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Nationalrat Jauslin wechselt von der FDP zur GLP – diese anderen Politiker haben bereits früher die Seiten gewechselt

Die FDP verliert einen Sitz im Bundeshaus. Ihr Nationalrat Matthias Jauslin wechselt zu den Grünliberalen. Schon öfter stand die GLP im Fokus rund um wechselwillige Parlamentarier und Parlamentarierinnen.

Der Kanton Aargau ist etwas linker geworden. Zumindest im Bundeshaus. Nationalrat Matthias Jauslin politisiert neu für die Grünliberalen und nicht mehr für die FDP. Diese Partei sei ihm mittlerweile näher – gerade in Umweltanliegen. Er wechselt damit während der Legislatur die Fraktion. Damit verlieren die Aargauer Liberalen einen ihrer beiden Sitze und die Kantonalpartei der GLP kann die Sitzzahl auf zwei verdoppeln.

Und das alles ohne Wahlen. Rein rechnerisch hat die GLP keinen Anspruch auf eine Doppelvertretung. Die FDP mit ihren 13 Prozent Wähleranteil 2023 ist die drittstärkste Kraft im Kanton, die GLP kam auf 8,5 Prozent. Korrigieren können das Wählerinnen und Wähler erst bei den Nationalratswahlen 2027 – sollte es nicht zu weiteren Parteiwechseln kommen, bleibt dieses Ungleichgewicht bestehen.

Bei Jauslin war die Liebe zur FDP schon länger sichtlich erkaltet. Er stimmte gerade in Umweltthemen öfters gegen die eigene Fraktion – diese strafte ihn ab, indem sie ihm nach den letzten Wahlen den Sitz in der Umweltkommission wegnahm und ihn zwangsversetzte. Die Liebe zur Politik scheint dagegen nicht erloschen und so suchte er sich eine neue Partnerin.

2019 wechselte Frei von der SP zur GLP

Das Parteibuch gibt es ohne ein Gelübde «bis dass der Tod uns scheidet». Richtig spektakuläre Partnerwechsel in der Politik sind aber trotzdem selten. Auch beim letzten nationalen politischen Übertritt profitierten die Grünliberalen: SP-Nationalrat Daniel Frei kehrte den Sozialdemokraten den Rücken und fand seinen neuen Hafen bei der GLP.

Daniel Frei wechselte als Nationalrat von der SP zur GLP.
Bild: Keystone

Allerdings war es mehr ein Kurzaufenthalt als Bundesparlamentarier in neuen Farben: Frei gab seinen Wechsel im Frühsommer 2019 bekannt – bereits wenige Monate später wurde das Parlament neu bestellt. Frei trat nicht mehr an – zum Zeitpunkt seines Wechsels waren die Kandidaten für die kommenden Wahlen bereits beschlossen.

Chantal Galladé war lange SP-Nationalrätin und wechselte dann zur GLP.
Bild: Keystone

Die bekannteste Überläuferin von der SP zur GLP ist aber Chantal Galladé. Die Zürcherin trat aber erst nach ihrem Rücktritt aus dem Bundeshaus zu den Grünliberalen über. Sie gab als Grund die Haltung der SP in der Europapolitik rund um den Rahmenvertrag an. Mittlerweile sitzt sie im Zürcher Kantonsparlament.

Kurz nach ihrer Wahl 2023 erlebte Galladé gleich den rumpligsten aller Seitenwechsel der jüngeren Vergangenheit. Aus der GLP-Fraktion wechselte – sozusagen in die Gegenrichtung von Jauslin – Isabel Garcia zur FDP. Nur gerade 11 Tage nach ihrer Wahl. Sie begründete dies damit, dass sie sich vor allem wirtschaftspolitisch bei der GLP nicht mehr zu Hause fühle. Durch ihren Wechsel kippten die Mehrheitsverhältnisse im Kantonsrat zuun­guns­ten der sogenannten Klimaallianz.

Isabel Garcia sorgte mit ihrem Wechsel von der GLP zur FDP für einen kleineren Politskandal.
Bild: zvg

Während beim Jauslin-Wechsel alle Seiten den Ball auffällig flach halten und auf grosse Schuldzuweisungen verzichten, ging es nach dem Garcia-Switch hoch zu und her. Am Ende entschied im vergangenen Frühsommer sogar das Bundesgericht, dass sich das Zürcher Verwaltungsgericht vertieft mit dem Fall beschäftigen muss. Dabei steht der Vorwurf im Raum, dass Garcia schon vor ihrer Wahl wusste, dass sie anschliessend die Seiten wechsle. Auch eine Täuschung der Wählerschaft könne nicht ausgeschlossen werden.

Auch Luzi Stamm zog es von der FDP weg

Noch ist diesbezüglich keine weitere Entscheidung gefallen. Garcia sitzt weiterhin im Zürcher Kantonsrat. Tritt die Neo-FDP-Parlamentarierin zurück, wird sie übrigens durch eine Person von der GLP ersetzt. Gewählt sind die Politiker über die Parteilisten.

Das wäre auch im Falle von Jauslin so. Würde er sein Amt vorzeitig niederlegen, so würde Adrian Schoop vom ersten FDP-Ersatzplatz in den Nationalrat nachrutschen. Dieser lag bei den vergangenen Wahlen gerade einmal 90 Stimmen hinter Jauslin. FDP-Parteipräsident Thierry Burkartspricht dann im Gespräch mit CH Mediaauch von einer Verfälschung des Wählerwillens. «Wir hätten es begrüsst, wenn Matthias Jauslin diesen Schritt konsequenterweise vor den eidgenössischen Wahlen vor rund einem Jahr vollzogen hätte.»

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ein Aargauer FDP-Nationalrat seiner Partei abhold wird. Luzi Stamm wechselte 2001 – ebenfalls während der Legislatur. Anders als Jauslin entschied er sich aber für die Abzweigung nach rechts und landete bei der SVP.