Millionenschaden nach nächstem FCZ-Eklat und ein Videoschiedsrichter, der mal eben die Macht übernimmt
Trainerwechsel und Riesenumbruch im Kader – dem FC Zürich wurde eine problematische Saison prognostiziert. Aus sportlicher Sicht werden die Skeptiker bislang eines besseren belehrt. Nach dem 0:0 gegen Meister YB übernimmt der FCZ wieder die Tabellenspitze vor dem punktgleichen Lugano.
Es scheint aber, dass der momentane Erfolg auf ultradünnen Beinen steht. Der Grund hat einen Namen: Ricardo Moniz. Der ist der Trainer des FC Zürich und gilt als herausragender Ausbildner und Taktiker. Dem ist mit Blick auf die Tabelle nicht zu widersprechen. Aber es stellt sich die Frage: Wie lange hält der FCZ diesen Trainer aus?
Im Sommer waren es mit den Ein- und Auswechslungen von Spielern innerhalb einer Partie noch verhältnismässige Kleinigkeiten, ehe im August Eklat Nummer 1 folgte: Im Cupspiel in Zug soll Labinot Bajrami dem Trainer gegenüber ausfällig geworden sein – worauf er sofort ausgewechselt wurde. Danach überschlugen sich die Ereignisse. Bajramis Vater wirft aus Wut einen Regenschirm (!) in Richtung Moniz, nur dank dem schnellen Einschreiten von FCZ-Präsident Ancillo Canepa passierte nichts Schlimmeres.
Moniz drohte mit Rücktritt, blieb dann aber doch. Weil die Klubführung seine Forderung umsetzte und Bajrami erst in die Junioren strafversetzte, ehe er zum FC Winterthur ausgeliehen wurde.
Seither folgten einige knackige Pressekonferenzen mit Moniz. Etwa nach dem 1:3 gegen Servette, als er sagte, dass seine Mannschaft ihn «krank mache». Nasenwasser im Vergleich zum Regenschirm-Vorfall. Und zum neusten Eklat: Beim 0:0 am Wochenende gegen Meister YB sitzt Mittelfeldspieler Cheick Condé nicht wie auf dem Matchblatt aufgelistet auf der Ersatzbank, sondern auf der Tribüne. Moniz’ Version: Als Condé erfahren habe, dass er nicht in der Startelf stehe, sei es zum lautstarken Streit gekommen. Er lobte Condé zwar als «fantastischen Spieler», der aber eines begreifen müsse: «Fussball ist Mannschaftssport. Wenn er das anders sieht, soll er Tennisspieler werden.»
Moniz macht klar: Unter seiner Führung werde Condé kein Spiel mehr für den FC Zürich absolvieren. Für sein Durchgreifen erhält er durchaus Lob, auch von Präsident Canepa. Mag ja sein, dass die heutige Spielergeneration verweichlichter ist als früher. Aber: Moniz ist nicht der einzige seines Fachs, der Disziplin gross schreibt. Er ist nicht der erste Trainer, der einen Spieler ein- und auswechselt. Oder einen Profi auf die Ersatzbank setzt. Warum aber führen diese vermeintliche Lappalien bei ihm regelmässig zum Knall?
FCZ-Sportchef Milos Malenovic jedenfalls ist in der Zwickmühle: Zwar schwärmt auch er von Moniz, schliesslich hat er ihn zum FCZ geholt. Aber nach Bajrami ist mit Condé nun schon der zweite vielversprechende Spieler kaltgestellt – und damit auf einen Schlag auf dem Transfermarkt nur noch halb so viel wert. Das kann in die Millionen gehen, im Fall von Condé ganz sicher. Jeder Interessent weiss nun, dass Condé beim FCZ keine Zukunft hat. Und mit jedem Spiel, das er auf der Tribüne verbringt, schmilzt sein Marktwert noch mehr. Keine gute Verhandlungsposition für den FCZ.
Eine Begnadigung indes unmöglich: Misst der Klub nach dem Rauswurf von Bajrami nun nicht mit gleichen Ellen, schadet das der Glaubwürdigkeit. Und schwächt Ricardo Moniz. Einen Entscheid in der Causa «Condé» hat der FCZ auf Anfang dieser Woche angekündigt.
Turbulente Tage beim FCZ! Die erlebt auch Stadtkonkurrent GC. Die Niederlage in Luzern ist die vierte aus den letzten fünf Spielen. Trainer Marco Schällibaum wackelt mehr denn je. Bitter für ihn, dass dem Penaltytreffer der Luzerner zum 2:0 eine abenteuerliche Kommunikation zwischen Schiedsrichter von Mandach und VAR Cibelli vorausgeht. Ersterer sieht auf dem Bildschirm keinen Beweis für ein Handspiel von GC-Verteidiger Dirk Abels, aus dem VAR-Raum aber trichtert ihm Cibelli ein, der Ball sei wirklich am Arm gewesen. Worauf von Mandach Penalty gibt. Und wir uns fragen: Wofür steht dann überhaupt noch ein Schiedsrichter auf dem Platz?