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«Schlafen wird heute eine Herausforderung»:  Die Nervosität bringt Lena Häcki-Gross um die erste Schweizer WM-Medaille

Lena Häcki-Gross zeigt vor grossartiger Kulisse eine starke WM-Verfolgung und wird Fünfte. Sie und die Biathlon-Schweiz hadern dennoch: Ein zu zittriges letztes Stehendschiessen lässt den WM-Medaillentraum abermals platzen. Gold holt sich die Weltcupleaderin Franziska Preuss aus Deutschland.

«Biathlon ist definitiv in der Schweiz angekommen.» Dieser Satz ist am Sonntag im WM-Gelände auf der Lenzerheide öfters zu hören. Und tatsächlich ist die Stimmung elektrisierend, als sich Lena Häcki-Gross aufmacht, in der Verfolgung um die Medaillen zu kämpfen. 13’500 Zuschauerinnen und Zuschauer sind da, Zuschauerrekord in der hiesigen Biathlon-Arena. Und endlich wirkt die Stimmung auf der Haupttribüne und am Loipenrand so, wie man das von Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften an Biathlon-Traditionsorten her kennt. Traumwetter inklusive. Und: Traumdramaturgie ebenfalls.

Häcki-Gross spricht am Ende von der «gigantischen Stimmung», die sie angetrieben hat. Auf Position vier ging sie ins Rennen, nachdem sie im Sprint vom Samstag die Medaille nur um gut eine Sekunde verpasst hatte. Dank fehlerfreier Liegendschiessen stiess sie zwischenzeitlich auf Rang eins vor und lieferte sich mit der späteren Siegerin Franziska Preuss ein packendes Rennen. Die «gigantische Stimmung» ist es am Ende aber auch, die Häcki-Gross im allerletzten Schiessen, auf Positions zwei liegend, nervös machte. «Ich war noch nie in einer ähnlichen Drucksituation in einem Rennen. Ich zitterte, hatte aufgrund der Nervosität zu wenig Spannung im Körper, sackte bei den Schüssen leicht durch. Ich merkte das, konnte aber nichts dagegen unternehmen.» Das Resultat waren drei leicht zu tiefe Versuche. «Ich habe Lehrgeld bezahlt. Werde aber daraus lernen.»

Am Ende reichte es für Häcki-Gross dennoch zu einem fünften Platz – ein Resultat, das sie vor der WM unterschrieben hätte, wie sie sagte. «Die Entstehung ist natürlich schon sehr bitter. Doch ich zeigte zuvor ein so souveränes Rennen – das nehme ich mit.» Mitnehmen werde sie auch die Momente, als sie im Lärm der tausenden Fans an der Spitze lief.

Yoga und Erholung am Montag

Weitere Chancen ergeben sich für sie am Dienstag im Einzel und am Samstag in der Frauenstaffel. Ob sie auch in der Single-Mixed-Staffel am Donnerstag zum Einsatz kommen wird, ist hingegen offen. Dort wird ein Schweizer und eine Schweizerin gemeinsam an den Start gehen. Sie brauche nun jedenfalls Zeit, die Aufregung zu verdauen, so Häcki-Gross. «Alles an mir zittert», sagte sie noch lange nach dem Zieleinlauf. «Schlafen wird heute eine Herausforderung.» Am wettkampffreien Montag seien Erholung und Yoga angesagt.

Sehr zufrieden mit ihrem Rennen war Aita Gasparin, die sich von Rang 41 auf 21 verbesserte und die achtbeste Tageszeit lief. Ihre Schwester Elisa Gasparin lief auf den 38. Platz. Amy Baserga hatte aufgrund eines verpatzten Sprintrennens nicht an der Verfolgung teilnehmen können. Auch sie wird am Dienstag im Einzelrennen wieder ins Geschehen eingreifen.

Für Franziska Preuss, die im Weltcup den Ton angibt, war es das erste WM-Gold. Im Sprint hatte sie sich mit Platz zwei in eine gute Ausgangslage gebracht, kam in der Verfolgung ohne Fehler durch und wurde vom zahlreichen deutschen Publikum förmlich ins Ziel getragen. Hinter Preuss lief die Schwedin Elvira Öberg ins Ziel, die Sprint-Siegerin Justine Braisaz-Bouchet gewann Bronze.

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