Paxlovid ist das angesagteste Corona-Medikament: Nach der Absetzung sind einige wieder ansteckend
In der Pandemie war Paxlovid das Medikament, auf das man gewartet hatte. Das Kombinationsmedikament aus den Arzneimitteln Nirmatrelvir und Ritonavir wurde insbesondere bei Risikopatienten eingesetzt. Es hindert das Virus Sars-CoV-2 daran, sich im Körper zu vermehren. «Mit Paxlovid kann man Hospitalisationen und schwere Verläufe bei Risikopersonen verhindern. Während es bei Influenza immer noch nur beschränkt wirkungsvolle Medikamente gibt, ist man inzwischen bei Covid therapeutisch besser dran», sagt Huldrych Günthard, Infektiologe am Universitätsspital Zürich. Damit die optimale Wirkung erzielt wird, muss das Medikament schnell nach Symptombeginn – wenn möglich innerhalb von 5 Tagen – eingesetzt werden. In der Standard-Therapie wird es jeweils fünf Tage lang eingenommen.
20 Prozent mit Rebound
Der US-Forscher Mark Siedner hat nun mit Corona-Patienten am Massachusetts General Hospital eine neue Studie zu Paxlovid gemacht. Sie zeigt, dass etwas mehr als einer von fünf Menschen nach dem Absetzen der Behandlung wieder ansteckend waren. Man spricht von einem «Rebound», einem Wiederanstieg des Virus im Körper nach einem anfänglichen Rückgang.
Im Verlauf der Studie, die fast ein Jahr dauerte, stellten die Forscher fest, dass 20,8 Prozent derjenigen, die Paxlovid einnahmen, einen Covid-19-Rebound erlitten, verglichen mit 1,8 Prozent, die keine Behandlung oder ein Placebo erhielten. Der Covid-19-Rebound war nicht mit dem Auftreten schwerer Symptome verbunden. Die Forscher schreiben in ihrer Studie, dass relativ milde oder gar keine Symptome bedeuteten, dass Menschen ansteckend sein können, ohne es zu merken.
Infektion wird schnell abgeklemmt
Warum bei 20 Prozent ein Rebound möglich war, sei schwer zu sagen, sagt Günthard. Wahrscheinlich sei es eine Kombination von Ursachen. Gezeigt habe sich, dass der Rebound eher eingesetzt habe, wenn Paxlovid früh eingesetzt worden sei. «Eventuell wird die Immunantwort weniger ausgebildet, wenn man die Infektion früh abklemmt», sagt der Zürcher Infektiologe. Vielleicht sind in diesem Fall fünf Tage Behandlung zu kurz, sodass die Viren-Replikation nochmals starten und dann das Immunsystem erst später eingreift, um eine effektive Antikörper- und zelluläre Immunantwort auszubilden.
Der Rebound habe möglicherweise vor allem bei immunsupprimierten Patienten eingesetzt, bei denen das Immunsystem unterdrückt wird. Solche Patienten seien dann wohl auch in unseren Spitälern teilweise einige Tage infektiös gewesen, was man ursprünglich nicht erwartet hätte. Man habe das wohl nicht bemerkt, es habe aber auch keine negativen Folgen erzeugt, da diese Risikopersonen abgeschirmt waren.
Man müsse berücksichtigen, dass die Studie mit wenigen Patienten gemacht worden sei, auch wenn sie gut gemacht sei. Um die hohe Zahl an Rebounds zu bestätigen, müsste das noch in einer grösseren Studie untersucht werden, sagt Günthard. Andere Studien hatten einen deutlichen tieferen Rebound angezeigt. Studienautor Siedner hält es für möglich, dass unterschiedliche Termine der Probeentnahmen zu unterschiedlichen Resultaten geführt haben könnten. «Für mich ändert das Studienergebnis nichts. Klinisch hat sich eindeutig ein positiver Effekt gezeigt», sagt Professor Günthard. «Risikopersonen können auch jetzt noch, wenn auch glücklicherweise selten, wegen Corona schwer krank werden. Deshalb sollte Paxlovid nach wie vor eingesetzt werden, um Hospitalisationen und schwere Erkrankungen zu verhindern.»
Das sieht auch Studienautor Siedner so: «Die Ergebnisse sollten Ärzte nicht davon abhalten, Paxlovid zu verschreiben. Aber die potenziellen Risiken und Vorteile sollten für jeden Einzelnen abgewogen werden.» Im Fachmagazin «New Scientist» nimmt Hersteller Pfizer Stellung: «Wir beobachten die Daten weiterhin, glauben aber, dass ein viraler Rebound relativ selten ist und nicht eindeutig mit einer bestimmten Behandlung in Verbindung steht. Wir sind weiterhin sehr zuversichtlich, dass Paxlovid klinisch wirksam ist, um schwere Folgen von Covid-19 bei Patienten mit erhöhtem Risiko zu verhindern.»