
Mann hielt Autofahrerin im Aargau an und schoss auf sie – jetzt muss er sich vor Gericht verantworten
Am 14. März 2023 ging bei der kantonalen Notrufzentrale die Meldung ein, dass auf eine Frau in einem Fahrzeug geschossen worden sei. Wie die Ermittlungen ergaben, fuhr die damals 42-Jährige am besagten Tag nach dem Mittag auf ihrem Arbeitsweg über die Zürcherstrasse von Windisch nach Gebenstorf. Kurz vor der Reussbrücke wurde sie von einem Mann mit gelb leuchtender Oberbekleidung, bedeckten Haaren sowie verdeckter Mund- und Nasenpartie mittels Handzeichen angewiesen, ihr Fahrzeug auf den nahen Feldweg zu lenken.
Sie nahm an, dass es sich um eine Polizeikontrolle handelt, und folgte der Aufforderung. Als der Mann sich dem Fahrzeug näherte, forderte die Frau ihn auf, sich auszuweisen. Als dieser keine Anstalten dazu machte, legte sie den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gaspedal. Der Mann lief neben dem Fahrzeug her. So war es der Frau nicht möglich, vorwärts auf die Zürcherstrasse zurückzugelangen, ohne den Mann zu überfahren. Kurz darauf zückte der Mann eine Waffe und schoss mehrfach aus nächster Nähe durch das geschlossene Seitenfenster des Fahrzeugs auf das Opfer. Anschliessend ergriff er die Flucht. So hat die Staatsanwaltschaft die Tat rekonstruiert.
Grossfahndung brachte raschen Erfolg
Die Frau erlitt durch die abgegebenen Schüsse lebensgefährliche Verletzungen am Oberkörper. Getroffen wurde sie an der linken Schulter und am linken Oberarm. Ein Projektil gelangte am Brustkorb nach aussen. Im Spital wurde ein Projektil aus dem Hals entfernt. Die Frau überlebte mit Glück und dank der raschen medizinischen Versorgung, wie die Staatsanwaltschaft in einer Medienmitteilung im vergangenen November schrieb.
Die Frau nannte schon gegenüber den ersten zwei Helfern am Tatort – einem Mann und einer Frau – ihren «Ex-Mann» als Täter. Bei einer Einvernahme eine Woche später sagte sie aus, dass sie ihn trotz teilweise verdecktem Gesicht in dem Moment erkannt habe, als er – direkt vor ihrem Auto stehend – ihr in die Augen geblickt habe. Der damals 43-Jährige bestreitet seit Beginn der Untersuchung jegliche Tatbeteiligung.

Bild: Maja Reznicek
Der Tattag dürfte vielen in der Region in Erinnerung geblieben sein. Stundenlang war Windisch abgeriegelt. Die Zufahrt von Gebenstorf her war nicht mehr möglich, die Brücke über die Reuss ist gesperrt. Schülerinnen und Schüler durften nicht nach Hause. Doch dank einer Grossfahndung konnte die Kantonspolizei noch gleichen Tag mitteilen, den mutmasslichen Täter gefasst zu haben. Der Beschuldigte befindet sich seither in Haft.
Die Staatsanwaltschaft Brugg-Zurzach hat gegen den Ex-Ehemann Anklage wegen versuchten Mordes sowie Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz erhoben. Die Staatsanwaltschaft fordert für den Italiener eine Freiheitsstrafe von zwanzig Jahren und einen Landesverweis von fünfzehn Jahren.
Heute Montag beginnt der Prozess am Bezirksgericht Brugg. Wir sind dabei und werden hier berichten. Das Urteil wird am Mittwoch erwartet. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.