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CS-Chef Thomas Gottstein muss gehen, Ulrich Körner übernimmt: Die Bank versucht einen Neuanfang – wieder einmal

Die Credit Suisse macht im zweiten Quartal einen Verlust von 1,2 Milliarden. Am Mittwoch gab die Grossbank den Rücktritt von Group CEO Thomas Gottstein bekannt. Ulrich Körner ersetzt ihn.
Thomas Gottsteins Tage als Group CEO der Credit Suisse sind gezählt. Ab August übernimmt Ulrich Körner (rechts).
Bilder: Severin Bigler / Keystone (Archiv)

Der neue CS-Chef Ulrich Körner soll bereits ab dem ersten August übernehmen, wie die Credit Suisse am Mittwoch bekannt gab. Zugleich kündigt die Bank eine «umfassende strategische Überprüfung» an. Dabei soll massiv gespart werden: «Die absolute Kostenbasis der Gruppe soll mittelfristig auf unter 15,5 Milliarden gesenkt werden», heisst es in der Mitteilung. Neben einer «bankweiten digitalen Transformation» wird auch eine Verbesserung von Risikomanagement und Risikokultur angestrebt.

Ulrich Körner übernimmt bei der CS ab August.
Ulrich Körner übernimmt bei der CS ab August.Archivbild: Keystone

Gottsteins Rücktritt erfolgt zeitgleich zur Publikation der Zahlen für das zweite Quartal 2022: Die CS muss darin einen Vorsteuerverlust von 1,2 Milliarden Franken melden, dies bei einem Nettoertrag von 3,6 Milliarden Franken. Es ist das dritte Quartal mit roten Zahlen in Folge. Die Credit Suisse hatte bereits im ersten Quartal 2022 rund eine halbe Milliarde Verlust bekanntgeben müssen.

«Es freut mich, Ueli als unseren neuen Group CEO willkommen heissen zu dürfen.» So begrüsst Axel P. Lehmann, der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, seinen neuen CEO Ulrich Körner – und gibt ihm sogleich die Marschrichtung vor. Eine «umfassende strategische Überprüfung» will Lehmann durchgeführt haben. Und falls es Körner noch nicht gewusst haben sollte, lässt Lehmann ausrichten, die Lage ist ernst. Es sei für die 1856 gegründete Bank ein «so entscheidender Moment».

Axel P. Lehmann, VR-Präsident der Credit Suisse.
Axel P. Lehmann, VR-Präsident der Credit Suisse.AP

Und noch ein paar Forderungen gibt Lehmann seinem neuen CEO vor: «Wir müssen flexibler sein, um sicherzustellen, dass sie über die notwendigen Ressourcen verfügen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.» Es müsse das Ziel sein, «eine stärkere, einfachere und effizientere Gruppe mit nachhaltigeren Erträgen zu werden.»

Die Credit Suisse hat auf ihren beiden Spitzenposten nun zumindest sehr viel Erfahrung. Axel Lehmann ist 63 Jahre alt, Ulrich Körner wird im Oktober auch schon 60 Jahre alt.

In seiner langen Karriere war Körner zuvor 10 Jahre lang bei der Credit Suisse, und zwar von 1998 bis 2009. Unter anderem war Körner damals CEO von Credit Suisse Schweiz. Es folgt ein Wechsel zum Konkurrenten UBS, wo Körner bis 2020 blieb und alle möglichen Positionen inne hatte. Und 2021 ging es wieder zurück am Zürcher Paradeplatz zur CS, wo Körner den Posten des CEO im Asset Management übernahm. Nun also, quasi zum Karriereabschluss darf Körner noch das ganz grosse Rad drehen, und CEO der Credit Suisse werden.

Körner bedankt sich in der Medienmitteilung artig bei Lehmann: «Ich danke dem Verwaltungsrat für sein Vertrauen, dass er mir zu Beginn dieser fundamentalen Transformation entgegengebracht hat.» Mit der Betonung, wie «fundamental» der Wandel sein muss, gibt auch Körner zu erkennen: die Grossbank Credit Suisse ist nach vielen Krisen einem heiklen Punkt angelangt.

Wenig freundliche Verabschiedung von Gottstein

Dann schickt Lehmann seinem alten CEO noch ein paar Dankesworte hinterher, wie es sich gehört. «Ich möchte mich an dieser Stelle bei Thomas für seinen grossen Einsatz für die Credit Suisse über die letzten 20 Jahre, insbesondere als Group CEO, bedanken», lässt sich Lehmann zitieren. Gottstein habe einen enormen Einsatz geleistet und unseren Kunden in der Schweiz und international mit grosser Integrität und viel Unternehmergeist gedient. «Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft.»

Ein allzu gutes Zeugnis stellt Lehmann seinem alten CEO da jedoch nicht aus. Er lobt vor allem den Einsatz von Gottstein, gleich zwei Mal, zu den Ergebnissen dieses Einsatzes sagt Lehmann nichts. Viel Aufwand, wenig Ertrag – so scheint Lehmann die Arbeit von Gottstein zu bewerten.