Das Kühlwasser aus dem Kernkraftwerk schadet den Fischen nicht, sagt die Axpo – wie geht es nun weiter?
Zu warmes Wasser schadet den Fischen, vor allem Äschen und Forellen kommen bei Temperaturen von über 25 Grad kaum noch zurecht. Dass dies wegen der Klimaerwärmung immer öfter eintritt, stellt das Kernkraftwerk Beznau vor Probleme: Dieses setzt seit seiner Inbetriebnahme Ende 1969 nämlich nicht auf einen Kühlturm, sondern nutzt zur Kühlung das Wasser aus der Aare.
Das Wasser, das aus dem Kraftwerk in die Aare zurückfliesst, ist deutlich wärmer:Laut Bewilligung sind bis zu 32 Grad erlaubt. Gemäss Gewässerschutzverordnung wären auch 33 Grad zulässig, sofern es die Aare um nicht mehr als 3 Grad aufwärmt unddie Flusstemperatur nach dem Kraftwerk 25 Grad nicht überschreitet.
Ist der Fluss aber ohnehin schon zu warm – im Rekordsommer 2018war die Aare 23 Tage lang wärmer als 25 Grad– gibt es für das Kraftwerk kaum noch Spielraum. Nationalrätin Irène Kälin (Grüne) forderte, die damals geltendenAusnahmeregelungen für Kernkraftwerke aufzuheben. Die allgemein zu warmen Wassertemperaturen hätten 2018 tausenden Fische das Leben gekostet.
2019 verfügte das Bundesamt für Energie dann: Schon nur, wenn die Flusstemperatur 25 Grad zu überschreiten drohe, müsse das Kraftwerk Beznaudie Leistung drosseln oder gar ganz abstellen, um den Fluss nicht noch weiter aufzuheizen.
Nebst diesen Massnahmen wurde die Axpo als Betreiberin des Kraftwerks zur Einreichung von Unterlagen angefordert: Messungen, Untersuchungen und Dokumentationen hinsichtlich der Auswirkungen der Kühlwassereinleitung des Kraftwerks. Die 1997 eigentlich unbefristet erteilteBewilligung wollte das Bundesamt neu beurteilen.
Kurz nach dem Kraftwert ist die Aare 0,8 Grad wärmer
Diese Unterlagen wurden nun eingereicht. DerSchlussberichtüber 394 Seiten liegt bis zum 8. Mai bei der Gemeinde Döttingen auf, wie die Lokalzeitung «Die Botschaft» berichtet. Die umfangreiche, während rund vier Jahren durchgeführte Untersuchung gibt weitgehend Entwarnung: Der Einfluss des warmen Kühlwassers vom Kernkraftwerk auf die Gewässerökologie sei – wenn überhaupt – «sehr klein und nur sehr lokal».
Die Axpo tritt im Bericht entsprechend selbstbewusst auf: Selbst als im Sommer 2022 die 25 Grad Wassertemperatur mehrere Tage lang überschritten wurden, habe es kein Fischsterben gegeben. Einzelne Aspekte der vom Bund verfügten Massnahmen seien somit «nicht erforderlich und unverhältnismässig», eine Milderung der Massnahmen aus Sicht der Axpo angezeigt.
Die Betreiberin des Kernkraftwerks stellt deshalb mehrere Rechtsbegehren: Der Grenzwert für das Kühlwasser, wenn die Aare wärmer als 20 Grad ist, solle von 32 auf 33 Grad erhöht werden. Kurz nach dem Einfliessen des Wassers aus dem Kraftwerk sei die Aare nämlich zwar um 0,8 Grad wärmer als sonst, später bei Einmündung in den Rhein aber nur noch um 0,4 Grad.
«Natürliche Schwankungen der Flusstemperatur überlagern die durch die Kühlwassereinleitung bewirkte Erwärmung der Aare deutlich», schreibt die Axpo. Ein möglicher Einfluss des Kühlwassers sei zudem nicht von anderen Faktoren wie dem Klimawandel zu unterscheiden. «Nur in Hitzesommern, in denen der Abfluss in der Aare gering ist und die Wassertemperaturen sehr hoch sind, kann die Zusatzerwärmung durch das Kernkraftwerk einen zusätzlichen Stressfaktor für Fische darstellen.»
Wichtig ist für die Axpo auch, dass die Messperiode der Flusstemperatur verlängert wird: Es habe sich gezeigt, dass die Aare im Sommer «grösstenteils während nur kurzer Zeit am Abend» wärmer als 25 Grad ist und danach wieder abkühlt, was «als wenig problematisch einzuschätzen» sei. Für die Messung fordert die Axpo, dass der Fluss deshalb mindestens fünf Stunden lang wärmer als 25 Grad sein muss, damit Massnahmen eingeleitet werden müssen.