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Wieder hunderte neue Stellen: Staat wächst weiter – bei Durchschnittslöhnen von 117’000 Franken

Bund, Gemeinden und Kantone wachsen personell schneller als die Privatwirtschaft. Beim Bund sind auch im kommenden Jahr Aufstockungen geplant. Unter anderem wegen Migration, Pandemie und Digitalisierung.

Rund 6000 Franken: so viel Geld fliesst pro Einwohner jährlich an die Personalkosten für Staatsangestellte. Das ist ähnlich hoch wie in Deutschland, Frankreich oder Österreich und liegt etwa im europäischen Durchschnitt. Eine Studie des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP), das an der Universität Luzern angesiedelt ist, kommt nun zum Schluss: Die Schweiz ist bezüglich Bürokratie nicht Musterschüler, sondern europäisches Mittelmass.

Der Staatsapparat wächst – und zwar mit zunehmender Geschwindigkeit, wie sich aus der Studie ergibt: Von 1990 bis 2007 sind die staatlichen Personalausgaben insgesamt um 12 Milliarden Franken bzw. um 29 Prozent gestiegen. Das ergibt ein jährliches Wachstum von rund 1,5 Prozent. Von 2008 bis 2019 beschleunigte sich die Entwicklung: Die Ausgaben wuchsen um 11 Milliarden Franken bzw. um 27  Prozent, was einem jährlichen Wachstum von 2,2 Prozent entspricht.

Migration, Pandemie und Digitalisierung generieren Jobs beim Bund

Das Wachstum hat sich seit 2008 auf allen Staatsebenen beschleunigt. Besonders schnell jedoch beim Bund: Dort steigen die Ausgaben jährlich mit rund 2,8 Prozent schneller als in den Kantonen (plus 2,4 Prozent) und in den Gemeinden (plus 1,6 Prozent). Das beurteilen die Studienautorinnen und -autoren kritisch. Besonders stark sei das Wachstum bei den allgemeinen Verwaltungsausgaben:

«Gerade diese Ausgabenkategorie wurde jüngst in einer Studie als wirtschaftswachstumshemmend identifiziert.»

Aktuell beläuft sich der Personalbestand des Bundes laut einer schriftlichen Auskunft des Eidgenössischen Personalamtes (EPA) auf 37’972 Vollzeitstellenäquivalente. Im nächsten Jahr sollen bereits wieder 251 Stellen dazukommen.

Der Grossteil davon soll beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement geschaffen werden. Hier wird um 157 Vollzeitäquivalente ausgebaut, «vorwiegend im Bereich Asyl und Migration», wie es in der Auskunft heisst. An zweiter Stelle steht das Departement des Innern, wo 90 Stellen dazukommen, dies «hauptsächlich aufgrund der Folgearbeiten zur Covid-19-Pandemie und der Digitalisierungsvorhaben», so das EPA.

Personalabbau bei Verteidigung und Grenzschutz

Weitere Zuwächse verzeichnen das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (+76) und jenes für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (+63). Konstant bleibt der Personalbestand beim Departement für auswärtige Angelegenheiten. Ebenfalls mehr Personal erhalten die Behörden und Gerichte. Hier wächst der Bestand um 51 Vollzeitstellen.

Einen Personalabbau gibt es dagegen im Finanzdepartement, in welchem 102 Stellen eingespart werden, «insbesondere beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit», wie das EPA schreibt. Im Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) fallen 76 Stellen weg, in erster Linie bei der Verteidigung.

Mehr Lohn als in der Privatwirtschaft

Als Ursache für das stete Wachstum nennt das EPA neben immer mehr neuen Gesetzen, die auf Parlamentsbeschlüsse oder Staatsverträge zurückgehen, auch exogene Faktoren wie die Pandemie oder den Migrationsbereich. Ein Teil des Wachstum sei auch auf eine Entflechtung der Aufgaben von Bund und Kantonen zurückzuführen.

Bezüglich Lohn können sich die Staatsangestellten nicht beklagen. Besonders beim Bund verdienen sie im Schnitt deutlich mehr als Angestellte in der Privatwirtschaft: Gemäss der Studie betrug das durchschnittliche Bruttoerwerbseinkommen 2019 für eine Vollzeitstelle beim Bund gut 117’000 Franken, in der Privatwirtschaft nur knapp 88’900 Franken. Irgendwo dazwischen liegen die Löhne auf den Gemeinde- und Kantonsverwaltungen.