Country-Legende Kris Kristofferson mit 88 Jahren gestorben
«Freedom’s just another word for nothing left to lose» («Freiheit ist nur ein anderes Wort für nichts mehr zu verlieren»). Die Zeile aus dem Song «Me And Bobby McGee» gehört zu den berühmtesten Sätzen der Rock- und Popgeschichte. Er wurde zu einer sprichwörtlichen Redensart und zu einem Sinnspruch einer ganzen Generation. Doch er stammt nicht von Janis Joplin, die den Song 1971 postum zum Welthit machte, sondern von Kris Kristofferson, einem der bedeutendsten Songwriter seiner Zeit.
Kris Kristofferson ist 1936 als Sohn eines Air-Force-Generals in Brownsville Texas geboren. Mit einem Stipendium für Hochbegabte studierte er im britischen Oxford, er war Armee-Offizier und als Helikopter-Pilot in Deutschland stationiert. Doch 1965 schmiss er seinen Job als Englischlehrer an der Kadettenschule in Westpoint und übersiedelte nach Nashville, ins Mekka der Countrymusik, wo er sich als Mädchen für Alles nützlich machte.
Noch bei Bob Dylans epochalem «Blonde On Blonde» (1966) war er als Putzkraft angestellt. Zwanzig Jahre später nahm Dylan den Kristofferson-Song «They Killed Him» in sein Album «Knocked Out Louded». Eine seltene Auszeichnung und Ehre, die die Bewunderung ausdrückt, die durchaus gegenseitig war.
Der Countrysänger, der die Pop- und Rockwelt erreichte
Seine Arbeit als Studiohilfe in Nashville nutzte er, um arrivierten Stars den einen oder anderen selbst geschriebenen Song zuzustecken. Diese Songs sorgten schon bald für Aufsehen, denn es waren Songs mit Inhalten wie sie im konservativen Nashville jener Tage selten waren. Songs mit Texten voller Poesie, die die Zeit des Umbruchs atmeten. Songs, in der sich auch die Jugend angesprochen fühlte.
Es waren arrivierte Stars wie Johnny Cash, die Kristofferson bekannt machten und ihm auch den Weg als Solokünstler ebneten. Mit seiner Art des Songschreibens hat er Anfang der 70er-Jahre viel zur Aufwertung des träge gewordenen Genres beigetragen. Dem Sänger mit dem gewöhnungsbedürftigen Bariton gelang das Kunststück, mit seinen Countrysongs auch ein Publikum aus Pop und Rock anzusprechen. Bei Kristofferson standen Inhalt und lyrischer Gehalt klar im Zentrum seiner Songs. Sie waren so wichtig, dass Interpretation, Arrangement und Instrumentierung manchmal fast nebensächlich erschienen.
Er schrieb einen Hit nach dem anderen, darunter «Sunday Morning Coming Down» und «Help Me Make It Through the Night». Er gewann drei Grammys: für den besten Country-Song und für zwei Duette mit Rita Coolidge, mit der er von 1973-80 verheiratet war. Zudem wurde er zum gefeierten Filmstar. In Sam Peckinpahs Western «Pat Garrett and Billy the Kid» von 1973 spielte er zusammen mit James Coburn die Rolle des berüchtigten Outlaws. 1977 gewann er an der Seite von Barbra Streisand einen Golden Globe Award für die Rolle eines ausschweifenden Rockstars in «A Star is Born».
Trinkfreudig, streitlustig und sexsüchtig
Kristofferson sollte sich schon bald auch durch seinen ausschweifenden Lebenswandel von Nashville abhaben. Er galt als trinkfreudig, streitlustig und machte mit seinen zahllosen Affären Schlagzeilen in der Klatschpresse. Der Countrysänger lebte eine Rock’n’Roll-Leben und machte seinem zweifelhaften Ruf immer wieder alle Ehre. Er glitt in Alkoholsucht ab und stagnierte auch künstlerisch.
Diese Phase seines Lebens bezeichnete er im Album «Shake Hands With The Devil» (1979) selbst als «Handschlag mit dem Teufel». Erst die Formation «The Highwayman» mit seinen Freunden Willie Nelson, Waylon Jannings und Johnny Cash gab ihm Mitte der 80er-Jahre wieder Halt.
Kris Kristofferson war eine zwiespältige Persönlichkeit. Hinter der vollbärtigen Fassade der Draufgängers versteckte sich ein sensibler, melancholicher, hochbegabter Poet und Künstler. «Er ist ein wandelnder Widerspruch, teils Wahrheit, teils Erfindung», schrieb er in «The Pilgrim – Chapter 33» über sich selbst, «und ein Problem, wenn er wieder mal voll ist».
Im Jahr 2004 wurde er in die Country Music Hall of Fame aufgenommen. Geschäftsführer Kyle Young schrieb: «Kris Kristofferson glaubte, dass Kreativität gottgegeben ist und dass diejenigen, die diese Gabe ignorieren, zum Unglücklichsein verdammt sind. Er predigte, dass ein Leben des Geistes der Seele eine Stimme gibt, und seine Arbeit gab nicht nur seiner Seele eine Stimme, sondern auch der unseren. Er hinterlässt ein durchschlagendes Vermächtnis.»
Kris Kristofferson ist am Samstag im Alter von 88 Jahren friedlich zu Hause auf Maui (Hawaii) gestorben, teilte die Familie im Namen seiner Frau Lisa, seinen acht Kindern Tracy, Kris Jr., Casey, Jesse, Jody, John, Kelly und Blake sowie seinen sieben Enkelkindern mit. Über die Ursache seines Todes gab es zunächst keine Angaben.