Aufstiegstrainer entlassen und Ex-Baden-Goalie aufs Abstellgleis geschoben: Was läuft bei Aarau-Startgegner Stade Nyonnais?
Im Fussball gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Das zweite Jahr nach dem Aufstieg ist meist das schwierigste. Das erlebt derzeit Stade Nyonnais in der Challenge League. Souverän hatten die Westschweizer im Sommer noch den Klassenerhalt mit 43 Punkten (gleich viele wie der FC Aarau) geschafft, doch nun harzt es in Nyon. Mit 18 Zählern auf dem Konto befindet sich der Klub mitten im Abstiegskampf.
Trainerentlassung sorgt für Unverständnis
Und hinter den Kulissen scheint es zu brodeln. Mitte Dezember mussten Trainer Christophe Caschili und sein Assistent Oliver Maric ihre Sachen packen – und das, obwohl sie in der Schlussphase der Hinrunde mit ihrem Team die Kurve gekriegt hatten und das Jahr mit vier ungeschlagenen Pflichtspielen (zwei Siegen und zwei Remis) beendeten.
Über Caschili hörte man bisher in der Challenge League viel Gutes. Nyons Aufstiegstrainer (2023) überraschte in der Vergangenheit so manchen Gegner mit seinem offensiv ausgerichteten Fussball. Auch, dass er nach einer schwierigen Hinrunde schliesslich neue Lösungen fand, um Punkte einzufahren, spricht für seine Qualitäten. Seine Entlassung sorgte entsprechend für grosses Unverständnis im Umfeld des Vereins.
Die Trennung dürfte wohl kaum sportlicher Natur gewesen sein. Vielmehr deutet sie darauf hin, dass Präsident Michael Palma gemeinsam mit einer neu gegründeten Sportkommission den Verein aus finanziellen Gründen umkrempelt. Hingegen hat sich Geschäftsleiter Varujan Symonov, der zuvor acht Jahre lang in dieser Funktion tätig war und dabei auch als Sportchef fungierte, im November zurückgezogen und die ausgegliederte Profiabteilung verlassen. Er bleibt im Verein jedoch weiterhin als Co-Präsident tätig.
Befindet sich Nyon in einer finanziellen Schieflage?
Der neue Sparkurs von Stade Nyonnais wirft Fragen auf, auch weil es angeblich Unruhe im Sponsorenumfeld gibt. Befindet sich der Klub in einer finanziellen Schieflage? Gerüchte besagen, dass einigen Spielern eine Vertragsauflösung nahegelegt wurde – so auch im Fall von Leihspieler Tim Spycher.
Der Ex-Baden-Torhüter absolvierte in der Hinrunde 12 von 18 Partien und kassierte dabei 32 Gegentore. Eine bittere Statistik für den 20-jährigen Goalie, der jedoch oft von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde. Zwischendurch zeigte Spycher aber auch, dass er grosses Potenzial besitzt. So etwa bei der knappen 0:1-Niederlage im Brügglifeld, als er eine überragende Leistung ablieferte und eine grössere Klatsche verhinderte.
Doch die neue sportliche Führung von Nyon scheint nicht mehr viel vom Goalie zu halten und möchte ihn loswerden. Und mit Joël Kiassumbua wurde bereits Ersatz verpflichtet. Allerdings dürfte die Angelegenheit nicht so schnell geklärt sein. Denn Spycher wurde vom FC Basel im Sommer mit klaren Bedingungen für eine Saison an Nyon verliehen.
Enorme mentale Belastung für Spycher
Das heisst: Spielt er nicht, könnte das für Stade Nyonnais Konsequenzen haben. Wie die Geschichte ausgeht, ist noch völlig offen. Fakt ist jedoch: Die Situation ist eine enorme mentale Belastung für den jungen Goalie, der eigentlich nur Spielzeit braucht, um sich weiterzuentwickeln. So viel zum Thema: Ausbildungsliga Challenge League.
Zu Beginn des neuen Jahres scheint es bei Stade Nyonnais einige Turbulenzen zu geben, und vieles deutet darauf hin, dass sich der Klub mit schlechten Karten in den Abstiegskampf begeben wird. Dem frisch verpflichteten Trainer Andrea Binotto, der einst Stade Lausanne-Ouchy von der 2. Liga inter in die Challenge League führte, bleiben nun knapp drei Wochen, um für Ruhe in seiner Mannschaft zu sorgen.
Gespannt wird man die Entwicklung auch beim FC Aarau mitverfolgen, denn ausgerechnet am ersten Spieltag der Rückrunde (24. Januar) gastiert dieser im Stade de Colovray.