«Dani Pittet kann den ‹Loohof› so richtig zum Abheben bringen»
Herr Pittet, am 3. Januar haben Sie den Landgasthof Bad Lauterbach mit einem neuen Konzept wiedereröffnet. Ende Februar ist bereits wieder Schluss. Was ist passiert?
Daniel Pittet: Wir konnten uns mit dem Vermieter nicht auf einen längerfristigen Mietvertrag einigen, das ist der Grund für meine Entscheidung, das Bad Lauterbach Ende Februar zu verlassen. Wir trennen uns aber im Guten, das will ich betonen, und mit der Nachbarschaft gab es keinerlei Probleme. Dass es so schnell ging, hat auch damit zu tun, dass wir nun grössere Investitionen in die Terrasse hätten tätigen müssen. Das konnte ich nicht ohne eine längerfristige Garantie.
Weshalb haben Sie eigentlich das «Bad Lauterbach» übernommen ohne einen Mietvertrag, der Ihren Vorstellungen entsprach?
Pittet: Man hat mir den Betrieb so nach dem Motto ‹Das Lauterbach ist tot, das bringst du garantiert nicht zum Laufen’ angepriesen (lacht). Das hat mich grausam motiviert, all den Schwarzmalern zu beweisen, dass man mit viel Herzblut und guter Küche auch im Lauterbach durchstarten kann, das gebe ich zu. Den Beweis habe ich zu grossen Teilen bereits erbracht. Gleichzeitig habe ich gehofft, dass wir mit dem Vermieter eine für beide Seiten befriedigende Lösung betreffend Mietvertrag finden werden, was leider nicht geschehen ist.
Ihre Entscheidung, das «Bad Lauterbach» zu verlassen, hat also nichts mit dem Umsatz zu tun?
Pittet: Nein. Im November starteten wir mit einem Mini-Umsatz. Innert Kürze – vor allem nach der Umgestaltung und Wiedereröffnung mit neuem Konzept im Januar – hat sich der Umsatz vervielfacht. Nun haben wir bereits einen schönen Kundenstamm aufgebaut, der es sehr bedauert, dass wir am 28. Februar aufhören.
Ihre Gäste müssen nicht länger trauern: Sie bleiben in Oftringen und übernehmen den «Loohof». Herr Stich, wie kam es zum Kontakt zwischen Ihnen und Herrn Pittet?
Daniel Stich: Ich führe den «Loohof» seit 15 Jahren, davor stand mein Bruder Stefan 10 Jahre lang in der Küche. Ich habe zwar immer mit Lebensmitteln zu tun gehabt – in den Achtzigerjahren habe ich mit dem «Gmüeschratte» den ersten Bioladen der Region eröffnet und später das Unternehmen «Via Verde» gegründet, das mit Bio-Ware handelte – ich bin aber kein gelernter Koch. Nächstes Jahr werde ich 60. Verleidet ist mir das Kochen zwar nicht, aber weil der Beruf halt schon an die Substanz geht, fing ich an, mir Gedanken zu machen über einen Nachfolger. Letzten Herbst habe ich meine Absichten, bald einmal abzugeben, in meinem Newsletter publik gemacht. Offiziell habe ich den Betrieb aber nie ausgeschrieben. Der Zufall wollte es, dass Dieter Scheibler, mein Oftringer Bio-Fleisch-Lieferant, im «Bad Lauterbach» zu Gast war und hörte, dass Dani Pittet Ende Februar aufhört. Scheibler gab Pittet meine Nummer. Der Rest ist Geschichte (beide lachen).
Pittet: Bei mir lag Dani Stichs Nummer zuerst mal eine Weile neben dem Herd. Ich war damit beschäftigt, etliche Angebote in anderen Gegenden zu prüfen, von denen aber keines 100 Prozent überzeugen konnte. Vor zwei Wochen dachte ich, ich sollte mir den «Loohof» vielleicht mal anschauen. Ich realisierte sofort, dass der Betrieb quasi die perfektere Variante des «Bad Lauterbachs» ist: kleiner, kompakter, gediegender, zentraler und mit mehr Charme ausgestattet. Ich kann im «Loohof» das Konzept, das ich fürs «Lauterbach» erarbeitet habe, fast eins zu eins übernehmen. Der Gewölbekeller ist perfekt für den Gourmet-Bereich! Die Walliser-Spezialitäten werde ich in die normale Karte integrieren.
Herr Stich, haben Sie mit Daniel Pittet Ihren Wunsch-Nachfolger gefunden?
Stich: Das kann man so sagen, ja, er ist auch der einzige, mit dem ich verhandelt habe. Pittets gastronomische Vorstellungen überzeugen mich, er ist ein hervorragender Koch, ist jünger und frecher als ich und hat wirklich das Zeug dazu, den «Loohof»zum Abheben zu bringen. Was für mich auch sehr wichtig ist: Dani teilt unsere Loohof-Philosophie der frischen, ehrlichen und regionalen Küche und legt ebenfalls Wert auf Nachhaltigkeit. Ich erachte es als grosses Glück, dass ich innert so kurzer Zeit jemanden gefunden habe, der das, was ich aufgebaut habe, weiterführen wird. Obschon ich anfangs fast erschrocken bin, wie schnell auf einmal alles ging.
Wie wird die Übergabe des «Loohofes» nun erfolgen?
Stich: Zuerst gönne ich mir endlich mal zwei Wochen Urlaub (lacht). In einer Übergangsphase im März und April werden Dani Pittet und ich eng zusammenarbeiten, das heisst, wir werden Anlässe im «Loohof» zusammen bestreiten und zu zweit in der Küche stehen. Dani übernimmt den «Loohof» dann offiziell ab Mai 2020. «Loohof»-Gutscheine behalten übrigens ihre Gültigkeit auch nach dem Wechsel und Gäste, die «Bad Lauterbach»-Gutscheine haben, können diese jederzeit im «Loohof» einlösen, da sind wir völlig unkompliziert.
Im «Loohof» bleiben Sie nun aber ein wenig länger als im Bad Lauterbach, Herr Pittet…
Pittet: Das werde ich (lacht). Wir haben einen Vertrag über drei Jahre abgeschlossen mit der Option auf Verlängerung. Ich bin glücklich, dass ich die vielen tollen Gäste, die ich in den letzten Monaten im Bad Lauterbach kennenlernen durfte, nun weiter bekochen darf an einem noch schöneren Ort.
Herr Stich, haben Sie bereits Pläne für Ihr Leben nach der Küche?
Stich: Oh ja, mehr als genug: Ich habe einen riesigen Garten, um den ich mich endlich richtig kümmern kann und einen Haufen Möbel, die darauf warten, restauriert zu werden. Dann möchte ich wieder Gitarre spielen und deutlich mehr reisen. Langweilig wird mir bestimmt nicht werden.