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Das Warten auf die regionalen Erdbeeren hat ein Ende – die Felder zum Selberpflücken sind offen

Süss, gesund, beliebt und endlich reif: Die ersten Erdbeeren aus der Region sind seit gut einer Woche auf dem Markt, die Felder zum Selberpflücken offen. Ein Besuch bei Sandra und Thomas Widmer in Küngoldingen, die die «Königin der Beeren» seit 30 Jahren anbauen.

«Bei den Erdbeeren ist es jedes Jahr ganz anders», sagt Thomas Widmer. Der Landwirt aus Küngoldingen weiss, wovon er spricht. Seit 30 Jahren baut er auf seinen Feldern die «Königin der Beeren» an. Und machte gleich in seinem ersten Jahr ganz schlechte Erfahrungen mit dem Anbau. «Ich war in der Rekrutenschule», erzählt Widmer, «als es im Aargau im Mai 1994 zu sintflutartigen Überschwemmungen kam.» Sogar die Autobahn sei damals geflutet worden – und zu Hause seien die Erdbeeren richtiggehend «versoffen». «3000 Stöcke gepflanzt, kaum Ertrag», bringt der 50-jährige Landwirt seine ersten Erfahrungen mit dem Erdbeeranbau auf den Punkt.

Doch dieses Jahr strahlt Widmer beim Blick auf seine Erdbeerfelder. «Das Wetter ist gut, der Behang ist gut – dieses Jahr ist bisher perfekt verlaufen», sagt er. Der regenreiche Frühling hat den Pflanzen nicht geschadet, weil das viele Wasser gut abgelaufen ist, Frostnächte während der Blüte seien glücklicherweise ausgeblieben. «Heuer mussten wir die Erdbeeren für einmal nicht mit Vliesen abdecken, das war schon schön», sagt er.

Viel Arbeit für eine kurze Herrlichkeit

Das kalte Frühlingswettter hat den Beginn der Erdbeerernte vielleicht um ein paar Tage verzögert, mit dem Wetterwechsel auf sommerliche Temperaturen und wärmere Nächte sind die ersten Erdbeeren nun ausgereift. Am letzten Maitag konnten Sandra und Thomas Widmer das Feld für Selbstpflücker im Gilam ein erstes Mal öffnen. 30 000 Stöcke aus sechs verschiedenen Sorten hat der Küngoldinger Landwirt auf 110 Aren Fläche im vergangenen Juli/August in Handarbeit angepflanzt. Nicht in Flachkultur, sondern auf Dämmen, die mit Plastikfolie abgedeckt sind. Das Unkraut, vor allem Vogelmiere, findet trotzdem seinen Weg und muss ebenfalls entfernt werden, wenn es zu stark auftritt. «Und dann haben wir noch 15 Tonnen Stroh unterlegt, damit die empfindlichen Beeren weniger anfällig auf Fäulnis sind», erzählt Widmer.

Schon am ersten Tag herrschte auf dem Feld für Selbstpflücker viel Betrieb.
Bild: Thomas Fürst

«Erdbeerkulturen sind äusserst arbeitsaufwendig», betont er, insbesondere, wenn man bedenke, wie kurz die Ernte ausfällt. Rund vier Wochen dürfte sie dauern, meint Widmer. Doch bei den Erdbeeren ist nicht nur jedes Jahr alles ganz anders, die Situation kann sich auch sehr schnell ändern. «Es hängt halt sehr vieles vom Wetterverlauf ab», betont er. Zu viel Regen mindert die Qualität der Beeren, zu viel Sonne ist aber auch nicht gut. «Die Erntesituation kann täglich ändern, deshalb ist es für Selbstpflücker auch wichtig, dass sie vor dem Gang auf das Erdbeerfeld unbedingt unsere Homepage konsultieren», betont Widmer.

