Frauen leiden häufiger an Long Covid – noch keine Daten zu Omikron
Omikron bringt deutlich weniger Patienten auf die Intensivstation als frühere Varianten, die Ansteckungszahlen sind im Sinkflug – vieles deutet daraufhin, dass die Pandemie sich ihrem Ende nähert. Dies gilt aber nicht für alle Betroffenen, wie Experten am Dienstag an einer Medienkonferenz des Bundes deutlich machten. Sie präsentierten aktuelle Erkenntnisse zu «Long Covid», dem Phänomen, dass sich manche Betroffene auch Monate nach einer akuten Covid-Erkrankung nicht richtig erholt haben.
Milo Puhan von der Universität Zürich präsentierte eine Statistik, laut der ein Viertel der Covid-Patienten auch nach sechs Monaten noch gesundheitlich eingeschränkt ist. Ein Jahr nach der Erkrankung fühlen sich noch 16 Prozent eingeschränkt, ein Prozent schwer. Die Daten seien jedoch mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen, führte Puhan aus. So ist noch nicht bekannt, inwiefern auch die aktuell dominante Omikron-Variante vergleichbare Langzeitfolgen hat – sie ist ganz einfach noch nicht lange genug da.
Auch sei nicht klar quantifizierbar, inwiefern die Impfung Long Covid verhindern oder lindern könne, so Puhan. Erste Ergebnisse deuteten auf eine gewisse Wirkung hin. Aber: «Das Problem ist nicht vom Tisch weil man impft.» Laut Mayssam Nehme von den Genfer Universitätsspitälern hat sich gezeigt, dass Long Covid vor allem bei Personen mit schweren Verläufen auftritt. Überdurchschnittlich stark betroffen seien Personen mit einem hohen Body-Mass-Index (BMI), also einem überdurchschnittlich hohen Körpergewicht. Auch seien Frauen stärker betroffen als Männer.
Long Covid verursacht zwei bis drei Prozent der IV-Anmeldungen
Offen ist auch die Frage, wie die Politik mit den Long-Covid-Erkrankten umgehen soll. Ein Register, in dem alle Fälle erfasst werden, gibt es bislang nicht. In den nächsten Monaten solle definiert werden, wie die Daten erfasst und gewichtet werden müssten, sagte BAG-Vizedirektorin Linda Nartey. Auch von Seiten der Kantone werde geprüft, ob das bestehende Angebot für die die Betroffenen ausreiche, sagte Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz.
Folgen hat das Phänomen Long Covid auch für die Invalidenversicherung (IV). 2021 seien zwei bis drei Prozent der IV-Anmeldungen im Zusammenhang mit Long Covid erfolgt, sagte Corinne Zbären vom Bundesamt für Sozialversicherungen. Insgesamt gehe es um etwa 1700 Fälle. In den letzten Monaten seien die Zahlen stabil geblieben.