
Hoch hinaus: Die grösste Fassadenbegrünung im Aargau entsteht an der St. Josef-Stiftung
Vergangenen Januar fand die Einweihung des kernsanierten Zentralbaus der St. Josef-Stiftung in Bremgarten statt. Zwei Monate später fiel nun der Startschuss zur Begrünung der Fassade.
Ein mobiler Baukran zeugt am Montagmorgen von den Arbeiten an der Fassade des Zentralgebäudes. «Sechzig bis siebzig Schlingpflanzen sind auf das Dach gehievt worden», erzählt Roger Ingold, Fachplaner Gebäudebegrünung und Pflanzenspezialist aus Oberwil-Lieli.
Die Umsetzung des Vorhabens sorgte für Erstaunen
Neben den Schlingpflanzen auf dem Dach werden auf dem Boden rund um das Gebäude noch mehrere hundert Stauden und Gräser angepflanzt. Die Absicht hinter der Begrünung ist vielfältig. So fördert es die Artenvielfalt, leistet einen Beitrag zum Klima und kühlt die Fassade und Innenräume. «Im Inneren des Gebäudes wird es so 2 bis 3 Grad kühler. Allerdings ist der psychologische Effekt grösser und wichtiger», erklärt Matthias Peterhans, Bereichsleiter Ökonomie der Stiftung und Mitglied der Baukommission.

Bild: Philipp Eller
«Die Planung für die Begrünung begann vor etwas mehr als drei Jahren», erklärt Peter Annen, stellvertretender Leiter der St. Josef-Stiftung. Es sei ein Anliegen des Stiftungsrats gewesen, etwas Gutes zu bewirken. Zur Umsetzung habe man Betonklötze und Stahlträger auf dem Dach montieren müssen, um eine Bepflanzung zu ermöglichen. «Ich war erstaunt, wie extrem die baulichen Massnahmen für die Begrünung sind», erzählt Peterhans schmunzelnd.
Nicht jede Pflanzenart ist für eine Fassadenbegrünung geeignet. «Es ist sehr schwierig, die richtigen Pflanzen zu finden», erklärt Ingold und führt weiter aus: «Sie müssen 15 bis 20 Meter lang werden.» An der Aussenhülle sind daher verschiedene Arten von Schlingpflanzen zu finden. Diese seien in den letzten zwei Jahren bei der Emil Huber AG in Wohlen gezüchtet worden, wie Kurt Gerhard, Bauführer von Emil Huber, erklärt.
Die Begrünung dient auch als Zuhause für Vögel
Wenn die grösste Gebäudebegrünung im Kanton ihre volle Ausdehnung erreicht hat, wird sie eine Fläche von 90 bis 100 Quadratmetern erreichen. Dies wird aber noch ein paar Jahre dauern. «Das Wachstum beträgt 2 bis 4 Meter pro Jahr», erläutert Ingold. Damit das auch optimal gelingen kann, braucht es unter anderem eine moderne Bewässerungsanlage. «Sensoren messen, wie stark die Feuchtigkeit ist, und berechnen anhand der Werte die benötigte Wassermenge, welche automatisch abgegeben wird», erklärt Huber.

Bild: Philipp Eller
Die Schlingpflanzen, welche bereits jetzt mehrere Meter lang sind, werden auf dem Dach in den nächsten Tagen angepflanzt. Anschliessend werden sie von Industriekletterern an Seilen entlang der Gebäudefassade festgemacht. «Man muss die Pflanzen quasi erziehen», erklärt Gerhard das Befestigen an den Seilen. Sie müssen verstehen, dass sie nach unten wachsen sollen.
Neben den ganzen Vorteilen für das Gebäude bietet die Begrünung auch Platz für Brutplätze der Vögel. «Der nahe gelegene Flachsee wird die Artenvielfalt nochmals fördern. Falken und Fledermäuse werden hier ihr Zuhause finden», erläutert Ingold. Damit trägt die Begrünung nicht nur zum Wohlbefinden der Menschen, sondern auch zu dem der Tiere bei.