Genuss kennt keine Kantonsgrenzen – 400 Menschen wandern auch ohne Sonne
Fernsicht in die Berge? Das war nicht zu haben am Sonntag. Dafür ist das Auge des Wandervogels geschärft für die Blumen am Strassenrand und in den Gärten, und aus dem feuchten Getreide kann man mit etwas Fantasie bereits das Brot riechen. Genusswandern. Für Hansueli Ziswiler aus Schöftland, mit seiner Familie unterwegs, eine «familiäre, gesellige» Sache, die nach Fortsetzungen ruft.
Bei Familie Strub in Attelwil bringt Bauer Michel Strub den Wanderlustigen anschaulich die biologische Landwirtschaft näher. Und damit die Tierrassen, die auf ihrem Hof leben: Charolais-Rinder, Weideschweine, Spiegelschafe, Bresse-Hühner. Diese Einblicke können vertieft, ja eigentlich verinnerlicht werden im Hofladen, wo neben den rein tierischen Produkten auch Teigwaren aus eigenem Mehl und Eiern gekauft werden können, und in der Festwirtschaft vor dem Laden gibts kalte Plättli.
Auf acht Kilometern vom Fleisch übers Obst zum Gemüse
Markus Bolliger, Geschäftsführer des Regionalverbands Suhrental, der zusammen mit dem Luzerner Pendant, dem Regionalen Entwicklungsträger Sursee-Mittelland das Netzwerk Su(h)rental initiiert hat, hat die Wanderung von acht Kilometern Länge konzipiert und dabei auf Abwechslung geachtet.
So ist die zweite Station, der Hof von Barbara und Ruedi Neeser in Reitnau, ein Obstbaubetrieb. Hier erfährt man Wissenswertes über Schädlinge und Nützlinge, die Abhängigkeit von der Natur, aber auch über die Rollen von Handel und Konsumenten. Feine Backwaren – die Zwetschenjalousie beispielsweise, ein Gedicht – verführen zum Verweilen, und der Süssmost fehlt nicht im Sortiment der Genussprodukte.
Man konnte Produkte direkt bei den Erzeugern kaufen
In Winikon, auf dem Hof von Andrea und Beat Leupi kommen die Cousins Colin Leupi und Yanick Schwegler kaum nach mit dem Bräteln von Rinderbratwürsten und Hamburgern. «Nimm Platz, solang es hat», sagt Beat Leupi. Da müssen, wie bei allen Genuss-Stationen, noch Festtische aufgestellt werden. 45 Mutterkühe geben gehörig Naturabeef, von dem Frischfleisch gekostet und Verpacktes erworben werden kann. Leupis Hofladen steht für Fleisch-Spezialitäten. Spezialattraktion da: Korbflechter Hans von Ballmoos aus Rickenbach.
Die letzte Etappe der Su(h)rentaler Genusswanderung führt, zu Fuss, wie die meisten es tun, auch die Schöftler Senioren, auf Wunsch aber auch per Bus, von Markus Bolliger gefahren, nach Triengen, zum Gemüsebaubetrieb von Markus und Christine Gilli, wo man Gemüsedips oder Grünspargeln aus Eigenproduktion verkosten kann. Wie auch auf den anderen Höfen ist auch hier ohne Rücksicht auf Kantonsgrenzen Regionalität Trumpf: Cider aus Kulmerau und Ruedertaler Hofglacé. Und im Hofladen warten Gemüse und Früchte.
Positive Bilanz macht eine Fortsetzung wahrscheinlich
Was will das Netzwerk? Das Suhrental und das Surental zu einer Region verbinden, gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch vernetzen. Ein Ausdruck davon ist eine 68-seitige Broschüre, die die Gemeinden des Tales vorstellt, Wander- und Velorouten enthält und Sehenswürdigkeiten beschreibt. Von der Surseer Altstadt bis zum Gutenbergmuseum in Reitnau oder dem Sandsteinmuseum in Staffelbach.
Obs eine Fortsetzung der ersten Su(h)rentaler Genusswanderung gibt? Markus Bolliger schliesst nicht aus, aber natürlich mit einer anderen Route. Die sehr guten Rückmeldungen von den mitmachenden Unternehmen, aber auch von Teilnehmenden, die das Kantonsübergreifende (und damit Horizonterweiternde) ebenso geschätzt haben wie die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, sind gute Argumente.