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Daniel Jositsch macht sich unmöglich

58 Stimmen holte der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch im ersten Wahlgang, als die Nachfolge von Simonetta Sommaruga bestimmt wurde. Damit hatte er das Maximum als wilder Bundesratskandidat herausgeholt. Anstatt Grösse zu zeigen, blieb er auf seinem Stuhl sitzen. Das sorgt für Ärger – aber nicht nur.

Das Phänomen ist nicht neu: Kandidaten sammeln bei Bundesratswahlen Stimmen, ohne das aktiv zu wollen. Das Paradebeispiel dafür ist der Sprengkandidat, der damalige SVP-Nationalrat und Bauernpräsident Hansjörg Walter. Er holte die Stimmen von Mitte-links, die Ueli Maurer als Bundesrat verhindern wollten. Nur eine fehlte ihm zum Bundesrat, es war seine eigene.

Das wäre dem SP-Ständerat Daniel Jositsch wohl nicht passiert. Im Unterschied zu früheren wilden Kandidaturen warb er offensiv dafür, Stimmen zu erhalten. Denn, so erklärte er im «Blick», er werde die Wahl annehmen.

Das kann als Retourkutsche gegen seine Partei gewertet werden. Diese erklärte unmittelbar nach der Rücktrittsankündigung von Simonetta Sommaruga, es gebe ein reines Frauenticket. Jositsch fühlte sich vor den Kopf gestossen, erklärte, es handle sich um «Diskriminierung» und lancierte seine Kandidatur trotzdem. Auf viel Gegenliebe stiess das nicht. Parteirat und SP-Fraktion unterstützten den Entscheid der Parteispitze und nominierten Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider für das Zweierticket.

Für Jositsch war die Geschichte damit nicht gegessen. Tatsächlich erzielte er im ersten Wahlgang prompt 58 Stimmen. Mehr sollten es nicht mehr werden. Die Wahl war nicht zu schaffen.

Als fairer Verlierer hätte Jositsch in jenem Moment der Vereinigten Bundesversammlung erklären können, er stehe für eine Wahl nicht zur Verfügung. So, wie es auch Hansjörg Walter tat. Doch Jositsch genoss die Machtdemonstration, er blieb auf seinem Stuhl sitzen. So wartete er den zweiten Wahlgang ab und holte 28 Stimmen. Im dritten noch sechs. An der Wahl von Elisabeth Baume-Schneider hätte sich wohl nichts geändert.

Doch durch sein Auftreten fühlten sich viele Parteimitglieder bestätigt. SP-Fraktionschef Roger Nordmann erklärt, die Strategie seiner Partei sei richtig gewesen: «Der Machismus im Parlament ist weiterhin ausgeprägt. Hätten wir einen Mann auf dem Ticket gehabt, wäre dieser gewählt worden.» Andere finden, Jositsch habe sich mit seinem Auftritt unmöglich gemacht – auch für künftige Kandidaturen. Er habe die Partei und deren Leitung desavouiert. Co-Chef Cédric Wermuth sagt dazu: «Natürlich hätte Daniel Jositsch eine persönliche Erklärung abgeben können, dass er nicht zur Verfügung steht. Bei mir bleibt aber nichts Negatives zurück, seine Kandidatur als Zürcher Ständerat ist keinesfalls in Frage gestellt.»