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«Wir haben alles getan»: Schlagzeuger baut sich seinen Traum im Garten

Schlagzeuger Martin Fischer kann mitten im Buchser Einfamilienhausquartier so laut spielen, wie er will - warum das das Verhältnis mit den Nachbarn kein bisschen trübt.

Die einen bauen sich Tomatenhäuschen in den Garten, die anderen Hochbeete, Swimmingpools oder Hundezwinger. Martin Fischer aber hat etwas im Garten stehen, was man so schnell kein zweites Mal findet: ein Musikstudio. Halb versenkt in der Erde, 40 Quadratmeter gross und akustisch so gut gedämmt, dass kein Ton nach draussen dringt. Und das will bei Fischer etwas heissen: Er ist professioneller Schlagzeuger.

Zur Idee des Studios im heimischen Garten am Buchser Nelkenweg geführt hat Fischer die Ungewissheit. Nach langen Jahren in den ehemaligen Fabrikhallen im Aarauer Torfeld Süd, musste er sich vor deren Abbruch vor rund zehn Jahren ein neues Probelokal suchen. Dieses fand er in Hunzenschwil beim Bahnhof. «Aber auch dort war nie klar, wie lange ich wirklich noch bleiben kann.» Und irgendwann hätten seine Frau und er sich gesagt: Warum nicht hier, anstelle des Fussballrasens der Vorbesitzer?

Gleich mehrere Fliegen auf einen Schlag

Zweieinhalb Jahre hat es gedauert von den ersten Skizzen bis zum Einzug. Ein gewaltiges Projekt: Wände und Decken wurden mit Federn entkoppelt, gebaut wurde nach Raum-in-Raum-Konzept. Das Versenken in den Boden hilft zusätzlich, den Schall zu schlucken, grosse Diffusoren zerstreuen die Schallwellen und optimieren den Raumklang für die Schlagzeugaufnahmen. Eine Doppeltür, beide Flügel dick gepolstert, macht den Raum schalldicht. «Wir haben alles getan, damit kein Ton nach draussen dringt.» Und das klappt offenbar. Fischer lacht und sagt: «Das Verhältnis mit den Nachbarn ist ausgesprochen gut.»

Das Versenken des Studios in den Boden hilft, den Schall zu schlucken.
zvg/Donovan Wyrsch

Mit dem Arbeitsplatz im Garten schlägt Fischer mehrere Fliegen auf einen Schlag: Nicht nur fallen Miete und Arbeitsweg weg, auch ist es so viel einfacher, Familie und Beruf zu vereinbaren. «Ich kann für die Kinder da sein, selbst wenn ich arbeite.» Und es ist ein Traum in Erfüllung gegangen, so abgedroschen das auch klingen mag. Schon als Primarschüler war für ihn klar, dass er professioneller Schlagzeuger werden möchte.

Heute unterrichtet er nicht nur Schlagzeug und Percussion, er wird auch als Studiomusiker gebucht (zuletzt etwa für das Album Midlife von Jaël) und spielt viel live. Mit dem deutschen Künstler Schiller war er eben den ganzen Sommer unterwegs. Dann gibt es noch sein Aarauer Projekt «3 Flats» mit Marc Bachmann, Steven Parry und Benno Ernst als festes Mitglied der Livebesetzung, entstanden während Corona. Und da ist noch so viel mehr, das folgen soll. Mit diesem Studio als Ausgangspunkt, mit so vielen neuen Ideen und Inspiration. «Wenn man Musik teilen kann, das schöne Miteinander von Geben und Nehmen spürt, dann macht das so viel Sinn. Und es macht so glücklich.»