Bei den Booster-Impfungen harzt es: Viele Bewohner von Altersheimen warten noch auf den dritten Piks
Über 10’400 neue Fälle meldete das Bundesamt für Gesundheit am Mittwoch, so viele wie noch nie seit Pandemiebeginn. Das Virus ist gerade sehr verbreitet in der Schweiz. Und das bekommt man auch in den Alters- und Pflegeheimen zu spüren, dort, wo jene Menschen leben, für die das Virus am gefährlichsten ist. So berichtet der Kanton St. Gallen, dass alleine in der letzten Woche 14 Heime von einem Covid-19-Ausbruch betroffen waren. In Basel-Stadt gibt es aktuell vier Infektionsherde mit acht bis 14 infizierten Bewohnern.
Andere Kantone schreiben auf Anfrage ebenfalls, dass sich die hohen Fallzahlen auch auf die Heime auswirken. Luzern führt das insbesondere darauf zurück, dass die Booster-Impfung «viel zu spät» zur Verfügung gestanden habe. Diese wurde für Personen ab 65 Jahre Ende Oktober zugelassen, später als in EU-Staaten oder den USA. Nun zeigt eine Umfrage: In vielen Kantonen warten Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen immer noch auf den Booster.
Im Kanton Zürich wurde bisher die Hälfte der Heime geboostert
Das ist vor allem in den grösseren Kantonen der Fall. So hat Zürich bisher 148 seiner 300 Heime – also gut die Hälfte – geboostert. Ähnlich weit ist man im Kanton Waadt, wo mobile Impfequipen bis Ende der Woche 98 Institutionen besuchen werden. 86 warten noch. Besser stehen Aargau und St. Gallen da. Der Aargau meldet 80 Prozent geboosterte Heime, in St. Gallen sind es 88 von 116. Aus Luzern heisst es, man gehe davon aus, dass alle, die den Booster wollten, ihn auch erhalten haben.
Am schnellsten ist es naturgemäss in den kleineren Kantonen vorangegangen. So schreibt Uri, man sei seit einer Woche durch; auch Solothurn, Obwalden und Nidwalden haben bereits alle Heime abgearbeitet.
Es war Ende September, als aus den Altersheimen die ersten Rufe nach einer dritten Impfung laut wurden. Nun ist es Anfang Dezember – und noch immer gibt es im ganzen Land hochbetagte Menschen, die schon Anfang Jahr die zweite Impfung erhalten haben und mittlerweile nur noch schlecht geschützt sind.
Bei Curaviva, dem Verband der Schweizer Alters- und Pflegeheime, ist man aber zufrieden mit der Booster-Kampagne. Markus Leser, Geschäftsleitungsmitglied von Curaviva, sagt:
«Das Wichtigste ist, dass es nun vorwärtsgeht.»
Die Kantone hätten unterschiedliche Voraussetzungen, etwa von der Grösse oder der Geografie her. «Deshalb ist es klar, dass nicht alle gleich weit sind. Zudem brauchte es Zeit, bis Infrastruktur und Organisation aufgegleist waren», sagt Leser.
Die meisten Kantone gehen davon aus, bis Mitte Dezember alle Heime geboostert zu haben. Etwas anders sieht es in Zürich, dem grössten Kanton, aus: Dort peilt man Mitte Januar an.
Das Impfziel der Taskforce liegt in weiter Ferne
Mehr Tempo bei den Booster-Impfungen fordert die wissenschaftliche Taskforce – und zwar nicht nur in den Altersheimen. Präsidentin Tanja Stadler erklärte vergangene Woche, mehr als ein Drittel der Geimpften habe die zweite Dosis vor über einem halben Jahr erhalten. Um diese Personen, darunter auch Gesundheitspersonal, zu schützen, müssten ab sofort täglich 90000 Menschen geboostert werden.
Davon ist die Schweiz weit entfernt: Momentan werden pro Tag im Schnitt 42000 Personen geimpft – wobei diese Zahl nicht nur die Booster-Impfungen, sondern auch Erst- und Zweitimpfungen umfasst. Mancherorts hapert es offensichtlich an den Kapazitäten, um richtig durchzustarten. Wie das Westschweizer Fernsehen RTS berichtete, bitten Jura, Wallis und Neuenburg nun um Unterstützung durch die Armee.