Dämmerung und schnelles Tempo als Unfallrisiken für Mensch und Wild
Auf der Köllikerstrasse kam es im letzten Jahr zu fünf tödlichen Wildtierunfällen. Viermal erwischte es ein Reh, einmal ein Wildschwein. Wir haben uns den Hotspot mit Jagdaufseher Frank Leuenberger angesehen. Er ist seit 25 Jahren für das Jagdrevier 46 in Däniken zuständig. Dazu gehört auch die Köllikerstrasse.
Die Dämmerung ist am gefährlichsten
Rund einen Kilometer lang ist die leicht ansteigende Strecke. Am Anfang und am Ende ist eine Warntafel angebracht, die auf Wildtiere aufmerksam macht. «Leider bringen die Tafeln nichts. Sie werden von den Autofahrerinnen und Autofahrern grösstenteils ignoriert», sagt Leuenberger.
Die Köllikerstrasse vereint gleich mehrere Risikofaktoren für Wildtierunfälle. Der Wald grenzt auf beiden Seiten über weite Strecken direkt an die Strasse. Eine Beleuchtung gibt es nicht, die Strecke ist aufgrund der vielen Kurven unübersichtlich. «Und die Leute fahren auf diesem Abschnitt leider sehr rücksichtslos und schnell», erklärt Leuenberger.
Diese Umstände in Kombination mit der Tatsache, dass genau in diesem Gebiet viele Wildtiere die Strasse queren, führt zu den verhältnismässig vielen Unfällen. Besonders tückisch sind die Morgenstunden zwischen 4 und 7 Uhr, sowie die Abendstunden zwischen 19 und 22 Uhr. «Dann sind die meisten Wildtiere unterwegs und überqueren auch die Strasse», weiss Leuenberger.
Verschiedenes bereits ausprobiert
Das Problem auf der Köllikerstrasse ist schon lange bekannt. Mit dem immer stärker werdenden Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch noch weiter verschärft. Leuenberger und seine Kollegen von der Jagdgesellschaft Hashübel-Däniken haben darum in den letzten Jahren Verschiedenes ausprobiert. Sie haben CDs an Ästen aufgehängt und blaue Reflektoren an den schwarz-weissen Strassenpfosten angebracht. Beides soll die Tiere warnen, dass sich an dieser Stelle ein Hindernis befindet. Zudem wird auf der gesamten Strecke links und rechts eine rund zwei Meter breite Fläche gerodet. So grenzt der Wald nicht unmittelbar an die Fahrbahn, wodurch die Autolenker einen etwas besseren Überblick haben und die Tiere früher sehen können. «Diese Massnahmen haben sicher ein wenig geholfen, aber es gibt noch immer zu viele Unfälle», so Leuenberger, der als Jagdaufseher bei jedem Wildtierunfall von der Kantonspolizei Solothurn verständigt wird. Seine Aufgaben sind es jeweils, einen Unfallrapport aufzunehmen, den genauen Standort des Unfalls zu erfassen und die Unfallstelle zu reinigen.
Wildwarngeräte sollen installiert werden
Doch welche Massnahmen sind denn genau vorgesehen auf der Köllikerstrasse? «Kurzfristig sollen zwei Wildwechsel-Signale aufgestellt und blaue Reflektoren an den Leitpfosten befestigt werden», sagt Silvia Nietlispach vom Amt für Wald, Jagd und Fischerei des Kantons Solothurn. Im Verlauf des Jahres werden weitere Massnahmen folgen. «Der Freihaltestreifen westlich der Strasse wird vergrössert und es ist vorgesehen, dass Wildwarngeräte eingerichtet werden. Diese Geräte machen den Autofahrer mittels orange blinkendem LED-Licht auf die potenzielle Gefahr aufmerksam.»
Weiter wird geprüft, ob die Höchstgeschwindigkeit auf diesem Streckenabschnitt nachts und in der Dämmerung temporär auf 60 Kilometer pro Stunde gesenkt werden kann. Sämtliche Massnahmen werden vom kantonalen Amt für Verkehr und Tiefbau umgesetzt, da es sich bei der Köllikerstrasse um eine Kantonsstrasse handelt. Bis Ende 2023 sollen die Massnahmen, die vollumfänglich vom Kanton getragen werden, realisiert sein. Die Kosten belaufen sich gemäss Schätzungen auf total rund 25000 Franken.
Jagdaufseher Frank Leuenberger begrüsst die geplanten Massnahmen des Kantons. Für ihn ist aber klar: Auch wenn die Massnahmen den gewünschten Erfolg bringen, wird ihm die Arbeit nicht ausgehen. Denn nicht nur die Köllikerstrasse ist für die Wildtiere ein gefährliches Pflaster. Auch auf der Löchlistrasse, der Gröderstrasse und der Rothackerstrasse ereignen sich jedes Jahr mehrere tödliche Wildtierunfälle. Bei eintretender Dämmerung gilt es also, besonders aufmerksam zu fahren.