Die Abhängigkeit von der Wettersituation kann auch für den Küngoldinger Landwirt einschneidende Konsequenzen haben. Zahlen möchte er zwar keine nennen, doch der Ertrag einer schlechten Ernte könne rund einen Drittel geringer sein als der einer guten. Momentan aber sind die Aussichten gut, das Wetter ideal. Die Schweizer Erdbeerproduzenten pflücken aktuell und in den nächsten zwei bis drei Wochen rund 1000 Tonnen Erdbeeren wöchentlich. Damit ist die Vollversorgung des Schweizer Markts sichergestellt, hält der Schweizer Obstverband in einer Medienmitteilung fest.

Beliebte «Königin der Beeren»

Die Erdbeere gilt als «Königin der Beeren». Dabei ist sie eigentlich gar keine Beere, sondern eine sogenannte Sammelnussfrucht. Die eigentlichen Früchte der Erdbeere befinden sich auf ihrer Oberfläche. Ob Beere oder Nuss – Herrn und Frau Schweizer ist das ziemlich egal. Hauptsache frisch, gut und süss. Mit einem Pro-Kopf-Konsum von fast 2,5 Kilogramm pro Jahr platziert sich die Erdbeere hinter Zitrusfrüchten (17,5 Kilogramm), dem Apfel (12,8 Kilogramm), der Banane (11,7 Kilogramm) und der Birne (2,9 Kilogramm) auf dem fünften Platz der am häufigsten verzehrten Früchte. Betrachtet man nur die einheimischen Früchte, ist die Erdbeere sogar die drittwichtigste Tafelfrucht.

Der Behang an der einzelnen Stöcken ist gross, die Beeren sind gesund.
Bild: Thomas Fürst

Die Anbaufläche für Erdbeeren ist in der Schweiz in den letzten Jahren konstant geblieben – bei rund 510 Hektaren. Insgesamt erwartet der Schweizer Obstverband auch dieses Jahr eine gute Erntemenge von rund 7100 Tonnen. Damit können die Schweizer Bauern allerdings nur rund einen Drittel des gesamten Erdbeerkonsums in der Schweiz abdecken, der etwa 24 500 Tonnen beträgt. Der Rest wird importiert, hauptsächlich vor Beginn der Inlandsaison.

Kalorienarme ­Vitaminbombe

Erdbeeren bestehen zu 90 Prozent aus Wasser. Trotzdem strotzen sie nur so vor gesunden Inhaltsstoffen – die restlichen zehn Prozent haben es nämlich in sich. Die Erdbeere ist eine Vitamin-C-Bombe, enthält sie doch mehr Vitamin C als eine Orange. Bereits der Konsum von 200 Gramm der «süssen Roten» deckt den durchschnittlichen Tagesbedarf vollständig ab. Neben Vitaminen versorgen die Erdbeeren den Körper aber auch mit wichtigen Mineralien, Spurenelementen und Ballaststoffen. Und das Schöne am Ganzen: Auf 100 Gramm kommen gerade einmal 32 Kilokalorien – die Erdbeere macht trotz ihrer Süsse nicht dick. Naschen ist also ausdrücklich erlaubt!

Körbchen an Körbchen: Die Erdbeeren direkt vom Feld sind voll ausgereift.
Bild: Thomas Fürst

Die Erdbeerzeit dauert bei uns zwar nur von Mai bis Juni/Juli, doch werden die Früchte inzwischen das ganze Jahr über angeboten und kommen von überall her. Mit entsprechend schlechter Ökobilanz und meist wenig Geschmack, da sie unreif geerntet werden. «Vom Geschmack her haben Schweizer Erdbeeren ganz klar die Nase vorn», ist Widmer überzeugt, denn Erdbeeren würden nach der Ernte nicht nachreifen. Oder anders herum: Sind die Transportwege kurz oder werden die Erdbeeren gleich selbst auf dem Feld geerntet, können sie länger am Strauch bleiben und voll ausreifen. Der grossen Stammkundschaft von Sandra und Thomas Widmer ist das bewusst. «Wir setzen praktisch die gesamte Ernte im Direktverkauf ab», sagt der Landwirt.

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