Für die personifizierte Leistungsbereitschaft wird der erste Judo-Weltmeister der Schweiz bewundert
Nils Stump wirkt sehr ruhig, gefasst. Auch bei den zahlreichen Ehrungen die der erste Judo-Weltmeister des Landes erfuhr. Regierungsrat Dieter Egli ist zwar nicht der Aargauer Sportminister, aber hatte dafür ein Heimspiel. Oft joggt er spät abends noch in der Gegend der Mülimatt und sieht das Licht noch brennen. «Dieses Engagement fasziniert mich», gibt er offen zu. Er verglich die Politik etwas mit dem Judo. «Zuerst verbeugt man sich, dann versucht man sich gegenseitig auf den Boden zu werfen», meinte er mit einem Augenzwinkern.
Ciril Grossklaus war selber aktiver und erfahrener Judoka und weiss, dass man am Ende die Leistung auf der Matte alleine bringen muss. Aber trotzdem braucht es ein gutes Team hinter dem Athleten. Er bedankte sich denn auch bei den Trainern, Physiotherapeuten und natürlich der gesamten Familie, die alle dabei waren, sowie bei allen, die einen Teil zu diesem grossartigen Erfolg beigetragen haben.
Das Leben spielt sich in der Halle ab
Nils Stump kommt ursprünglich aus Uster ZH und ist gleich neben dem Dojo, der Trainingshalle der Judoka, aufgewachsen. Nach dem Abschluss seiner KV-Lehre zog er zuerst nach Umiken und wohnt jetzt seit ein paar Jahren in Windisch. Dort hat er zusammen mit Lukas Wittwer, selbstverständlich auch er Judoka, eine Sportler-WG.
Von der Gegend um Windisch und Brugg herum hat er noch nicht viel gesehen. Praktisch jeden Tag steht am Morgen eine Einheit Kraft- und Konditionstraining oder Technik auf dem Trainingsplan. Nach einer kurzen Pause kommt am Nachmittag das Kampftraining auf der Matte.
Zwar kennt er die Gegend noch nicht gross, ist aber sehr zufrieden mit den Trainingsmöglichkeiten in der Mülimatt: «Das ist super hier für uns. Wir haben eine tolle Infrastruktur», erklärt der sehr bescheidene und zurückhaltende junge Mann. Zudem hat er zahlreiche starke Trainingspartner oder Gegner. Je nachdem, wie man es nimmt: «Wir haben hier viele gute junge Leute. Aber auch ältere und erfahrene Judokas. Das ist eine richtige gute Gruppe und es ist sehr cool», freut er sich.
Gerade weil er die Gegend noch nicht so erkunden konnte, liessen es sich Heidi Ammon für Windisch und Barbara Horlacher für Brugg nicht nehmen, dem Weltmeister zu gratulieren und ein Badetuch und Gutscheine für einen Besuch im Thermalbad zu überreichen, wenn mal ein kurzer Moment der Pause und Regeneration möglich ist.
Denn für seine Wettkämpfe reist er um den gesamten Erdball. Auch um die nötigen Punkte zu sammeln, damit er sein grosses Ziel erreichen kann: die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. Und Nils Stump ist auf sehr gutem Weg, die Qualifikation zu schaffen.
Jedes Training zu 100 Prozent konzentriert
Am besten charakterisieren konnte den frischgebackenen Weltmeister wohl Christoph Nietllispach. Er war selber jahrelang ein sehr erfolgreicher Judoka, jetzt ist er Trainer der ersten Mannschaft von Brugg. «Er hat enorm viel Disziplin und Leistungsbereitschaft», meint Nietlispach fast schon bewundernd. Und er kennt Stump schon lange, bereits als Junior ist er ihm aufgefallen.
«Er ist in jedem Training zu 100 Prozent anwesend, voll konzentriert. Wirklich in jedem einzelnen. Ich kenne niemanden, der so ein Arbeitstier ist wie er. Weder im Judo noch in anderen Sportarten», betonte der Trainer. Ehrgeiz, Siegeswille, Disziplin und Leistungsbereitschaft sind Attribute, die man im Zusammenhang mit dem Neo-Windischer immer wieder hört.
Er bleibt sich selber treu. Ruhig oder eben konzentriert und fokussiert beantwortet er die vielen Fragen. Normalerweise ist er um die 79 Kilo schwer. Für die Wettkämpfe muss er sechs Kilo «runterkochen», wie die Kampfsportler sagen. Aber auch das sieht er sehr gelassen.
«Innert einer Woche geht das gut», meint er. Für ihn ist es eine Kleinigkeit und selbstverständlich. Andere wären schon um zwei, drei Kilo froh. Aber Nils Stump macht auch dies mit den Eigenschaften, die ihn auszeichnen und mit denen er es bis an die Weltspitze gebracht hat: ruhig, sachlich und enorm fokussiert.