Chaos-Gefahr rund ums Trainingslager – und hat sich Marco Thaler erneut schwer verletzt?
Am 17. Dezember endet für den FC Aarau die Vorrunde mit dem Heimspiel gegen Xamax. Gegner beim Rückrundenauftakt im Brügglifeld am 28. Januar: Erneut Xamax.
Zwischen den beiden Duellen gegen die Neuenburger hätten die Aarauer vor, in ein zehntägiges Trainingslager in die Türkei zu fliegen. Hätten – denn die gebuchte Reise steht nach den Corona-Entwicklungen der vergangenen Tage auf sehr wackligen Beinen. Die neue Virusvariante „Omikron“ ist kürzlich offiziell in der Schweiz angekommen – bis auch die Türkei den ersten Fall vermeldet, ist es eine Frage der Zeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen den beiden Ländern Reiseeinschränkungen eingeführt werden, steigt von Tag zu Tag. Kommt es so weit, dürfte das Trainingslager zum zweiten Mal in Folge ausfallen.
Sollten die FCA-Spieler und -Trainer nach der Ankunft in Belek in eine mehrtägige Quarantäne müssen, würde die Reise sinnlos: Insgesamt dauert das Camp nur zehn Tage, vom 5. bis 15. Januar. Auch eine Regelung, wonach Rückreisende aus der Türkei in der Schweiz in Quarantäne müssten, würde zur Absage führen: Zehn Tage ohne Mannschaftstraining während der Rückrundenvorbereitung kann sich ein aufstiegswilliger Klub wie der FCA nicht erlauben.
Aber auch wenn bis zur Abreise am 5. Januar noch keine Restriktionen bekannt sein sollten, müssen die FCA-Verantwortlichen genau abwägen, ob sie ins Flugzeug steigen oder nicht. Denn es droht der Worst Case: Während des Trainingslagers wird die Quarantänepflicht für Türkei-Rückkehrer angeordnet. Bei solch einem Szenario sässe der FCA «in der Falle».
Momentan laufen im Hintergrund Abklärungen, ob die Reise auch ohne offizielle Restriktionen durch die Behörden abgesagt werden kann, ohne dass der FCA dennoch für die vollen Kosten aufkommen muss – das Trainingslager belastet aktuell die Klubkasse mit einem mittleren fünfstelligen Betrag. Dafür bräuchte es auch das Entgegenkommen des Reisebüros. Pikant: Im Verwaltungsrat der Knecht Reisen AG sitzt der ehemalige FCA-Verwaltungsrat Roger Geissberger.
Muskelfaserriss hätte Vorrunden-Out für Thaler bedeutet
Bis zum allfälligen Abflug in die Türkei vergeht noch über einen Monat, in dem auf den FC Aarau drei wichtige Partien anstehen: Als erstes das Heimspiel am kommenden Freitag gegen Tabellenführer Winterthur (20.30 Uhr, „Blue“ überträgt live). Nach nur vier Punkten aus den letzten fünf Spielen ist es an der Zeit, dass die Aarauer im Aufstiegsrennen wieder einmal ein kräftiges Lebenszeichen abgeben, ein Sieg gegen den Leader, der zuletzt ebenfalls ins Straucheln gekommen ist, wäre genau ein solches.
Dafür will Trainer Stephan Keller auf seine beste Formation zurückgreifen können – und zu dieser zählt seit Mitte September auch Marco Thaler, der zuvor 19 Monate lange wegen eines Kreuzbandrisses ausfiel und nach dem Comeback auf Anhieb zum Stammspieler avancierte. Beim 2:2 am vergangenen Wochenende der Schreckmoment: Kurz nach der Pause greift sich Thaler nach einem Zweikampf an den Oberschenkel, muss behandelt werden und verlässt anschliessend humpelnd das Spielfeld. Eine neuerliche schwere Knieverletzung kann rasch ausgeschlossen werden, doch auch bei einem Muskelfaserriss wäre für Thaler die Vorrunde beendet.
Gouano bald weg – und Aratore?
Weil Shkelzen Gashi viel früher als erwartet und vom FCA mitgeteilt beim 2:2 in Wil aufs Matchblatt zurückkehrte und Kevin Spadanuda nach Gelb-Sperre wieder zum Einsatz kam, mussten andere weichen: Gobé Gouano und Marco Aratore. Beide erleben nicht gerade erfolgreiche Tage als Fussballer, trotzdem sind die Zukunftsperspektiven unterschiedlich: Gouano (20) erhielt seit seiner Verpflichtung Ende August in der Liga nur 39 Einsatzminuten, das «Experiment» gilt nun auch intern als gescheitert: Der frühere Profi der AS Monaco muss den FCA spätestens nach der Vorrunde wieder verlassen, vielleicht trennen sich die Wege schon früher. Für ihn sucht der FCA einen erfahrenen Ersatz, der in der Rückrunde Tore verspricht. Und Aratore? Der kehrte im Oktober 2020 aus Russland zum FCA zurück und erhielt einen Vertrag bis 2023 – doch bis heute konnte der 30-Jährige die sportlichen Erwartungen nicht erfüllen. Seit einigen Wochen kommt er kaum noch zum Einsatz, in Wil nun reichte es ihm nicht mal mehr ins 20-Mann-Kader. Auch wenn die Rückkehr Aratores bislang alles andere als eine Erfolgsstory ist: Ein Abgang im Winter zeichnet sich aktuell nicht ab.
Also – wie schlimm steht es um den 27-Jährigen? Abklärungen haben ergeben: Weniger schlimm als anfangs befürchtet. Eine Trainingspause musste Thaler trotzdem einlegen, das Winterthur-Spiel indes ist für ihn noch nicht vom Tisch, über einen Einsatz wird wohl erst am Spieltag kurz vor Anpfiff entschieden. Sollte Thaler spielen können, wäre das eine wichtige und positive Nachricht für den FCA: Denn seit seinem Comeback Mitte September ist die Mannschaft defensiv stabil, die jahrelange Gegentorflut zuvor ist abgestellt. Dafür ist der FC Aarau in der Offensive seither zahm wie ein Stubenkätzchen – aber dafür kann Innenverteidiger Thaler am wenigsten etwas.