Hier ist Bargeld noch Trumpf: Fast alle Gäste geben im Restaurant Trinkgeld
Fast zwei Drittel aller in der Schweiz getätigten Zahlungen werden mittlerweile per Debit- oder Kreditkarte beglichen. Das Bargeld folgt erst an dritter Stelle. Diese Entwicklung befeuerte die Befürchtung, dass dereinst das Trinkgeld im Restaurant an Bedeutung verlieren wird – und die kleine Aufmerksamkeit gegenüber dem Personal aussterben könnte.
Eine Studie der ZHAW School of Management and Law zeigt nun, dass solche Ängste unbegründet sind. In bedienten Restaurants lassen nämlich 85 Prozent der Gäste ein Trinkgeld springen, wie die Befragung unter 1179 Personen zeigt. Als Hauptgrund wird das Zeigen von Dankbarkeit gegenüber dem Servicepersonal genannt. Danach folgt das Motiv, die tiefen Löhne in der Gastronomie aufbessern zu können. Auch Eigennutz ist dabei: So fühlen sich viele Trinkgeldgeber gut, wenn sie jemandem eine Freude machen können.
Noch dominiert das Bargeld
Obwohl der Grossteil der Kundschaft heutzutage per Plastikkarte bezahlt, ist es wenig verbreitet, damit auch gleich das Trinkgeld zu berappen. Gemäss der Studie greifen für das Trinkgeld 76,4 Prozent der Befragten auf Nötli oder Münz zurück. Nur 23,6 Prozent ergänzen den Betrag, den sie per Karte bezahlen, um einen Zustupf.
Warum zahlt eine Mehrheit mit Karte, überreicht dann aber das Trinkgeld in bar? Die Kunden wählen diese Option, weil sie glauben, dass das Geld so eher beim Personal ankommt. Gemäss der Studie geht beim Trinkgeld in bar die grosse Mehrheit davon aus, dass dieses unter allen Mitarbeitenden oder unter den Servicemitarbeitenden aufgeteilt wird. Oder dass die einkassierende Serviceperson das Geld selbst behalten kann.
Bei bargeldlosem Trinkgeld gehen hingegen viel weniger Kundinnen und Kunden davon aus, dass der Trinkgeldbetrag direkt an das Servicepersonal geht. Rund ein Fünftel glaubt sogar, dass der Restaurantbesitzer das bargeldlose Trinkgeld einkassiert.
Viele runden die Rechnung auf
Die Studie wirft auch ein Licht auf die Überlegungen, die hinter dem Prozess des Trinkgeld-Gebens stehen. Jeder Fünfte Kunde rundet im Restaurant auf den nächsthöheren Fünf-Frankenbetrag auf. Knapp 17 Prozent schlagen auf den Rechnungsbetrag zehn Prozent drauf. Und 16,4 Prozent machen die Höhe des Trinkgelds davon abhängig, wie viel Bargeld sie gerade dabei haben. «Interessant ist auch zu sehen, dass 11,6 Prozent keinem fixen Schema folgen, sondern das Trinkgeld je nach Lust und Laune respektive Zufriedenheit mit der Dienstleistung bestimmen», sagt ZHAW-Dozent Marcel Stadelmann.