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«Der Baum zog mich magisch an»: Warum Fotograf Michel Jaussi die Linde von Linn mittels Webcam in seine Stube überträgt

Zwei Webcams existieren in der Region Brugg bereits. Eine davon zeichnet die Stimmungen und das Wetter rund um die Linde von Linn auf. Was hat es damit auf sich?

Der Verein Tourismus Region Brugg plant, auf dem Alpenzeiger auf dem Bruggerberg eine Webcam zu installieren. Diese soll an schönen Tagen das Alpenpanorama übertragen und bei Nebel die Ausflüglerinnen und Ausflügler vor Enttäuschungen bewahren. In der Umgebung von Brugg gibt es erst zwei Webcams dieser Art. Die eine steht auf dem Flugplatz Birrfeld, wo sie eine massgebliche Rolle für die Planung der Sichtflüge spielt. Die andere steht in Linn.

Was auf den ersten Blick erstaunen mag, macht auf den zweiten Blick Sinn. Initiator der Webcam ist der international bekannte Fotograf Michel Jaussi. In Windisch aufgewachsen, lebt er seit 23 Jahren im Dorf, das aufgrund seiner Einbettung in die Landschaften des Juraparks Aargau und seines «Ortsbilds von nationaler Bedeutung» zu den sehenswertesten Ecken des Kantons zählt.

Fast direkt vor Jaussis Tür wächst der Baum, der – spätestens seit den Drehs zur Krimiserie «Der Bestatter» mit Mike Müller in der Hauptrolle – zu den bekanntesten Fotosujets der Schweiz gehört: die Linde von Linn.

Rund 850 Jahre ist sie alt, 25 Meter hoch und mit einem Stammumfang von elf Metern begnadet. Die Linde ist nicht nur das Wahrzeichen des Dorfes, für das sich Michel Jaussi als Besitzer des ehemaligen Restaurants Zur Linde, dem einzigen unter kantonalem Denkmalschutz stehenden Haus in Linn, sondern auch als Vorstandsmitglied desVereins Pro Linnengagiert. Der markante Baum ist für den Fotografen auch ein ganz persönliches Symbol der Lebenskraft.

Bereits mit zehn Jahren hat sich Jaussi in die Linde von Linn verliebt. «Ich sah sie von unserem Zuhause an der Chapfstrasse in Windisch aus», erzählt er. «Der Baum und die schöne Region darum herum zogen mich magisch an.» Immer wieder besuchte er die grüne Riesin und liess seine Augen über die weiten Landschaften der Umgebung schweifen.

«Dieser epische Blick auf die Welt prägt mein fotografisches Schaffen bis heute», sagt Jaussi, dessen Landschaftsaufnahmen im strahlenden Gegenlicht zahlreiche Werbekampagnen – von Aargau Tourismus über Postauto bis hin zur Deutschen Bahn – geprägt haben.

Ein «Best-of»-Webcam-Bild, das Jaussi manuell ausgelöst hat.
Bild: zvg / Michel Jaussi

Der Linde fühlt sich der 52-Jährige auch in seinem zweiten Tätigkeitsbereich verbunden. Michel Jaussi ist leidenschaftlicher Winzer und produziert auf seinem Weingut, das – wie könnte es anders sein – «Zur Linde» heisst und Rebberge in Villnachern und Oberflachs unterhält.

Daraus entsteht hauptsächlich der Pinot Noir «Unter der Linde» Grand Cru. Daneben bewirtschaftet er am Linnerberg mit viel Aufwand einen Baumgarten mit alten und seltenen Hochstammsorten. Hier gedeihen unter anderem Wilerrot, Hemmiker, Brugger Reinette, Aargauer Herren und Schwarzwald-Kirsche, welche Jaussi zu delikaten Spirituosen verarbeiten lässt.

Michel Jaussi in der Gaststube des ehemaligen Restaurants Zur Linde in Linn, wo er seine Gäste bewirtet.
Bild: zvg / Michel Jaussi

Der weiten Welt zugewandt, ist Michel Jaussi tief mit seiner «Herzensheimat» Linn verbunden. Den Baum, der seine Laufbahn geprägt hat und ihm zum täglichen Lebenselixier geworden ist, holt er sich mit einer Webcam, die seit 2010 existiert und im Kamin seines Hauses vom Wetter geschützt installiert ist, direkt in seine renovierte Gaststube.

Hier bewirtet Michel Jaussi ab und an seine Gäste mit ausgesuchten Speisen und den dazu passenden edlen Tropfen. Über einen Bildschirm ist auch die Linde von Linn in der Gaststube präsent und verbreitet im Wandel von Tages- und Jahreszeiten ihre mystische Stimmung. «Für mich war das immer meine ‹Kunst am Bau›zur Fertigstellung der Renovation», sagt Jaussi.

«Besonders schön ist der Anblick früh am Morgen, wenn das erste Sonnenlicht durch die Blätter funkelt», sagt der Fotograf. Aber auch beim Eindunkeln oder im Kleid des ersten Schnees fasziniere ihn die Linde jedes Mal von neuem. Ist die Stimmung besonders schön, packt er seine Kamera und geht zur Linde, um sie zu fotografieren.

«Es ist jedes Mal ein besonderes und einmaliges Erlebnis, die Linde von Linn fotografisch auf ein Neues festzuhalten», schwärmt er. Obwohl er die Vorteile der Webcam schätze: Eine reale Aufnahme vor Ort gehe in jedem Fall vor.

Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn

Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi
Aufnahmen der Webcam von der Linde von Linn.
Bilder: zvg/Michel Jaussi

Die Bilder der Webcam, welche die Richtlinien des Datenschutzes einhalten – so sind Gesichter etwa nicht erkennbar – werden auf der Website von ProLinn,www.linnaargau.ch, und auf vielen weiteren Webcam-Portalen ausgestrahlt.

Das ist ganz im Sinn von Michel Jaussi, der ein bisschen so etwas wie der Missionar der Linner Linde geworden ist. «So kann ich die Kraft der Linde von Linn – die zwischenzeitlich auch ein Wahrzeichen des Kantons Aargau wurde – der ganzen Welt zugänglich machen», sagt er – und sein Gesicht strahlt wie «seine» Linde im Gegenlicht.