Schulleitung gibt nachmittags hitzefrei – doch der Kanton legt sein Veto ein
Schulleiterin Corinne Prowe war sich durchaus bewusst, dass im Kanton wie auch schweizweit kein «Hitzefrei» mehr existiert, wie sie gegenüber dem SRF-«Regionaljournal» sagt. Aber: «Ich brauche da einfach den gesunden Menschenverstand. Es war eine Reaktion auf die aktuelle Situation vor Ort.» Am Nachmittag herrschten zwischen 30 und 40 Grad in den Schulzimmern. «Das sehen wir als nicht zumutbar», so Prowe weiter. «Da sollen die Schülerinnen und Schüler lieber zu Hause arbeiten, wo es kühler ist.» Ihr sei bewusst, dass das eine Grauzone sei.
Mit dieser Definition ist man beim Aargauer Bildungsdepartement allerdings nicht einverstanden. Hitzefrei sei keine Grauzone, sondern verboten. Mediensprecherin Simone Strub hat zwar Verständnis dafür, dass Schulen bei den aktuell hohen Temperaturen nach Lösungen suchen, «diese müssen aber regelkonform sein». Heisst: Nach den (illegalen) hitzefreien Nachmittagen am Montag und Dienstag, muss die Schülerschaft am Donnerstag und Freitag wieder gemäss Stundenplan zum Unterricht vor Ort erscheinen.
Die Schulen hätten insbesondere auch eine Betreuungsaufgabe zu erfüllen, hält man beim Bildungsdepartement fest – auch bei hohen Temperaturen. Auf die besonderen Bedingungen darf dabei Rücksicht genommen werden. Die Abteilung Volksschule empfiehlt in einem solchen Fall Unterricht in kühleren Zonen wie im Wald, im Keller oder draussen im Schatten.
«Positive Reaktionen» bei den Eltern
Laut Corinne Prowe und der Schulleitung war das nicht machbar, weil zu wenige kühle Räume für alle Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestanden hätten. Und mit allen Kindern in die Badi zu gehen, sei auch nicht realistisch. Deshalb gab es am Montag und Dienstag nachmittags jeweils keinen Unterricht und stattdessen Hausaufgaben.
Und wie reagierten die Eltern auf die plötzlichen freien Nachmittage ihrer Kinder? «Es gab für die Sache selber positive Reaktionen», erklärt Prowe. Zudem habe man die Betreuung vor Ort weiterhin angeboten, sofern Eltern darauf angewiesen waren. Mit dem Eingreifen des Kantons ist das Thema nun aber auch in Birr wohl für eine Weile erledigt.
Für künftige Hitzewellen verweist Simone Strub auf die Qualität und Isolation der Schulgebäude – und nimmt damit die Gemeinden in die Pflicht. Das Bildungsdepartement selber hat keine Strategie für den Fall, dass Hitzetage in den nächsten Jahren weiter zunehmen. (pin)