«Jetzt können wir über den Titel reden»: Granit Xhaka und Leverkusen brauchen nur noch einen Sieg zur Meisterschaft
Die Gänsehautstimmung in Berlin war nur ein ganz kleiner Vorgeschmack auf das, was die Rekordjäger von Bayer Leverkusen schon am kommenden Wochenende erleben können. Minutenlang feierten die mitgereisten Fans ihre unbesiegbare Werkself, unter ohrenbetäubendem Applaus verschwand die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso nach dem 1:0 beim 1. FC Union Berlin in die Kabine – und in die womöglich prickelndste Woche ihrer Vereinsgeschichte.
«Uns muss bewusst sein, dass wir ab heute über den Titel reden können, weil wir wirklich Geschichte schreiben können», sagte der Schweizer Nati-Captain und Mittelfeldleader Granit Xhaka nach dem 41. Pflichtspiel nacheinander ohne Niederlage. Die Rechnung ist ganz einfach: Gewinnt Bayer am kommenden Sonntag gegen Werder Bremen, ist Leverkusen in jedem Fall erstmals Meister. Verliert tags zuvor Bayern gegen Köln sowie der VfB Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt, kann am Rhein sogar vorzeitig gefeiert werden.
«Das spricht für uns, das spricht für die Mannschaft. So früh», sagte Torhüter Lukas Hradecky angesichts des gigantisch anmutenden Vorsprungs von jetzt 16 Punkten. 18 Zähler sind noch zu vergeben – der Meister-Schampus kann längst kaltgestellt werden.
Xabi Alonso hatte andere Pläne
Seit 2018 wurde die Meisterschaft nicht mehr am 29. Spieltag entschieden. «Mein Plan war ein bisschen später», gab selbst Bayer-Trainer Xabi Alonso zu. Gleichzeitig mahnte der Spanier zur Geduld: «Die Situation ist super, aber wir wollen noch nicht feiern. Wir warten ein bisschen. Wir können vielleicht nächsten Sonntag etwas feiern. Nichts ist vorbei.»
Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte schon vor einer Woche Meistergrüsse an den Rhein geschickt. Nach der Blamage beim kleinen 1. FC Heidenheim herrschte beim mächtig ramponierten Rekordmeister das blanke Entsetzen. Harry Kane und Serge Gnabry hatten die Münchner in Heidenheim mit 2:0 in Führung gebracht, doch das Heimteam drehte die Partie noch. Kevin Sessa und zweimal Tim Kleindienst skorten zum überraschenden und überschwänglich gefeierten 3:2-Erfolg des Aufsteigers gegen die Bayern. «Wir sollten uns ein Stück weit schämen und das Bayern-Wappen würdiger vertreten», schimpfte Bayerns Sportvorstand Max Eberl nach dem Spiel. Der Fokus der Münchner gilt nun dem Champions-League-Viertelfinal am Dienstag gegen Arsenal. Dort wollen sie ihre letzten Titelchancen wahren.
Spätestens jetzt ist nun klar: Meister wird Bayer 04. Selbst in Leverkusen flüchtete sich niemand mehr in zurückhaltende Fussballfloskeln. Der Begriff «Vizekusen» kann wohl bald zu den Akten gelegt werden. Das Selbstbewusstsein ist sogar so gross, dass mittlerweile das mögliche Triple offen angesprochen wird. «Wir hatten Ziele. Eines war das DFB-Pokalfinale. Ziel Nummer eins erreicht. Am Wochenende können wir Ziel Nummer zwei erreichen. Und dann kommt hoffentlich auch Ziel Nummer drei: In der Europa League so weit wie möglich kommen, beziehungsweise auch was holen», sagte Xhaka. «Je eher wir deutscher Meister werden, desto mehr können wir uns noch auf die Europa League konzentrieren».
Im Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern ist Bayer klarer Favorit. Der Meistertitel ist so gut wie sicher und im Viertelfinale der Europa League ist West Ham United der Aussenseiter. «Wir sind nicht unschlagbar, aber wenn wir so weitermachen mit der Mentalität, so bodenständig täglich unsere Arbeit leisten wie bisher, ist alles möglich», sagte Xhaka angriffslustig. Nur ein Titel reicht den Leverkusenern in dieser Fabelsaison nicht.(dpa)