Seit zwei Jahren keine Hochzeiten mehr: Die Schloss-Schliessung hat auch für die Prachtskapelle Folgen
Seit gut drei Jahren steht das Leben im Schloss Böttstein still. 2020 wurde über die Schlossbesitzerin der Konkurs eröffnet. Seither sind die Tore des über 400 Jahre alten Gebäudes geschlossen. Die Folgen der Schliessung bekommt auch die Kapelle zu spüren, die an das Schloss grenzt. «Seit zwei Jahren fanden hier keine Trauungen mehr statt», sagt Viktor Ringele, Präsident des Kapellenvereins, der für die Finanzierung und den Unterhalt der Schlosskapelle Böttstein zuständig ist und um deren Einrichtungen sicherzustellen.
Die Nachfrage nach Hochzeiten sei zwar schon länger rückläufig, so Ringele. In den Neunzigerjahren hätten jährlich rund 30 Trauungen in der Kapelle Böttstein stattgefunden. Über die letzten zwei Jahrzehnte seien sie kontinuierlich zurückgegangen. «Mit dem Aus von Schloss Böttstein sind sie nun aber komplett eingebrochen», muss der Präsident zum Leidwesen des Vereins feststellen. «Die Turbulenzen um das Schloss seien für uns sicherlich nicht förderlich gewesen und haben sich ins Bewusstsein der Leute eingebrannt.»
Hauptsächlich für Gottesdienste und Konzerte genutzt
Viktor Ringele bedauert, dass die Kapelle mit den Negativschlagzeilen in Verbindung gebracht wird. «Wir hatten letztes Jahr einige Anfragen. Nach einem Augenschein vor Ort folgten dann die Absagen, wohl auch darum, weil sich das Schloss inzwischen nicht mehr besten Zustand befindet.» Ganz im Unterschied zum über 400-jährigen Bau: Die barocke Kapelle, die zwischen 1615 und 1617 erstellt wurde, gilt als die schönste im Mittelland.
Genutzt wird sie aktuell nur sporadisch: Es finden ein bis zwei Gottesdienste pro Monat statt sowie vereinzelte Taufen. Der Verein bemüht sich allerdings, dass der Raum vermehrt mit Leben gefüllt wird. Etwa mit klassischen Konzerten. Ziel sei es aber nicht, grosse Kulturanlässe zu veranstalten, sagt Viktor Ringele, der seit Jahren die Geschicke des Vereins führt. «Die Kapelle Böttstein soll aber auch nicht zum reinen Kultobjekt werden, das nur noch spärlich genutzt wird.»
Wieder Leben in die Kapelle bringen
Gleichwohl geht es dem Verein nicht darum, Gewinn zu erwirtschaften. Mit den Anlässen sollen primär die entstehenden Kosten gedeckt werden. Die finanziellen Mittel schöpft der Verein, der 1935 gegründet wurde, vorwiegend aus Mitglieder- und Gönnerbeiträgen sowie Spenden und Legaten. Viktor Ringeles Wunsch wäre es, wieder Leben in die Kapelle und die Umgebung zu bringen. Vielleicht irgendwann auch wieder mit Hochzeiten.