Immer anders, nie menschenüberlaufen und manchmal sogar mit Bier – was diese beiden Aargauer am Brunnenbaden begeistert
Der Hochsommer 2022 sollte längst Geschichte sein. Und doch halten sich die hohen Temperaturen wacker und in Badis, an Flüssen und Seen drängen sich noch immer die Hitzegeplagten. Dabei gibt es durchaus Alternativen zu den meist überfüllten Badeorten. Und die liegen nicht nur oft direkt vor der Haustüre, sondern sind auch noch kostenlos: die öffentlichen Brunnen unserer Gemeinden und Städte.
«Kein Brunnen ist gleich», erklärt Anina Riniker gegenüber der AZ. Sie unterscheiden sich in Grösse, Tiefe und Atmosphäre des jeweiligen Standorts. Aber: «Jeder Brunnen verspricht sofortige Abkühlung – sei es nur zum Kneippen der Beine oder das Bad für den ganzen Körper.»
Die 27-jährige Badenerin weiss, wovon sie spricht. Seit Sommer 2020 kühlt sie sich immer wieder mal in öffentlichen Brunnen ab. Dies gemeinsam mit Fabian Gut (31), einem Freund aus Aarau, mit dem sie zusammen im Organisationskomitee des Riniker Festivals sitzt.
Brunnenbewertung auf Social Media
Die Brunnentouren behalten die beiden nicht einfach nur in guter Erinnerung, sie zeigen sie auch der Öffentlichkeit auf Social Media. Auf ihrem Instagramaccount @pflotschnass nimmt Anina Riniker ihre Follower mit auf die verschiedenen Brunnentouren und vergibt sogar Bewertungen. Dies in den Kategorien Ambiente, Sauberkeit und Badekomfort.
Die Idee zu den Brunnentouren hatten sie und Fabian Gut an einem heissen Nachmittag im Sommer 2020. «Wir waren ohne Fahrrad in Baden unterwegs», erinnert sich Riniker. «Und weil uns der Weg zur Limmat oder zum Kappisee zu anstrengend war, haben wir uns entschlossen, in den verschiedenen Brunnen der Stadt abzukühlen.» Die Idee mit den Fotos an jeder Brunnenstation sei dann spontan im Laufe des Nachmittags entstanden.
Beim Überlegen, was man nun mit der tollen Fotoserie anstellen könne, habe die Erstellung eines eigenen Instagramkanals zum Thema auf der Hand gelegen. Ein spezielles Ziel verfolgt der Kanal dabei nicht, wie Riniker erklärt. «Wir planen nichts. Das Brunnenbaden ist aus einem spontanen Moment heraus entstanden und der Account wird dann mit neuen Bildern befüllt, wenn wir gerade Zeit und Lust zu neuen Brunnenabenteuern haben.»
Neidische Blicke von hitzegeplagten Passanten
In der Tat sprudeln die Bilder auf dem Instagramaccount geradezu von Spontanität. Mal werden etwa im kleinen Getrud-Wagner-Brunnen in Aarau lediglich nur die Füsse geschwenkt, mal werden gar ganze Längen getaucht, wenn es die Brunnengrösse wie im Fall des Badener Mühlebrunnens zulässt. Wieder andere Bilder zeigen die beiden mit weiteren Bekannten beim vergnügten Bad oder auch mal mit einem kühlen Bier, wenn der Brunnen gleich neben einer Beiz liegt.
Diese Badeorte mit Bewirtung direkt am Brunnenrand sind denn auch Rinikers Favoriten auf den gemeinsamen Touren. «Aber auch Brunnen, die gross und tief, fast wie richtige Pools sind», schwärmt sie weiter. In Brugg habe es einige solche, weiss Riniker. Die Brunnentour dazu steht allerdings noch aus. Bislang haben die beiden ausgedehnte Touren in Aarau, Baden, Rheinfelden und Luzern gemacht und ihre Erlebnisse und Bewertungen davon auf Instagram geteilt.
Auf die Frage, wie denn Passantinnen und Passanten jeweils auf die Badeaktionen der beiden reagieren, erklärt Riniker: «Da sind vor allem inspirierte Blicke oder ein wenig Neid dabei, nicht die eigenen Badesachen dabei zu haben und reinzuspringen.» Bei der Aarauer Brunnentour habe sich ein Herr gar erkundigt, ob die beiden die Instagram-Brunnentester seien. «Das war so lustig», sagt Riniker. «Damals hätten wir nie gedacht, dass sich der Kanal so rasch rumspricht.»
Heute erhalten die beiden sogar selbst oft Fotos ihrer brunnenbadenden Follower oder bekommen Tipps, in welcher Stadt gerade die Brunnen gereinigt werden. Diese Entwicklung zeigt klar: das Brunnenbaden liegt heiss im Trend. Und da das Ende des Sommers noch in weiter Ferne scheint, ist nun die beste Zeit, auf diesen Trend aufzuspringen.