«Das war ein Extremereignis»: Vordemwald zieht Bilanz aus den Hochwasserereignissen
«Die Überschwemmung kam schnell, heftig und unerwartet», sagte Gemeindeammann Max Moor. Wie unerwartet und schnell das Wasser kam, sollte an diesem Abend noch oft ein Thema sein. Sebastian Hackl von der Sektion Wasserbau des kantonalen Departements Bau, Verkehr, Umwelt, Gemeinderat Markus Schneitter als Ressortleiter, Feuerwehrkommandant Roman Nöthiger und Gemeinderat Dieter Altenbach als zuständiger für die gemeindeeigenen Liegenschaften sprachen zu den 150 Vordemwaldern, die den Weg in den Gemeindesaal gefunden hatten – mehr als an mancher Gemeindeversammlung.
Hochwasserschutz nicht für Ereignis ausgelegt
Die Referenten nutzten die Gelegenheit, aufzuzeigen, wie das Hochwasser entstehen konnte, welche Massnahmen währenddessen getroffen wurden und welche Lektionen sich aus dem Ereignis nun ableiten lassen. «Das Hochwasser am 24. Juni war aber kein hundertjähriges Hochwasser und auch kein dreihundertjähriges Hochwasser. Das war ein Extremereignis», sagte Gemeinderat Markus Schneitter. Keiner im Dorf, auch nicht die Ältesten, könnten sich an eine solche Überschwemmung erinnern. Entsprechend ist es nicht erstaunlich, dass die Hochwasserverbauungen, die kurz vor dem Ereignis fertiggestellt wurden, die Überflutungen nicht verhindern konnten. Geholfen hätten sie aber trotzdem, so Schneitter. «Keiner kann sagen, was ohne den neuen Hochwasserschutz alles noch passiert wäre.»
Während des Ereignisses, das auch aufgrund der erneuten Überschwemmungen am 8. Juli über Wochen dauerte, stand die Feuerwehr Vordemwald mit ihren 42 Mitgliedern im Dauereinsatz. 1667 Einsatzstunden leisteten die Feuerwehrfrauen und -männer, unterstützt durch Zivilschutz und Nachbarfeuerwehren. Wie schnell sich das Wasser in Vordemwald ausbreitete, kam auch für Feuerwehrkommandant Roman Nöthiger schnell, heftig und unerwartet: Der Offizier, der zum Rekognoszieren eines überfluteten Kellers ausgerückt war, konnte schon kurze Zeit später aufgrund der Wassermassen nicht mehr zum Feuerwehrmagazin zurückkehren.
Die Kommunikation soll verbessert werden
Welches Fazit lässt sich somit aus den Hochwasser-Ereignissen ziehen? «Wir brauchen genügend Sandsäcke, das ist sehr wichtig», ist Gemeindeammann Max Moor überzeugt. Diese waren am 24. Juni zwar vielerorts vorhanden, das Wasser kam aber zu schnell, um damit die Gebäude schützen zu können. Dies musste auch der Gemeindeammann feststellen, der vom Hochwasser ebenso betroffen ist wie unzählige Vordemwalder sowie die Gemeinde selbst mit zehn Liegenschaften. Da Sandsäcke alleine nicht aureichen, hat der Gemeinderat der Feuerwehr Mittel gesprochen, um kurzfristig Hochwassermodule zu beschaffen, mit denen im Ereignisfall Gewässerabschnitte gesichert werden können. Weiter will die Gemeinde an ihrer Kommunikation arbeiten, einen Krisenstab etablieren und Kontakt mit der Nachbargemeinde Pfaffnau aufnehmen. «Dies hatten wir bisher nie – vermutlich war die Kantonsgrenze im Weg», meinte Moor. Ausserdem sollen die Erkenntnisse dieses Hochwassers in die noch ausstehenden Hochwassermassnahmen entlang des Krummbaches und des Geissbaches fliessen. Und, so wagte Moor eine Aufforderung in Richtung Kanton, müssten vielleicht auch die Gefahrenkarten angepasst werden. «Mit dem Klimawandel ist ein dreihundertjähriges Hochwasser heute vielleicht ein hundertjähriges.»
Keine Zeit, die Bevölkerung zu warnen
Die Kommunikation – und insbesondere die Warnung der Bevölkerung – war in der anschliessenden Diskussionsrunde ein grosses Thema. Wie heftig und schnell das Hochwasser kam, war für die Bewohner der stark betoffenen Strassenzüge sehr überraschend. Viele wollten im Keller ihre Sachen retten und wurden dort vom einbrechenden Wasser überrascht. Sowohl der Feuerwehrkommandant als auch die zuständige Frau Vizeammann Karin Berglas erklärten, dass die Zeit nicht ausgereicht habe, die Bevölkerung zu warnen. «Um einen allgemeinen Alarm auszulösen, müssen mehrere Schritte befolgt werden. Dafür war zu wenig Zeit», sagte sie. Erschwerend kam hinzu, dass es in Vordemwald selbst gar nicht so heftig geregnet hatte an jenem Tag. Aufgrund der Wetterlage rechnete also niemand mit einer Übeschwemmung. «Wir alle hoffen, dass sich ein solches Extremereignis nicht so schnell wiederholt», meinte Gemeindeammann Max Moor. Er musste aber zugeben, dass es schon Angst mache, dass sich zwei Wochen nach dem ersten Hochwasser gleich ein zweites ereignet habe.