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Weniger Lohn für Lehrpersonen ohne Diplom, mehr Geld für Schulen: So will eine FDP-Grossrätin den Lehrermangel bekämpfen

Wer im Aargau ohne Ausbildung unterrichtet, erhält weniger Lohn als Lehrpersonen mit Diplom. Doch was passiert mit dem eingesparten Geld? FDP-Bildungspolitikerin Jeanine Glarner will es jenen Schulen geben, die sich für den Nachwuchs einsetzen.

Es ist eine Massnahme von vielen, um den Mangel an Lehrpersonen an Aargauer Schulen zu bekämpfen. Wer nicht über das passende Diplom verfügt, muss im Aargau während fünf Jahren einen Lohnabzug von fünf Prozent in Kauf nehmen. Dies sieht das kantonale Lohndekret Lehrpersonen vor. Der Jahreslohn einer frisch eingestellten Primarlehrerin ohne Diplom, Klassenverantwortung und Erfahrung ist so rund 4000 Franken tiefer als der eines Berufseinsteigers mit Ausbildung.

Nur: Was passiert mit dem abgezogenen Geld, das der Kanton so einspart? Indirekt wirft FDP-Grossrätin Jeanine Glarner diese Frage auf. Ihre Antwort: Das Geld soll in der Schule vor Ort investiert werden – sofern die Schulleitung neuen Lehrpersonen ein Mentorat zum Berufseinstieg anbietet. Dies fordert Glarner in einer kürzlich eingereichten Motion vom Regierungsrat. Sie wird dabei von der FDP- und SVP-Fraktion unterstützt. Ebenso von EVP-Bildungspolitiker Uriel Seibert.

Zwei Programme gegen den Lehrpersonenmangel

Glarner stört sich daran, dass der gekürzte Lohnanteil nach geltendem Recht nicht den Schulen in den Gemeinden zur Verfügung steht. Stossend ist für die Bildungspolitikerin und Frau Gemeindeammann von Möriken-Wildegg insbesondere, dass auch Schulen davon betroffen sind, die sich in der Nachwuchsförderung angehender Lehrpersonen engagieren.

Konkret denkt Glarner an zwei Programme des Kantons und der Pädagogischen Hochschule (PH) der Fachhochschule Nordwestschweiz: die Studienvariante Quereinstieg, kurz Quest, und die Studienvariante Bachelor/Master Plus, kurz Bama Plus. Quest richtet sich an Studierende ab 27 Jahren mit Berufserfahrung, die ab dem zweiten Studienjahr nebst Studium Teilzeit als Lehrperson unterrichten können. So wollen Kanton und PH den Berufseinstieg erleichtern.

FDP-Grossrätin Jeanine Glarner will Anreize für Schulen schaffen, sich für den Nachwuchs einzusetzen.
Bild: Raphaël Dupain

Ganz ähnlich Bama Plus. Diese Variante richtet sich aber an Studierende des regulären Studiengangs im letzten Drittel ihres Studiums. Konkret kann eine Studentin in dieser Variante nebst den Vorlesungen an der PH bereits in einem Teilzeitpensum an einer Schule unterrichten. Ein Praxislehrer stellt dabei die Verbindung zu ihrem Studium her, eine Mentorin unterstützt bei administrativen und organisatorischen Aufgaben.

Die PH bietet Quest seit 2021 an, Bama Plus seit 2023. Für beide Studiengänge steigt die Nachfrage. Der Kanton rechnet ab dem Schuljahr 2025/26 mit rund 200 Studierenden in beiden Studienvarianten. Noch befindet sich Bama Plus in einer Pilotphase. Im ersten Quartal 2025 entscheidet der Grosse Rat darüber, den begleiteten Berufseinstieg als definitive Studienvariante in der PH anzubieten.

Anreize durch Umverteilung

Zurück zu Jeanine Glarner. Die FDP-Grossrätin sieht im derzeitigen Gesetz für die Schulen keine Motivation, sich an den Programmen zu beteiligen und Mentorinnen oder Praxislehrer anzubieten. Selbstverständlich liege es im Interesse der Schulen, den eigenen Berufsnachwuchs zu fördern, schreibt Glarner. «Aktuell bestehen jedoch keine Anreize, sondern lediglich zusätzlicher Aufwand.»

Anreize will die Freisinnige mit einer Verlagerung der Gelder schaffen. Doch wie sollen die Schulen die neuen Beträge einsetzen? Glarner denkt etwa an die allgemeine Schulentwicklung, an Weiterbildungen, an administrative Entlastung oder an Prämien für jene Lehrpersonen, die sich besonders intensiv für den Berufsnachwuchs eingesetzt haben.