Weg damit, die Natur will keine Ordnung
Grün die Wiesen neben dem Wanderweg, bunt das Laub, der Blick geht übers Nebelmeer. Doch dann plötzlich inmitten der Idylle: ein vermaledeiter Laubbläser dröhnt und stinkt in der Hand eines Mannes, dessen Augen vor Freude und Eifer funkeln. Mit Wucht macht er sich hinter jedes einzelne Blatt auf dem Spazierweg.
In den Siedlungen tönt es noch schlimmer. Wie die echten Berserker ziehen stramme Männer mit ihrer Blaswaffe um die Ecken der Häuser, damit die verdammte Ordnung im Garten wieder hergestellt wird. Aber Ordnung ist das Schlimmste, was man der Natur antun kann.
Denn diese lässt die Blätter nicht ohne Absicht zu Boden fallen. Dürfen sie dort liegen bleiben, werden sie nahrungsreicher Humus für den Boden. Zudem deckt das Laub den Boden ab und ist deshalb die beste Isolationsschicht für den Winter. Zusätzlich ist das tote Laub Lebensraum einer grossen Palette an Kleintieren, die am Boden leben und die Blätter zersetzen. Gratis, lärm- und abgasfrei.
Aber das soll hier in diesen Zeiten keine Hassrede gegen den Laubbläser sein, sondern eine Lobrede für den Rechen. Dieser kostet ein paar Franken und hat einige Vorteile: Er stinkt und dröhnt nicht und das Zusammenrechen fördert die Achtsamkeit. Zudem fallen beim Laubrechen die meisten Kleintiere zu Boden und auch die oberste Schicht der Erde wird geschont.
Ein gutschweizerischer Kompromiss für die Ordnungsliebenden deshalb: Überlasst einen Teil des Gartens dem Laub, macht aus den Blättern einen Haufen, als Unterkunft für kleinere Lebewesen. Und wenn der Laubbläser unbedingt amortisiert werden muss: Bitte nur auf Trottoirs und Vorplätzen.