Birchers Start-up steht in der Kritik
Zum Artikel «Das Gegenteil von Willkommenskultur». Ausgabe vom 8. April.
Ja, warum denn? Ist es denn so vermessen zu verlangen, dass, wer Wohlfahrt oder eben Sozialhilfekosten einer Gesellschaft in Anspruch nimmt, dieser im Rahmen der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten irgendwann auch etwas zurückgibt? Unser friedliches und auf Verständnis für die Sorgen und Nöte des jeweils anderen basierendes Zusammenleben besteht doch gerade darin, dass man in der Not zusammensteht. Aber es besteht eben auch der Grundsatz, etwas zurückzugeben, wer etwas genommen hat. Wer das nicht tut, ist ein Schmarotzer. Einer, der nur nimmt, nie aber gibt. Auch die Natur lehrt uns dieses Prinzip in eindrücklicher Weise: Ein Baum, umschlungen von Schmarotzerpflanzen, wird ausgesogen, bis ihm buchstäblich der Saft ausgeht. Und so müsste eigentlich auch Irène Kälin, gerade als Grüne, ihre politischen Lehren aus der Natur bezogen haben. Schon John F. Kennedy sagte in einem treffenden Statement: «Frage nicht, was der Staat für dich tun kann, frage, was du für den Staat tun kannst.» Und so ist es denn nicht primär die Willkommensstruktur, die wir zu pflegen haben. Es ist vielmehr ein Gesellschaftsauftrag, alle Gesellschaftsmitglieder darin zu befähigen, selber, eigenständig und nachhaltig etwas zum Gemeinwesen beizutragen.
Rudolf Fankhauser, Rothrist