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Darum zügeln so viele Zürcher in den Kanton Aargau

Vier von zehn neuen Aargauerinnen und Aargauern kommen aus dem östlichen Nachbarkanton Zürich. Eine Befragung zeigt jetzt, was sie in den Aargau zieht.

Schon vor Jahren machte die AZ publik, dass der Kanton Zürich die grösste Einwanderungsgruppe in den Aargau stellt. Daran hat sich seither nichts geändert. Als Hauptgrund wird vermutet, dass die Wohn- und Lebenshaltungskosten im Aargau je nach Region deutlich tiefer sind als in Zürich. Wohnungsmieten sind gerade in der Stadt Zürich besonders hoch. Derweil sind die Fahrzeiten mit dem öffentlichen Verkehr etwa von Baden oder von Aarau nach Zürich nicht länger oder gar kürzer als Fahrten von einem Aussenquartier ins Zentrum der Limmatstadt.

Die Aargauer Staatskanzlei wollte nun genau wissen, warum der Aargau für Zuzüger so gefragt ist und was die Gründe für Zu- und Wegzüge sind. Das Resultat in Form einer repräsentativen Demoscope-Umfrage liegt jetzt vor.

Drei Viertel des Wachstums erfolgen durch Zuzug

In den letzten Jahren vergrösserte sich die Aargauer Bevölkerung jährlich um rund 8200 Personen. In zwei Jahren wächst der Aargau also um die Bevölkerung von Wohlen. Ein Viertel davon ist auf den Geburtenüberschuss zurückzuführen, drei Viertel (rund 6000) hingegen auf die Nettozuwanderung.

Ein Viertel des Wachstums erfolgt durch Geburten.
Urs Bucher

Die jährliche Zuwanderung in den Kanton Aargau ist wesentlich grösser als die Wegwanderung. Durchschnittlich zogen seit 2012 pro Jahr im Vergleich zur ansässigen Bevölkerung 3,5 Prozent neue Einwohnerinnen und Einwohner in den Aargau, 2,7 Prozent verliessen den Kanton gleichzeitig. Die resultierende Nettozuwanderung (Zuziehende minus Wegziehende) betrug jährlich rund 6000 Personen.

Insgesamt nahmen 3631 von 15’000 angeschriebenen Zu- und Weggezogenen an der Befragung teil. Diese ist ein Projekt des Programms «Aargau 2030 – Stärkung Wohn- und Wirtschaftsstandort» und wurde seitens des Kantons Aargau von einer interdepartementalen Projektgruppe begleitet.

Zu- und Wegziehende zog es vorab in städtische Gemeinden

Zusammengefasst sind sich die Profile der Zu- und Weggezogenen sehr ähnlich, weisen laut Mitteilung aber auch interessante Unterschiede auf. Zu- sowie Wegziehende zog es 2020 mehrheitlich (70 Prozent) in städtische Gemeinden.

Gut vier von zehn Personen, die innerhalb der Schweiz in den Kanton Aargau umgezogen sind, stammten aus dem Kanton Zürich. Umgekehrt fanden rund 37 Prozent der interkantonal Weggezogenen im Kanton Zürich ein neues Zuhause. Auch die nächst häufigsten Herkunfts- und Destinationskantone Luzern (9 beziehungsweise 13 Prozent) und Solothurn (9 beziehungsweise 12 Prozent) sind Nachbarkantone des Aargaus.

Vier von zehn Zuzügern arbeiten nachher auch im Aargau

Rund vier Fünftel der Zu- und Weggezogenen sind berufstätig. Dabei arbeiten 41 Prozent der zugezogenen Erwerbstätigen nach dem Umzug auch innerhalb des Kantons Aargau. 18 Prozent der wegziehenden Erwerbstätigen behalten ihren Arbeitsplatz im Aargau. Insgesamt nimmt die Häufigkeit von Zweipersonenhaushalten mit dem Umzug sowohl bei Zu- wie auch bei Wegziehenden zu. Der Bildungsstand der Zu- und Weggezogenen war insgesamt hoch (jeweils über 50 Prozent mit Abschluss auf tertiärer Stufe).

Das sind die Gründe für den Umzug

Eine erste Betrachtung der Motive der Zu- und Weggezogenen zeigt, dass für Zugezogene vor allem das neue Wohnobjekt, gefolgt vom neuen Wohnort, wichtige Gründe für den Umzug waren (44 respektive 32 Prozent). Für mehr als die Hälfte der Weggezogenen (58 Prozent) hingegen war vor allem der neue Wohnort und weniger das Wohnobjekt das entscheidende Umzugsmotiv.

Der Kauf von Wohneigentum ist im Aargau trotz auch hier stark steigender Preise noch eher realisierbar als in Zürich.
Sandra Ardizzone

Kauf von Wohneigentum als dritthäufigster Grund

Eine Vergrösserung des Haushalts und eine Veränderung in der eigenen Arbeits- oder Ausbildungssituation waren für Zu- sowie Weggezogene die beiden meistgenannten Umzugsgründe. Am dritthäufigsten nannten Zugezogene den Kauf von Wohneigentum als massgeblichen Grund für ihren Umzug in den Aargau. Bei den Wegziehenden erreicht die Distanz zwischen altem Wohnort und Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsort den dritten Platz der am häufigsten genannten Gründe.

Aargau: Nähe zu Naherholungsgebieten als Trumpf

Bei der Einschätzung des Wohnens im Kanton Aargau sind sich Zu- und Weggezogene einig, dass die Nähe zu Naherholungsgebieten, gute Sicherheit und Ordnung sowie ein ländliches Umfeld den Aargau als Wohnkanton besonders auszeichnen.

Das Merkmal «städtisches Umfeld» scheint dagegen für Weggezogene an ihrem alten Aargauer Wohnort am wenigsten erfüllt gewesen zu sein, wohingegen Zugezogene insgesamt der Meinung sind, dass «städtisches Umfeld» als Merkmal durchaus auf ihren aktuellen Wohnort im Aargau zutrifft. Zugezogene pendeln übrigens nach dem Umzug in den Aargau etwa gleich lange wie zuvor.