Zahl der Gebäude mit Wohnnutzung erreichte im Jahr 2020 einen Bestand von 153’179 Einheiten, wie aus der Gebäude- und Wohnungsstatistik hervorgeht. Gegenüber 2019 nahm dieser um 767 Einheiten zu. Bei den Wohnungen betrug der Reinzugang 4046 Einheiten. Der Wohnungsbestand erreichte die Zahl von 333’007 und nahm mit 1,2 Prozent weniger stark zu als im Vorjahr 2019 (+1,5 Prozent).
Über den Beobachtungszeitraum von 1990 bis 2020 nahm der Wohnungsbestand kontinuierlich zu. Auch wenn der Zuwachs in den Jahren 2019 und 2020 mit 4998 bzw. 4046 Einheiten kleiner ausfiel als in den Jahren 2013 bis 2018, war er deutlich. Im Jahr 2020 nahmen die Drei- bis Vierzimmerwohnungen mit 2438 Einheiten absolut am stärksten zu, gefolgt von den Ein- bis Zweizimmerwohnungen mit 1049 Einheiten. Bei den Wohnungen mit fünf und mehr Zimmern betrug die Zunahme 559 Einheiten.