Nach wochenlangen Spekulationen: König Charles III. und seine Gattin Camilla werden im Mai gekrönt
Wochenlange Spekulationen hat der Buckingham-Palast am Dienstag beseitigt: Die Krönung des neuen Königs Charles III. wird am 6. Mai kommenden Jahres erfolgen. Wie in der englischen Monarchie seit 900 Jahren – und in der gesamtbritischen Institution seit mehr als 300 Jahren – üblich, nimmt der anglikanische Erzbischof von Canterbury die feierliche Zeremonie in der Londoner Westminster Abbey vor.
Schon bald nach dem Tod von Königin Elizabeth II Anfang September auf Schloss Balmoral und dem unmittelbar erfolgten Amtsantritt ihres 73-jährigen Sohnes begannen die «royal watchers» darüber zu rätseln, wann die Krönung steigen würde. Dass man trotz Charles‘ Pensionsalters damit bis zu helleren Tagen im Frühjahr oder Frühsommer warten würde, galt als ausgemacht.
Dem Zeitgeist soll entsprochen werden
Manche Wettbüros favorisierten einen Samstag Anfang Juni: Am 3. Juni kommenden Jahres wären genau 70 Jahre und ein Tag vergangen, seit die damals 27-jährige Queen an einem verregneten, kühlen Junitag 1953 auf dem Krönungsstuhl Eduards I aus dem späten 13. Jahrhundert Platz nahm und die schwere imperiale Krone aus solidem Gold aufgesetzt bekam.
Stattdessen diesmal also ein Mai-Samstag. Wichtige Elemente wie die Krönung selbst, die Übergabe von Zepter und Reichsapfel sowie die Salbung durch den Erzbischof werden auch diesmal den Gottesdienst bestimmen. Auch dürfte die berühmte Passage aus dem Ersten Buch der Könige verlesen werden, in dem die Krönung von König Salomo im 10. Jahrhundert vor Christus beschrieben wird. Georg Friedrich Händel hat die Worte 1727 als Krönungshymne für George II (1727-1760) vertont, Fussballfans kennen die Melodie als Erkennungszeichen der Champions League.
Neben den ehrwürdigen und traditionellen Elementen solle diesmal aber, wie der Palast vornehm mitteilt, auch «der Geist unserer Zeiten» berücksichtigt werden. Werden etwa Popsongs durchs ehrwürdige Gotteshaus schallen statt der traditionellen Musik englischer Komponisten wie Hubert Parry und William Walton? Oder Geistliche anderer Konfessionen an der Weihehandlung beteiligt? Einzelheiten würden «beizeiten» mitgeteilt, lautet die Mahnung an ungeduldige Neugierige.
Ein weiterer Feiertag?
Für die Regierung mag sich die Frage stellen, ob der traditionelle Maifeiertag zugunsten der Feierfreunde um eine Woche verschoben werden soll. Traditionell begehen die Briten den Tag der Arbeit stets am 1. Mai oder dem darauffolgenden Montag. Da der 1. Mai 2023 ein Montag sein wird, steht er bisher auch so im Feiertagskalender.
Eifrigen Monarchisten und den Tourismus-Verantwortlichen wäre es aber gewiss recht, wenn die feierliche Krönung am Samstag einen arbeitsfreien Montag am 8. Mai nach sich ziehen würde. Für die Trauerfeier der Queen war im September eigens ein öffentlicher Feiertag eingerichtet worden.
Andererseits entspräche die Beschränkung aufs Wochenende jener Verschlankung der Monarchie, die sich Charles III. aufs Panier geschrieben hat. Wie weit er damit gehen will, dürfte sich nicht zuletzt an der Gästeliste festmachen lassen – und daran, wie umfangreich und pompös die festliche Prozession durch die Hauptstadt ausfallen wird.
Eine neue Queen
Schon liegen die Befürworter moderner Schlichtheit im Clinch mit jenen, die ihrer Vorliebe für prunkvolle Machtdarstellung frönen wollen, wie sie die Briten in vollendeter Präzision bei den Trauerfeierlichkeiten für ihre verstorbene Queen zur Schau stellten.
Eine Queen wird es übrigens auch in Zukunft geben: Anders als 1953 der Prinzgemahl Philip wird diesmal auch Charles‘ Gattin Camilla eine Krone aufgesetzt bekommen. Zuletzt war diese Ehrung 1937 der Frau von George VI, Elizabeth Bowes-Lyon, zuteil geworden, die nach dem frühen Tod des Monarchen 50 Jahre lang als «Queen Mum» die Nation entzückte.
Anders als in einigen Londoner Zeitungen, die bereits von Queen Camilla schreiben, ist in der Mitteilung des Palastes von der 75-Jährigen Camilla noch als «Queen Consort» die Rede, also von der Königsgemahlin. Damit dürfte spätestens am 6. Mai nächsten Jahres Schluss sein, wenn die Menge in der Abbey in den traditionellen dreifachen Jubelruf ausbricht: «God save the King!»