Alain Berset denkt nicht an Rücktritt und will auch nach 2023 weiter machen
Alles andere als amtsmüde oder gefrustet: Gesundheitsminister Alain Berset denkt nicht an Rücktritt. Er will auch über das Jahr 2023 hinaus Bundesrat bleiben. «Mein Ziel ist klar: Ich will auch danach weiterarbeiten und meine Dossiers vorantreiben», sagte er am Mittwoch in einem Interview mit dem «Blick». Er habe wichtige Projekte, die «bei weitem» nicht zu Ende seien.
Er sei ab 2023 der Amtsälteste und gleichzeitig der Jüngste. «Ich bin noch voller Energie und habe Lust, weiterzumachen!» Allerdings müsse man aber auch bescheiden bleiben. Das Leben könne sich rasch ändern. «Das haben wir vor kurzen ja bei Simonetta Sommaruga erlebt.»
Dass er bei der Wahl zum Bundespräsidenten mit lediglich 140 Stimmen ein schlechtes Resultat erzielte, habe er erwartet. Zum Vergleich: 2017 wurde er noch mit 190 Stimmen zum Bundespräsidenten gewählt. «Dazwischen lag die Pandemie, es gab Spannungen in der Gesellschaft. Nicht alle waren zufrieden mit den Entscheidungen des Bundesrats», sagte er. Er sieht das Resultat auch nicht als bürgerliches Signal, dass er nach dem Präsidialjahr abtreten soll. «Man soll so lange bleiben, wie man die Kraft und zentrale Projekte hat – und es dem Land nützt.»
Berset ist glücklich im Innendepartement
Zu den Gerüchten, er habe ins Finanz- oder Aussendepartement wechseln wollen, will sich Berset nicht äussern. Über die Departementsverteilung werde immer wieder spekuliert. «Unsere Pflicht ist es, das Team so aufzustellen, dass es für das Land am besten ist.» Seine Leidenschaft für das Innendepartement sei «unverändert gross», er sei hier «sehr glücklich», sagte er.
Und es gebe auch noch vieles anzupacken. Er denkt dabei etwa an die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen – «ein Generationenprojekt». Dazu kommen zwei hängige Volksinitiativen zu den Gesundheitskosten mit Gegenvorschlägen und die Reform der zweiten Säule.
Auch zerschlägt er im Interview die Befürchtungen, dass Albert Rösti als neuer Vorsteher des UVEK die Energiewende ausbremsen könnte. Zwar habe man als Departementschef einen gewissen Einfluss. «Doch dann folgt in der Regierung, aber auch im Parlament, immer eine offene Debatte.» Um den eingeschlagenen Weg der Energiewende zu verlassen, müsste die gesamte Regierung ihre Meinung ändern, wie Berset sagt. «Das halte ich nicht für realistisch.» (abi)