«Der Schweiz dienen zu dürfen, würde mich begeistern»: So lanciert der Basler Beat Jans seine Kandidatur
Den eingängigsten Werbeslogan hat sich – wie könnte es anders sein – Anita Fetz ausgedacht, ehemalige Basler Ständerätin. «Beat Jans kann Bundesrat, er will Bundesrat, und die Region Basel hofft, dass es diesmal klappt», sagte sie.
Praktisch seit der Minute, als Alain Berset im Juni seinen Rücktritt ankündigte, kursierte Jans‘ Name als möglicher Nachfolger. Am Freitag gab der Basler Regierungspräsident nun seine Kandidatur bekannt: «Ich habe mich entschieden, mich als Bundesrat zu bewerben, und ich tue dies mit grosser Motivation.» Er halte die Schweiz für ein grossartiges Land, das politische System sei das beste ihm bekannte. «Ihm dienen zu dürfen, würde mich begeistern.»
Der 59-Jährige betonte, er habe der Schweiz viel zu verdanken. Er sei als Kind einer Arbeiterfamilie in einem Block aufgewachsen, seine Mutter sei zugewandert. «Es gibt vermutlich nicht viele Länder, in denen Menschen mit meiner Herkunft für das höchste Amt des Landes kandidieren können.» Ohne Chancengleichheit, ohne hervorragende Schulen und ohne Stipendien hätte er das nicht geschafft, sagte er.
«Kenne alle Bundesräte persönlich»
Seit gut zweieinhalb Jahren ist Jans Regierungspräsident in Basel, zuvor war er zehn Jahre Nationalrat. Die Berner Gepflogenheiten hat er offensichtlich nicht vergessen: Seine Kandidatur verkündete er auch auf Französisch und Italienisch. Und er vergass auch nicht, seinen grossen Respekt vor dem Amt als Bundesrat auszudrücken. Dieses wäre für ihn eine «unglaublich grosse Ehre», sagte er. Er sei sich bewusst, dass es eine Herausforderung darstelle. «Aber ich mag Hausforderungen sehr.»
Jans strich all seine Erfahrungen heraus, die bei Anwärtern und Anwärterinnen fürs Bundesratsamt gern gehört werden: Exekutiverfahrung, Vernetzung in Bundesbern, Führungsqualität und Teamgeist. Mit den Mitgliedern des Bundesrats würde er gut zusammenarbeiten, sagte er. «Ich kenne und schätze alle persönlich.» Auch in der Bundesversammlung kenne er noch die meisten.
Seit gut zweieinhalb Jahren ist Jans nicht mehr im Parlament. Er hat sich aber von dort Unterstützung geholt: Neben der ehemaligen Ständerätin Anita Fetz traten auch der Baselbieter SP-Nationalrat Eric Nussbaumer und die Baslerin Nationalrätin Sarah Wyss gemeinsam mit Jans vor die Medien.
Nussbaumer bezeichnete Jans als sachorientierte und sorgfältig arbeitende Person: «Effekthascherei ist nicht sein Ding.» Und er erzählte, dass Jans gemeinsam mit seiner Frau zwei Töchter aufgezogen habe – und beide Karriere machten.
Ein moderner SP-Mann also. Das Image dürfte ihm in der Partei zupass kommen. Etwas weniger hilfreich dürfte sein Alter sein, wünschen sich doch manche eine Verjüngung. Darauf angesprochen, entgegnete der 59-Jährige, er fühle sich bereit und fit für das Amt. Und dank seinen Töchtern – 16 und 18 Jahre alt – werde er auch mit der Welt der jüngeren Generation praktisch täglich konfrontiert.
Einen Trumpf spielt er kaum aus
Jans ist der vierte Mann, der seine Kandidatur ankündigt, nach dem Berner Nationalrat Matthias Aebischer, dem Zürcher Ständerat Daniel Jositsch und dem Basler Nationalrat Mustafa Atici.
Einen Trumpf spielte Jans bei seinem Auftritt kaum aus: seine Herkunft als Basler und als Städter. Immerhin war Basel seit dem Rücktritt von Hanspeter Tschudi 1973 nie mehr im Bundesrat vertreten. Jans strich seine Herkunft aber nicht über die Massen hervor. Darauf angesprochen, antwortete er: «Ich habe genug zu bieten, egal, woher ich komme.»
Der Ausmarchung schaue er gelassen entgegen, sagte er, denn er liebe seinen aktuellen Job als Regierungspräsident. Seine Kandidatur sei ein Angebot. Was überhaupt nicht heissen soll, dass es ihm an Motivation mangelt, wie er klarstellte. Jans verwies – ohne den Namen zu nennen – auf Christoph Blocher (SVP): «Einer, der später Bundesrat wurde, sagte einmal, er strebe das Amt nicht an, er müsse es aber tun. Das trifft auf mich entschieden nicht zu: Ich würde das Amt gerne und mit Überzeugung ausüben.»