Rekordanzahl an Infektionen: Ziehen die Spitaleintritte nach? Und wann flacht die Omikron-Welle ab?
War die Infektionszahl in der Schweiz während der Pandemie jemals so hoch wie diese Woche?
Nein. Erstmals seit Pandemiebeginn vor zwei Jahren ist die Zahl der Neuinfektionen diese Woche beinahe auf 40’000 geklettert. Am Donnerstag waren es 39’807, am Freitag 37’992. Wegen der Nachmeldungen von positiven Tests meldet das BAG am Montag, 17. Januar nun sogar 41’659 Fälle, das sind aber Wochenendzahlen, die nicht die gleiche Aussagekraft haben wie unter der Woche. In der zweiten Welle im November 2020 lagen die Höchstwerte bei knapp 10’000. Jetzt geht die Kurve der 7-Tage-Inzidenz in der Schweiz seit dem 26. Dezember steil nach oben bis auf momentan 2376 pro 100’000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 706, in Italien 2092, in Frankreich 3504, in Grossbritannien 950.
Entspricht das den Erwartungen?
Ja. Die Covid-19-Taskforce hat in ihren Szenarien geschätzt, dass der Omikron-Höhepunkt Ende Januar sein wird. Am meisten Menschen werden sich demnach nächste Woche anstecken, in den Fallzahlen wird man das allerdings erst rund sieben bis zehn Tage später sehen. Gemäss der groben Berechnung der Taskforce vom 11. Januar könnten sich innert einer Woche 10- bis 30 Prozent der Gesamtbevölkerung anstecken. Das wären bei 10 Prozent innert einer Woche dann etwa 140’000 Ansteckungen pro Tag. Dieser geschätzte Wert könnte jetzt ziemlich genau stimmen. Denn zu den laborbestätigten Fällen kommt noch eine Dunkelziffer mit dem Faktor 3 dazu.
Wie hoch ist die Dunkelziffer?
In der Schweiz gehen die Experten von einer Dunkelziffer von etwa Faktor 3. Im Ausland wird auch von dem vierfachen an wirklichen Ansteckungen im Vergleich zu den positiv Getesteten gesprochen. Je höher die Positivitätsrate, also der Anteil positiver Tests an den Coronatests, ist, desto mehr Fälle bleiben unerkannt. Und diese Positivitätsrate ist zur Zeit höher als ein Drittel und geht an manchen Tagen bis gegen 50 Prozent.
Zudem gibt es einen Teil Infizierter, welche die Ansteckung gar nicht bemerken, weil sie keine Symptome haben. Neben diesen asymptomatischen Fällen gibt es jene Menschen, die nur leichte Symptome haben, die nicht sicher Omikron zuzuordnen sind und sich deshalb gar nicht testen lassen. Andere mild Infizierte verzichten eventuell, um die Isolation zu umgehen. Auch der Chef der Impfkommission, Christoph Berger, hat diese Woche in dieser Zeitung gesagt, dass wohl nicht mehr so konsequent getestet werde wie zuvor.
Werden die Hospitalisationen nach diesen Rekordwerten steigen?
Mit der grossen Menge an Neuinfektionen wird die Zahl der Hospitalisationen verzögert nachziehen. Allerdings passiert das bis jetzt deutlich weniger, als zu befürchten war. Inzwischen sind rund 80 Prozent der Bevölkerung geimpft, beinahe die Hälfte hat einen Booster erhalten. Die Impfung schützt gegen schwere Verläufe, deshalb bleiben die Spitalzahlen tief. Zudem scheint Omikron generell zu etwas weniger Hospitalisationen zu führen als die Delta-Variante, wie erste Studien zeigen.
Wann wird die Omikron-Welle abflachen?
Die Covid-19-Taskforce rechnet nach dem Höhepunkt nächste Woche und den zehn Tage später folgenden Höchstzahlen an laborbestätigten Fällen mit einem schnellen Abflachen der Omikron-Welle im Februar mit Infektionszahlen unter 10’000. Bis dann werden 65 bis 85 Prozent der Bevölkerung wegen der Impfung oder einer Infektion immun gegen Omikron sein. Das bedeutet aber auch, dass 15 bis 35 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer auch danach nicht vor einer Infektion geschützt sind. Und auch nicht vor einer Hospitalisation. Denn gemäss den Schätzungen der Taskforce werden 20 bis 35 von 10’000 Infizierten ins Spital eingeliefert. Eine in die Intensivstation. Mit den Infizierten sind alle Angesteckten gemeint, nicht nur die positiv getesteten. Also auch die mit der von Experten geschätzten Dunkelziffer von Faktor 3.