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Credit Suisse schreibt im ersten Quartal fast eine halbe Milliarde Franken Verlust: Nun kommt es zu zahlreichen Abgängen

Die Credit Suisse weist auch für das erste Quartal 2022 tiefrote Zahlen aus: Die Bank bezahlt damit für Rechtsstreitigkeiten. Nun rollen auf der Chefetage Köpfe.

In den ersten drei Monaten des Jahres verlor die Credit Suisse (CS) 428 Millionen Franken vor Steuern – dies bei einem Nettoertrag von 4,4 Milliarden. Der den Aktionären zurechenbare Reinverlust beträgt 273 Millionen Franken. Dies teilte die CS am Mittwoch mit.

Als Grund nennt das Unternehmen die volatilen Marktbedingungen und die Risikoaversion im Kundengeschäft. Zudem ist beim Start ins neue Jahr der Aufwand der Bank gestiegen: Allein für Rechtsstreitigkeiten musste die CS im ersten Quartal 703 Millionen Franken ausgeben. Der Geschäftsaufwand lag insgesamt 26 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals.

Vor gut einem Monat gab die Bank bekannt, dass sie im karibischen Inselstaat einen Gerichtsprozess verloren hat. Das Urteil gegen die Credit Suisse Life Bermuda, eine lokale Versicherungsgesellschaft der CS, könnte «möglicherweise mehr als 500 Millionen US-Dollar» betragen, so die Schätzung der Credit Suisse. Die CS kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen und gleichzeitig zu prüfen, ob die bereits getätigten Rückstellungen genügen.

Krieg befeuert die UBS und zieht die CS runter

Die Grossbank hat bereits vor der Publikation der Quartalszahlen angekündigt, dass sie rote Zahlen erwartet. Bereits im ersten Quartal 2021 war die Bank in die roten Zahlen gerutscht. Wegen des Zusammenbruchs des US-Hedgefonds Archegos hatte damals ein Verlust von 252 Millionen Franken in den Büchern gestanden. Auch das Gesamtjahr 2021 hatte die Credit Suisse mit tiefroten Zahlen abgeschlossen.

Die roten Zahlen der CS kontrastieren damit scharf mit den am Vortag veröffentlichten Quartalszahlen der UBS: Die zweite Schweizer Grossbank befindet sich aktuell im Hoch und konnte am Dienstag das beste Quartalsergebnis seit 2007 präsentieren. Im Gegensatz zur CS konnte die UBS von der Volatilität der Finanzmärkte als Folge des Ukraine-Kriegs profitieren.

Nun will die Credit Suisse sparen

Bei der CS schlägt dieser dagegen mit Verlusten in der Höhe von 206 Millionen Franken zu Buche, wie die Bank am Mittwoch mitteilt. Der Krieg dürfte die Geschäfte der Credit Suisse auch im weiteren Verlauf des Jahres beeinträchtigen. Inflationsbedenken und eine ausgeprägtere Risikoaversion auf Seiten der Kunden dürften nach Einschätzung der CS eher noch zunehmen.

Die Credit Suisse reagiert darauf mit Kostensenkungsprogrammen, deren Auswirkungen aber erst im kommenden Jahr richtig zum Tragen kommen sollen. Die Kapitalbasis der Bank sei aber nach wie vor solide. Die Quote des harten Kernkapitals beziffert die CS für das erste Quartal mit 13,8 Prozent, dies bei einer Leverage Ratio von 4,3 Prozent.

Finanzchef und Chefjurist werden ersetzt

2022 sei für die CS ein «Jahr des Übergangs», wird CEO Thomas Gottstein in der Mitteilung zitiert. Das zeigt sich auch in mehreren Wechseln an der Spitze der Bank, die ebenfalls am Mittwoch kommuniziert wurden. So verlässt Finanzchef David Mathers die Bank. Er habe «seinen Wunsch nach einer Herausforderung ausserhalb der Credit Suisse bekundet», heisst es in der Mitteilung. Mathers Nachfolge ist noch nicht bestimmt, Mathers führt seine Aufgaben solange fort bis diese geklärt ist.

Ebenfalls von der Bildfläche verschwindet Chefjurist Romeo Cerutti. Auch er hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Ersetzt wird er vom ehemaligen UBS-Mann Markus Diethelm.

VR-Präsident Axel Lehmann: Neue haben «die richtige Risikomentalität»
Ausserdem nimmt der Chef des Asien-Geschäfts, Helman Sitohang, den Hut. Sein Nachfolger soll Edwin Low werden, der bereits seit 1996 bei der CS arbeitet. Als CEO der Region Europa, Naher Osten und Afrika wird Francesca McDonagh eingesetzt. Die irische Bankerin ist seit 2017 bei der CS und übernimmt von Francesco De Ferrari. Der CEO der Division Wealth Management hatte die Position ad interim inne.

Hintergrund der personellen Veränderung ist ein Wechsel in der Risikostrategie der Bank. Diese soll nach zahlreichen Skandalen und Abschreibern konservativer werden. Die Neuen brächten «die richtige Risikomentalität mit, die erforderlich ist, um die Umsetzung unserer strategischen und kulturellen Transformation voranzutreiben», lässt sich Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann vernehmen. (dpo/wap/dpa)