Influencer Zeki Bulgurcu wechselt das Fach und wagt sich an eine Filmkomödie
Dass er weiss, wie er sich inszenieren muss, ist nichts Neues. Zeki Bulgurcu ist Comedian und Social-Media-Star mit über zwei Millionen Followern auf diversen Kanälen wie Instagram, Youtube oder Tiktok. An diesem verregneten Dienstagmorgen fährt er im Touristen-E-Tuktuk vor den Eingang des KKL. Dort warten die Medienvertreter auf den 32-jährigen türkisch-schweizerischen Doppelbürger. Sie sind hier, um mehr über Zeki (eigentlich nur immer in dieser Kurzform genannt) und dessen neuestes Projekt zu erfahren: Der Influencer wechselt das Fach und geht zum Spielfilm.
«ACHO» (im Sinne von Ankommen) heisst der Streifen, in dem er selbst die Hauptrolle übernimmt sowie am Drehbuch und bei der Sponsorensuche mitgewirkt hat. Und weil Filmemachen teuer und aufwendig ist, haben Zeki und seine diversen Partner am Dienstag ein Crowdfunding gestartet, um die Finanzierung final stemmen zu können.
Im Frühling 2023 in den Kinos
200’000 Franken will man in 50 Tagen einnehmen. Das sind eigentlich nicht mal zehn Prozent des Filmbudgets, das gemäss Produzent Ditti Bürgin-Brook («Schellen-Ursli») ca. 3,4 Millionen beträgt. Rund die Hälfte der Summe habe man bisher über private Geldgeber wie dem Zürcher Filmverleih Praesens Film generiert. Anträge an staatliche Filmförderungsfonds sind gestellt. Doch der Film komme so oder so und ganz bestimmt im Frühling 2023 in die hiesigen Kinos, betonen die Macher. Und: «Je mehr wir aber durch Crowdfunding einnehmen können, desto besser. Denn so sind wir unabhängiger», sagt Bürgin-Brook.
Zeki kündigt in einer Videoeinspielung (siehe weiter unten) vor dem Tuktuk-Auftritt an: «Stellt euch eine Komödie vor, die so gut ist, dass ihr keine Sekunde mehr an euer Handy denkt.» Der Influencer macht indirekt gleich selber den überbordenden Gebrauch der Smartphones zum Thema. Zu Hause und bekannt in der Welt der kurzen Memes, Tiktok-Filmchen und ultraschnellen Internetunterhaltung, begibt er sich nun auf den Weg hin zu einem etwas komplexeren Fach, welches vom Publikum eine deutlich grössere Aufmerksamkeitsspanne abverlangt.
Doch warum macht ein Influencer etwas aus Sicht seiner Zielgruppe (mehrheitlich unter 30) so Altbackenes und medial Gegensätzliches wie einen klassischen Langzeitspielfilm, der dann auch noch in den Kinos gezeigt wird? «Es ist ein schönes Medium und das Filmschauen ein ganz anderes Erlebnis, wenn man mit anderen Menschen im Kinosaal sitzt», erklärt Zeki. Auf sich selbst und seine Tätigkeit bezogen, möchte er sowieso lieber von einem Komiker und Entertainer als einem Influencer sprechen.
Zeki nimmt Schauspielunterricht
Dennoch ist seine Reichweite als solcher natürlich beträchtlich. Damit lässt sich heutzutage gutes Geld verdienen. Und die Info übers Crowdfunding dergestalt unter Millionen von Menschen zu bringen, ist ein einfaches.
Warum dann überhaupt noch eine Pressekonferenz mit klassischen Medien wie heute vor dem KKL? «Das braucht es, um zu zeigen, dass es ein ernstes Unterfangen ist und um der Schweiz zu sagen: Hey, hier bin ich mit meinem Filmprojekt. Denn es gibt ja auch immer noch viele Leute, die keine Social Media konsumieren», erklärt Zeki. Und ergänzt:
«Es ist ja nicht alles Social Media.»
Für den Gang in neues Terrain nimmt Zeki übrigens Schauspielunterricht. Man könne das Schauspielern nicht mit seinen bisherigen Aktivitäten vergleichen, so der Comedian. Seine Social-Media-Kurzbeiträge sind oft Sketches, im Film muss er über 30 oder 40 Drehtage lang einen Charakter verkörpern. Zeki spielt einen Mann, der sich auf einen Roadtrip und die Suche nach seinem Vater begibt. In dem abendfüllenden Werk unter der Regie von Markus Welter (unter anderem verantwortlich für den Luzerner Tatort «Kleine Prinzen») gehe es um Freundschaft, Heimat, Integration, Liebe und letztlich auch ums Ankommen bei sich selbst.
Internationales Neuland
Das Konzept von «ACHO» verwebt den typischen Spielfilm mit Social Media. Auf den entsprechenden Accounts werden schon während des Drehs fleissig Beiträge geliefert. Dafür wurde neben dem Filmteam eigens eine Crew zusammengestellt. Regisseur Welter dazu:
«Zu den Bildern, die man im Film sehen kann, kommen diverse Side-Storys auf den Social-Media-Kanälen. Es beschränkt sich also nicht auf den Blick hinter die Dreharbeitskulissen.»
Mit diesem Konzept, das noch weitere medienübergreifende Details beinhaltet, begehe man gemäss den Verantwortlichen internationales Neuland.
Schauplatz von «ACHO» wird die «Schweiz zwischen Basel und Chiasso sein», so Welter. Doch hauptsächlich werde man in Luzern und Umgebung drehen, auch das Entlebuch wird prominent vorkommen. Nicht zuletzt, weil Luzern mit seinen bekannten Motiven aus Altstadt, See und Berge für typische Swissness steht. Im nächsten Jahr können dann auch weniger Social-Media-Affine begutachten, wie Zeki Bulgurcu diese mit seinem Humor an den Bruchstellen zwischen Tradition und Moderne, Schweizertum und Multikulti anreichert.