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Ein Fünftel aller Schweizer 15-Jährigen schwächelt beim Lesen und Rechnen – wie sieht es im Aargau aus?

Vor einem Jahr zeigte die Pisa-Studie: Ein Teil der Schweizer Schülerinnen und Schüler wird abgehängt. Ein Aargauer FDP-Grossrat fragt nun nach der Situation im Aargau.

Ein Jahr trennt die beiden Studien. Doch die Ergebnisse sind ähnlich: Ein beträchtlicher Anteil der Schweizer Bevölkerung hat Schwierigkeiten mit dem Lesen und Rechnen.Zu diesem Ergebnis kam die internationale Studie PIAAC.Sie ist das bei den Erwachsenen, was die Pisa-Studie bei den Kindern ist.

Und diese kam vor ziemlich genau einem Jahr zu ähnlichen Resultaten:Ein Fünftel aller Schweizer Schülerinnen und Schüler erreicht in der Mathematik und den Naturwissenschaften die Minimalanforderungen nicht. Beim Lesen ist es gar ein Viertel.Zeitungskommentatoren, Pädagoginnen, Bildungspolitiker zeigten sich alarmiert.

Auch der Aargauer FDP-Grossrat Titus Meier dürfte ziemlich erschrocken sein. Jedenfalls setzte sich der Bezirksschullehrer in seinen Sommerferien an seinen Computer und verfasste einen Vorstoss. Seine Grundfrage an den Regierungsrat: Wie sehen diese Zahlen für den Aargau aus?

Aktuelle Zahlen fehlen

Nun liegen die Antworten des Regierungsrats auf Meiers Interpellation vor. Die erste Erkenntnis: Man weiss es nicht so genau.

Für die detaillierte Antwort muss man etwas ausholen. Ausführlich beschreibt der Regierungsrat in seinen Antworten die verschiedenen Vergleichstests in der Aargauer Volksschule. So führen die Nordwestschweizer Kantone alljährlich Vergleichstest namens Checks durch. Gemäss Antwort des Regierungsrates ist eine Interpretation der Ergebnisse auf Ebene der Kantone aber nur eingeschränkt möglich. Ein neues Projekt soll dies ändern. So kann die Regierung auch keine Aussage zum Erreichen der Grundkompetenzen machen.

Auch die Pisastudie selbst gibt keinen Aufschluss. Seit 2016 verzichtet der Aargau wie weitere Kantone auf eine eigene Auswertung. Der Grund sind standardisierte nationale Tests: Die sogenannte ÜGK, Kurzform für «Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen». Der Name dieses Tests klingt eigentlich vielversprechend für die Beantwortung von Meiers Hauptfrage. Eigentlich. Denn aktuelle Zahlen zum vergangenen Jahr gibt es derzeit noch nicht. Die Ergebnisse der Erhebung 2023 erwartet der Regierungsrat im Frühling 2025.

Was der letzte Vergleichstest zeigt

Und so verweist der Regierungsrat auf die letzten Resultate des nationalen Vergleichstests. Dieser liegt bereits einige Jahre zurück. 2017 erreichten etwa im Aargau 12 Prozent der teilnehmenden Sechstklässlerinnen und Sechstklässler die Grundkompetenzen im Lesen und in der Orthografie in Deutsch nicht. Gleich viel wie der nationale Durchschnitt.

Ein Jahr zuvor konzentrierte sich die Untersuchung auf die Mathematik. Gerade mal 58 Prozent aller Aargauer Schülerinnen und Schüler erreichten die Grundkompetenzen der 9. Klasse; 4 Prozentpunkte weniger als der Landesschnitt. Heisst im Umkehrschluss: 42 Prozent erreichten die Grundkompetenzen nicht.

Vielleicht auch deshalb nennt der Regierungsrat in seiner Antwort die genauen Resultate nicht. Er verweist nur darauf, dass die damaligen Ergebnisse «ausführlich diskutiert» worden seien. Vom aktuellen Test erwartet der Regierungsrat nun, dass «alle Aargauer Schülerinnen und Schüler die Grundkompetenzen erreichen». Schliesslich handle es sich dabei um Bildungsstandards, die beschreiben, was Schülerinnen und Schüler am Ende der obligatorischen Schule können sollten, so die Aargauer Regierung.

Resultate in Deutsch und Mathematik 2023 leicht tiefer

Meier fragt nicht nur nach dem Erreichen der Grundkompetenzen. Der Grossrat thematisiert mit seinem Vorstoss allgemein die «Leistungsentwicklung der Aargauer Volksschule», wie er es nennt. Hier geben etwa die Checks, die Vergleichstest der Nordwestschweizer Kantone, Aufschluss. Hier zeige sich, das die durchschnittlichen Ergebnisse seit 2019 grundsätzlich konstant seien, so der Regierungsrat. Dass die Ergebnisse im letzten Jahr in Deutsch und Mathematik tiefer ausgefallen sind, beunruhigt den Regierungsrat nicht. Dieser Trend zeige sich auch in anderen Nordwestschweizer Kantonen.

Und nicht zuletzt vermutet Meier, dass längst nicht alle Schülerinnen und Schüler an den Vergleichstests teilnehmen. Der Regierungsrat teilt Meiers Einschätzung indes nicht. Die Teilnahmequote an den Checks liege konstant bei rund 96 Prozent.