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SNB hebt Leitzins überraschend deutlich an – Direktor warnt vor weiteren Erhöhungen «in absehbarer Zeit»

Wie die USA reagiert auch die Schweizerische Nationalbank und erhöht ihren Leitzins überraschend deutlich um 0,5 Prozentpunkte. Allerdings bleibt dieser mit 0,25 Prozent weiterhin negativ.

Nach 15 Jahren erhöht die Schweizerische Nationalbank (SNB) erstmals ihren Leitzins – und zwar um 0,5 Prozentpunkte, belässt ihn mit -0,25 Prozent aber weiterhin im negativen Bereich. Das teilte die SNB anlässlich ihrer vierteljährlichen Lagebeurteilung vom Donnerstag mit. Der neue Leitzins gilt bereits ab Freitag. Wie die Nationalbank schreibt, «straffe» sie mit der Erhöhung ihre bislang expansive Geldpolitik und wolle so «dem gestiegenen inflationären Druck entgegenwirken».

Zudem werden laut Nationalbank «in absehbarer Zukunft» weitere Zinserhöhungen «nötig werden», um die Inflation auf mittlere Frist zu stabilisieren. Zudem wiederholt die SNB in der Mitteilung ihre bereits seit Jahren geäusserte Ankündigung, «für angemessene monetäre Bedingungen» bei Bedarf auch weiterhin am Devisenmarkt aktiv zu sein.

Seit 2015 lag der Leitzins bei -0,75 Prozent

Laut Nationalbank erreichte die Inflation in der Schweiz im Mai 2,9 Prozent und «dürfte zunächst erhöht bleiben», wie sie schreibt. Diese neue Inflationsprognose beruhe allerdings auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum −0,25 Prozent beträgt. Ohne die heutige Zinserhöhung läge die Inflationsprognose laut SNB «deutlich höher».

Den Negativzins hatte die SNB am 18. Dezember 2014 eingeführt. Er lag damals bei -0,25 Prozent. Auf die aktuell noch gültigen -0,75 Prozent senkte sie ihn im Januar 2015, als sie zugleich den Euro-Mindestkurs aufgab.

Auch USA hebt Zinsen an – EU plant dasselbe

Zuletzt hat am Mittwoch die US-Notenbank den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Dieser liegt neu in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Es ist dies die dritte Erhöhung des Leitzinses seit Beginn der Coronapandemie. Mit dem Anstieg um 0,75 Prozentpunkte hat die Federal Reserve (FED) nun allerdings den grössten Zinsschritt seit 1994 vollzogen. Für gewöhnlich zieht es die FED vor, den Leitzins in 0,25-Prozentpunkt-Schritten anzuheben. Mit dem überraschend scharfen Entscheid wollen die Währungshüter gegen die hohe Inflationsrate in den Vereinigten Staaten vorgehen. Zuletzt lag diese in den USA bei über 8 Prozentpunkten.

Auf diesen Entscheid gewartet hat die Europäische Zentralbank (EZB). Die EZB-Präsidentin kündigte im Mai an, im Juli und September die Leitzinsen heraufzusetzen. Es wären dies die ersten Erhöhungen seit elf Jahren. Und sie könnten das Ende der Negativzins-Ära bringen. Damit ist die Zinswende in Griffweite. Über das Ausmass wird aber noch gerätselt. (sat/dpa)