Eine Wahlverliererin steht schon fest: Die «Weltwoche» fliegt nach 12 Jahren aus dem Nationalrat
Auf dem Dorfplatz von Fällanden ZH, wo ich aufgewachsen bin, erinnert ein Denkmal an einen der wenigen berühmten Söhne der Gemeinde: Albert Meyer, von 1930 bis 1938 Mitglied des Bundesrats. Davor sass Meyer 15 Jahre lang im Nationalrat – und war nebenbei Chefredaktor der NZZ.
Solche Konstellationen waren in der Schweiz lange selbstverständlich. Meyers legendärer Nachfolger an der NZZ-Spitze, Willy Bretscher, war ebenfalls parallel Chefredaktor und Nationalrat. Auch Robert Grimm und Walther Bringolf, zwei grosse Sozialdemokraten, sassen im Nationalrat, während sie nebenbei die «Berner Tagwacht» beziehungsweise die «Schaffhauser Arbeiterzeitung» dirigierten.
Mit dem Niedergang der Parteipresse wurden solche Doppelmandate seltener. Nur bei einem Presseerzeugnis gehörte der Einsitz im Nationalrat weiterhin zur Normalität: Bei der «Weltwoche». Seit der Wahl des damaligen Redaktors und heutigen SVP-Generalsekretärs Peter Keller im Jahr 2011 sass immer mindestens ein «Weltwoche»-Vertreter für die SVP im Nationalrat, seit 2015 auch Chefredaktor Roger Köppel. Ebenfalls Parlamentserfahrung bringt Christoph Mörgeli in die Redaktion, der nach seiner Abwahl 2015 bei der «Weltwoche» anheuerte.
Keller und Köppel treten nicht mehr zu den Wahlen an. Damit fliegt die «Weltwoche» nach zwölf Jahren aus dem Parlament. Mit Min Li Marti (SP/ZH), welche die linke Zürcher «P.S. Zeitung» (Auflage: 2500 Exemplare) herausgibt, verbleibt eine einzige Chefredaktorin im Parlament. Ob man ihr oder Köppel dereinst ein Denkmal errichten wird, ist fraglich.