Die Maskenpflicht an Aargauer Schulen ist angezählt – Klassenquarantäne faktisch aufgehoben
Am 19. Januar befanden sich im ganzen Kanton Aargau 81 Schulklassen in Quarantäne. Am Donnerstag, eine Woche später, waren es laut kantonalem Gesundheitsdepartement (DGS) 68 Klassen. Klassenquarantäne wird ab drei positiv getesteten Personen in einer Klasse innert fünf Tagen angeordnet. Seit 13. Januar dauert sie fünf Tage.
Nur noch in besonderen Ausbruchssituationen
Wegen der enormen Präsenz der hoch ansteckenden Omikron-Variante, aber auch wegen dieses Automatismus kam es zu derart vielen Klassenquarantänen seit Anfang Jahr. Das ist jetzt vorbei. Eine Klassenquarantäne werde nur noch ausgesprochen, wenn eine besondere Ausbruchssituation vorliegt, «die aus epidemiologischer Sicht zu dringendem Handlungsbedarf führt». Das teilt die Staatskanzlei am Donnerstag mit, die bisherige Regelung entfällt.
Eine besondere Ausbruchssituation liege beispielsweise dann vor, wenn sich die Hälfte oder drei Viertel der Schülerinnen und Schüler einer Klasse infiziert haben; grundsätzlich werde dies im Einzelfall beurteilt, teilt das DGS auf Anfrage mit.
Der Regierungsrat begründet die Aufhebung des Quarantäne-Automatismus damit, dass die Kontaktquarantäne des Bundes nur noch für Personen vorgesehen ist, die im selben Haushalt oder in ähnlichen Situationen engen Kontakt haben. Auch vor diesem Hintergrund sei eine Quarantäneregel für Schulklassen nicht mehr angezeigt, heisst es in der Medienmitteilung.
Maskenpflicht wird nach Sportferien geprüft
Auch die Maskenpflicht an den Schulen ist angezählt. Bis Ende Februar bleibt sie bestehen, allerdings nimmt der Regierungsrat Mitte Monat eine Lagebeurteilung vor. Bei günstigem Pandemieverlauf könnten die Masken bereits dann, nach den Sportferien, fallen.
Die Erfahrung zeige inzwischen, dass es sich lohnt, vorsichtig zu sein, sagt Kathrin Scholl, die Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands. Dass der Regierungsrat die Masken vorerst beibehalten will und die Lage erst nach den Ferien neu beurteilt, sei darum zu begrüssen. «Ich würde die Massnahmen auf keinen Fall bereits jetzt für beendet erklären, sondern noch warten», meint sie.
Ein Problem sieht Scholl in der Maskenpflicht für Primarschülerinnen und -schüler indes nach wie vor nicht: «Die Kinder machen das gut und halten sich an die Regeln. Nur sehr wenige haben Mühe», sagt sie.
Kinder mit Symptomen in der Schule
Anders manche Eltern, hier scheint die Disziplin im Umgang mit dem Virus und den Massnahmen nachzulassen. Scholl sagt:
«Kinder kommen mit Krankheitssymptomen in die Schule. Dass sie unbedingt daheimbleiben sollen, funktioniert leider nicht überall.»
Dabei sei die Regel klar, wer zwei Tage symptomfrei ist, kommt wieder ins Klassenzimmer, wer krank ist, bleibt zu Hause.
In diesem Winter aber meldeten Lehrerinnen und Lehrer vermehrt kranke Schülerinnen und Schüler, die sie dann in Absprache mit den Eltern doch wieder heimschicken müssen. Für die Durchbrechung der Ansteckungsketten sei das fatal. «So kommt das Virus immer wieder zurück in die Schule», sagt Scholl. Aus demselben Grund sei auch die Kontaktquarantäne des Bundes unbedingt einzuhalten, appelliert sie an Eltern, Schülerinnen und Schüler.
Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis mehr
Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen sei mit der Klassenquarantäne aber nicht mehr gegeben gewesen. Lehrpersonen können die Aufhebung dieser darum nachvollziehen, sagt die oberste Aargauer Lehrerin. «Es war klar, dass diese Massnahme diskutiert werden musste.» Nicht zuletzt, weil immer wieder die Testergebnisse zu spät vorliegen. Eine ganze Klasse mit zwei oder drei Tage Verspätung in Quarantäne zu schicken, mache angesichts der verkürzten Quarantänezeit keinen Sinn mehr.
Repetitives Testen kommt nicht zurück
Die mangelnden Testkapazitäten sind aber auch ein Grund dafür, dass der Regierungsrat das repetitive Testen an den Schulen und in Betrieben vorläufig nicht wieder aufnimmt. Es sei davon auszugehen, dass die Laborkapazitäten auch in den nächsten Wochen knapp sind, teilt die Staatskanzlei mit. Angesichts der kurzen Inkubationsdauer der Omikron-Variante fehle somit die Grundlage für ein effizientes repetitives Testen.