«Herr Rohner ist für mich ein Gauner»: Ex-Nationalrat Ulrich Giezendanner hat im CS-Debakel 200’000 Franken verloren
Er sagt zwar, das Alter habe ihn milder gemacht. Davon war in der Sendung «TalkTäglich» von TeleM1 nichts zu spüren: Keine halbe Minute nach Beginn des Gespräches mit AZ-Chefredaktor Rolf Cavalli wettert Ulrich Giezendanner bereits darüber, dass «die Leute in Bern uns ‹beschissen› haben».
Die Leute in Bern? Die Finma, Finanzministerin Karin Keller-Sutter, Nationalbankchef Thomas Jordan. Jene, die die Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS per Notrecht erzwungen haben. Das ‹Beschissen ›meint der SVP-alt-Nationalrat durchaus wörtlich: Durch den Deal verliert er als langjähriger CS-Aktionär gegen 200’000 Franken.
Finma, Keller-Sutter und Jordan hätten versagt
Im November, als der CS-Kurs trotz der im Oktober angekündigten Umstrukturierung nach wie vor unaufhaltsam stürzte, habe der ehemalige Geschäftsführer der Giezendanner Transport AG praktisch alle Aktien verkauft. Doch mit dem Saudi-Deal habe er wieder etwas Hoffnung in die Bank gefasst und 100’000 Aktien erworben.
«Klar bin ich selber schuld. Aber wenn die Finma und Karin Keller-Sutter eine saubere Rolle gespielt hätten, hätten die CS-Aktionäre nichts verloren.» Die Finma habe in ihrer Aufsichtsaufgabe total versagt und Nationalbankchef Thomas Jordan sei kein Geschäftsmann. «Sonst hätte er die CS nicht so billig verkauft.»
Gemäss Giezendanner hätte man viel früher reagieren sollen. Finma und Nationalbank hätten die Credit Suisse vollständig abschirmen sollen und eine Übernahme geordnet, nicht über Notrecht, abwickeln müssen. Auch den eigenen SVP-Bundesrat Ueli Maurer, der in seinem letzten Monat als Finanzminister im Dezember meinte, man solle nun die Credit Suisse in Ruhe lassen, will er nicht in Schutz nehmen: «Auch er hätte sich orientieren lassen sollen.»
«Herr Rohner ist für mich ein Gauner»
Doch die eigentlichen Verantwortlichen sind die Verwaltungsräte und CEOs der Credit Suisse, glaubt Giezendanner: «Herr Rohner ist für mich ein Gauner.» Der langjährige Verwaltungsratspräsident Urs Rohner verneinte der AZ diese Woche Gerüchte, wonach er sich überlegen soll, einen Teil seines Einkommens zurückzuzahlen. Auch für den Ex-CEO Thomas Gottstein findet Giezendanner scharfe Worte: «Herr Gottstein hat uns Aargauer die Neue Aargauer Bank gestohlen, damit er seine Zahlen aufpolieren kann.»
Zu scharf? Der alt Nationalrat steht dazu: «Ich weiss, dass ich heute vieles sage, das man einklagen könnte. Sollen sie! Ich gehe bis ans Bundesgericht und beweise, dass sie Gauner sind!»
Giezendanner positioniert sich hier klar als Aktionär der Credit Suisse. In den vergangenen Tagen soll er 82 Anrufe erhalten haben von Menschen, die in der gleichen Situation seien wie er. «Ältere Aktionäre schämen sich und wagen kaum zu sagen, dass sie CS-Aktien hatten.» Deswegen will er für sie einstehen: «Ich bin die Stimme aller CS-Verlierer.»