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Der berühmteste Schläger der Schweiz steigt in den Ring: «Man kämpft immer seinem Charakter entsprechend»

Am 12. April luden die Veranstalter des Kampfes zur offiziellen Pressekonferenz zwischen Keller und seinem Gegner, Claude Wilfried nach Winterthur. Am 26. April fliegen in der Axa Arena in Winterthur die Fäuste. Wird es ein Schaukampf, oder ein gesittetes Kräftemessen?

«Ich will kämpfen, ich will schlagen, ich will zerstören», so verkündete es Brian Keller unlängst auf der Videoplattform Tiktok. Die Rede ist von seinem ersten offiziellen Boxkampf Ende April.

Kellers Gegner, der Franzose Claude Wilfried gilt in der Kampfsportszene als gänzlich unbekannt – so präsentiert ihn jedenfalls der Veranstalter. Gemäss dem Veranstalter soll er aber einen schwarzen Gürtel im Judo besitzen und nun seine Boxkarriere lancieren wollen.

Alles begann mit «Carlos»

Kämpfe sind stete Begleiter im Leben des heute 30-jährigen Keller. Wegen diverser Delikte landete er bereits als junger Teenager in Strafanstalten. 2013 erlangte er als 17-Jähriger nach einer SRF-Doku in der Jugendstrafanstalt und unter dem Pseudonym «Carlos» nationale Bekanntheit. Die Bestrebungen des Kantons Zürich ihn zu resozialisieren, besonders die vom Staatsfiskus bezahlten Kickbox-Stunden stellten ihn ins mediale und politische Kreuzfeuer.

2016 war er fünf Jahre straffrei, als er einem Mann im Tram in Zürich den Unterkiefer brach. Darauffolgend wurde er von einen Gefängnis ins andere verlegt, stets unter Polizeischutz. Mal weil er als Gefahr für die Mitarbeitenden eingestuft wurde, mal um ihn vor geplanten Attacken seiner Mithäftlinge zu beschützen. Zeitweise in Einzelhaft, zeitweise unter unmenschlichen Bedingungen. Zuletzt wurde er nach seiner Freilassung wieder verhaftet, weil er einem Tiktoker das Jochbein gebrochen hatte.

Mittlerweile ist Keller auf freiem Fuss und trainiert für mehrere Boxkämpfe diesen Frühling und Sommer. Zuerst soll am 26. April Claude Wilfried beseitigt werden und zwei Wochen später folgt der Kampf gegen den Deutschen Rapper und Schauspieler Sinan G. Keller auf Instagram: «Dem brechen wir auch was.»

Ein abgekartetes Spiel?

Gemäss Spekulationen im Internet soll der Kampf gegen Wilfried gekauft und der Franzose leichte Beute sein. Kritiker wollen einen K.O. für Brian in der ersten Runde wittern. Das Lager um Claude Wilfried stellt sich dezidiert dagegen. Auch, dass er ein unbeschriebenes Blatt sei tun sie als Lügen ab.

Brians Gegner: Claude Wilfried (links) und sein Trainer Mboungou Bienvenu (rechts).
Bild: Christian Beutler / Keystone

Wilfried habe 18 Boxkämpfe hinter sich, davon zehn mit K.O. und fünf mit T.K.O gewonnen. Wilfrieds Trainer: «Für unsere Zukunft als Kämpfer dürfen wir diesen Kampf nicht verlieren.» Auch Wilfried selbst zeigt sich siegessicher: «Ich habe ein gutes K.O für ihn reserviert.»

Auf diesen Einwand Wilfrieds wird Keller wach, grinst breit: «Brian ist Killer.» Er sei bereit, habe gut trainiert, schnell. Nach der Pressekonferenz habe er Sprints auf dem Trainingsplan. Doch das sei genug sagt er. «Ich will in zwei Wochen Taten sprechen lassen.» Und: «Heute ist es anders als früher auf der Strasse, da ging es um das Ego. Heute geht es um den Sport, die Zukunft.» Keller kämpft mit einer deutschen Profilizenz.

Biran Keller (links), Veranstalter Mustaf Nicaj (mitte) und Claude Wilfried: Der letzte Handschlag.
Bild: Christian Beutler / Keystone

Auf den Spuren der Youtube-Boxer

Ob ihn die Vergangenheit manchmal einhole? «Es gibt Dinge, die Ich anders machen würde, wenn ich zurückkönnte. Aber das geht nun mal nicht», sagt Keller. Er habe viele harte Dinge erlebt, das habe ihn auf die Kämpfe vorbereitet. «Man kämpft immer seinem Charakter entsprechend.» Kellers langfristiges Ziel ist es durch den Boxsport aufzusteigen. Denn Sport gebe halt, gebe dem Leben ein Ziel.

Boxkämpfe Prominenter, oder halbprominenter Männer gewannen in den letzten Jahren an Beliebtheit. Besonders englischsprachige Youtuber hatten mit diesem Modell bereits Erfolg. Auch in Deutschland halten diese Kämpfe nun Einzug. Und Brian als «berühmtester Häftling der Schweiz» ist für eine solche Affiche natürlich ein idealer Gegner.

Die anfängliche Nervosität verflog schnell. Keller war auch zum Witzeln aufgelegt.
Bild: Christian Beutler / Keystone

Kellers nächster Kampf gegen den Rapper Sinan G. kommt einige Wochen nach demjenigen gegen Wilfired. «Ich sollte mich nicht verletzen», sagt er. Aber das werde schon klappen. Ob er vorsichtig in den Kampf starten werde? «Nein, ich gehe voll rein. Ich will ihm kein Selbstvertrauen geben.»

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