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Das Wildbienenparadies ist gut bewacht

Neben dem Polizeiposten in Dagmersellen summt, raschelt und knistert es seit Neuestem. Der Tabakkonzern JTI Schweiz schenkt der Gemeinde aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums seines Standorts Dagmersellen 2021 ein «Wildbienenparadies».

Das mit Pflanzen und Steinen sowie einem künstlichen Teich ausgestattete Biotop befindet sich auf einem Areal neben der Polizei am Gartenweg, das bisher ungenutzt war. In dem rund 200 Quadratmeter grossen Biotop finden Wildbienen alles, was sie zum Leben brauchen.

Am Donnerstagmorgen fand die Übergabe bei «Hudelwetter» statt. JTI-General Manager Andrew Reay schnitt mit dem Dagmerseller Gemeindepräsidenten Markus Riedweg ein Band durch.

«JTI Schweiz ist das am schnellsten wachsende Tabakunternehmen der Schweiz. Genau deshalb ist es uns wichtig, unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt wahrzunehmen», betonte der in Luzern lebende Engländer Reay an der Eröffnung des Gartens. «Mit dem Projekt können wir quasi vor unserer Haustür einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten.» Zudem soll damit die Verbundenheit mit der Standortgemeinde betont werden.

JTI-Schweiz-Boss Andrew Reay (links) und Dagmersellens Gemeindepräsident Markus Riedweg durchschneiden ein Band.  Bild: zvg

Grosser Arbeitgeber und guter Steuerzahler

«Dagmersellen betreibt ab sofort das bestbewachte Wildbienenparadies der Schweiz», schmunzelte Gemeindepräsident Markus Riedweg, der sich über das Geschenk freut. Er meint damit die «Bewachung» durch die Ordnungshüter.

JTI ist mit über 200 Personen in der Zigarettenproduktion und 100 in der Administration ein grosser Arbeitgeber in Dagmersellen. Die Firma sei auch ein guter Steuerzahler, so Markus Riedweg gegenüber unserer Zeitung. Sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stammten aus der Region. JTI unterstützt immer wieder soziale und kulturelle Projekte von lokalen Vereinen und Institutionen.

Volkstümlich spricht man bei JTI auch von der «Camel-Fabrik», weil an der Baselstrasse seit 1971 die weltbekannte Marke neben anderen für den weltweiten Export hergestellt wird.

Die Organisation Wildbiene + Partner aus Zürich zeichnete für die Umsetzung der Anlage verantwortlich. «Das Wildbienenparadies bringt nicht nur für die Tiere und Pflanzen einen Mehrwert, der Garten bietet auch der Bevölkerung einen attraktiven Entdeckungs- und Erholungsraum», sagte Juliana Klose am Anlass.

Die Schweiz habe die Biodiversitätskonvention unterzeichnet, bei der Umsetzung hapert es aber laut Klose. Das neue Biotop in Dagmersellen sei ein Beitrag dazu. Dass die Anlage mitten im Dorf stehe, sei kein Nachteil. Im Gegenteil: «Der Siedlungsraum eignet sich hervorragend als Lebensraum für Wildbienen.» So gebe es im Dorf kaum Pestizide in der Luft. Auch das trockene und warme Mikroklima komme den Tieren zugute. Nicht nur ihnen: Die Anlage, zu der auch ein Teich gehört, biete Vögeln, Insekten, Reptilien und anderen Lebewesen ein Zuhause. Das neue Biotop wurde mit über 100 Pflanzenarten angereichert.

Die Gemeinde stellt mit der Pflege der Anlage sicher, dass diese langfristig erhalten bleibt. Sie ist für die Öffentlichkeit ab sofort zugänglich, auf Wunsch werden auch Führungen angeboten.

Wildbienen sind ganz besondere Tiere. Ohne ihre Bestäubungsarbeit müssten wir auf einen Drittel unserer Lebensmittel verzichten. Ausserdem sind sie enorm wichtig für ein gesundes, ausgeglichenes Ökosystem. «Leider ist mehr als die Hälfte der über 600 Schweizer Wildbienenarten bedroht», sagte Klose. Alle brauchen ein grosses einheimisches Blüten-angebot und viele Nistmöglichkeiten. Doch die intensive Landwirtschaft und die zunehmende Zersiedelung zerstörten ihren Lebensraum. Wildbienen unterscheiden sich in zahlreichen Punkten von Honigbienen: Sie produzieren keinen Honig und brauchen auch keinen Imker. Zudem sind die meisten Wildbienen Einzelgängerinnen.