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Auf die Feuerwehr hoffen, statt Vorkehrungen treffen – das haben die Bewohner mit dem Feuerinferno zu tun

Die verheerenden Brände in Los Angeles haben für Kritik an den Politikern der Stadt und des Staats Kalifornien gesorgt. Dabei haben die Bewohner womöglich selbst ihren Teil zur Katastrophe beigetragen.

Eigentlich hätte Los Angeles’ Bürgermeisterin Karen Bass ja schon genug zu tun. «Unsere oberste Priorität ist es jetzt, Leben zu retten, Leben zu schützen, Häuser zu retten», sagte sie auf einer Pressekonferenz, bei der sie sich kritischen Fragen zu fehlenden Ressourcen und verzögerter Hilfe stellen musste. «Ich bin nicht hier, um über den Stand unseres Haushalts zu sprechen.»

Anwohner berichteten laut den Reportern von nicht funktionierenden Hydranten, zu wenig Löschwasser und einer spärlichen Präsenz von Rettungskräften in manchen Gegenden. Bass betonte, dass extreme Wetterbedingungen – insbesondere die starken Winde – die Situation verschärft und den Einsatz von Löschflugzeugen behindert hätten. «Wir wissen auch, dass Feuerhydranten nicht für derartige massive Zerstörungen ausgelegt sind», sagte sie.

Für Präsident Joe Bidens designierten Nachfolger, den Republikaner Donald Trump, ist das alles ein gefundenes Fressen. Er kritisierte auf Truth Social wiederholt die Wasserpolitik von Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom. Der Demokrat Newsom unterstützt Umweltauflagen, die den Wasserfluss in bestimmte Regionen zugunsten von Ökosystemen einschränken. Kritiker insbesondere aus dem konservativen Lager werfen Newsom vor, dadurch Landwirtschaft und Brandschutz zu gefährden.

«Da brennt alles wie Zunder»

Fachleute sehen die Hauptursachen für die Ausbreitung der Brände allerdings in Dürre, starken Winden und unzureichendem Waldmanagement. «Bei einem Feuchtegehalt in der Vegetation von bloss vier bis sechs Prozent – wie in Los Angeles gemessen wurde – brennt alles wie Zunder», erklärte etwa Alexander Held, Experte für Feuermanagement und Waldrisiko beim Europäischen Forstinstitut in Bonngegenüber SRF. Monatelange Trockenheit, extrem trockene Vegetation und die starken Santa-Ana-Winde seien «die perfekten Zutaten zum Feuersturm» gewesen.

Bewohner schauen auf die Übrigbleibsel eines zerstörten Gebäudes.
Allison Dinner / EPA

Jedoch bemängelt auch Held das Feuer-Management. Weil manche Wohngebiete inzwischen sehr nah an den kalifornischen Vegetationsgebieten liegen, sei die Frage nicht ob, sondern wann es auch in Wohngegenden brenne. Denn Wald- und Buschfeuer sind in Kalifornien eigentlich ein völlig natürliches Phänomen – darauf müssen sich die Behörden, aber auch die Bewohner, einrichten. Etwa indem man die Vegetation entsprechend beachtet und behandelt.

Nichts tun und auf die Feuerwehr hoffen

Stattdessen hätten völlig ausgetrocknete Hecken zwischen einzelnen Häusern wie Zündschnüre zur Weiterverbreitung des Feuers beigetragen. Das Problem: «Der Mensch ist grundsätzlich faul und hofft, dass es ihn nicht trifft», sagt Held. Statt also Vorkehrungen zu treffen, hoffen die Menschen, dass notfalls die Feuerwehr das Schlimmste verhindern kann.

Wenn das dann nicht klappt, ist es einfacher, den Behörden die Schuld zu geben. Und so muss denn auch Bürgermeisterin Bass ankündigen, die Massnahmen nach der Eindämmung der Brände zu überprüfen. «Nach unserer obersten Priorität werden wir alles, was getan wurde, evaluieren, um zu sehen, was funktioniert hat und was nicht.»(pin/dpa)