Den Verkehr langfristig planen – das ist und bleibt schwierig
Ein erwartetes Wachstum der Aargauer Bevölkerung von 25 Prozent bis 2040 stellt grosse Anforderungen an die Verkehrskonzepte der Zukunft. Götz Timcke, Leiter Strategische Planung Kanton Aargau, stellte in seinem Referat Meilensteine der Aargauer Verkehrsplanung vor. Gemäss der kantonalen Mobilitätsstrategie «mobilitätAARGAU» sollen in den Zentrumsgemeinden vorwiegend der Langsam- und der öffentliche Nah- und Fernverkehr ausgebaut und gestärkt werden. Der motorisierte Individualverkehr hingegen soll gebremst und weniger attraktiv werden.
In der Region stehen derzeit besonders drei Projekte im Vordergrund: Neben dem Ausbau der Oltnerstrasse in Aarburg und der Optimierung des Autobahnanschlusses Rothrist ist die nächste Etappe der Wiggertalstrasse der wohl grösste Meilenstein in der Region. Seit Jahrzehnten wird an diesem Projekt geplant, und seit wenigen Jahren kann ein erster Teil auch durch den Verkehr genutzt werden. Immerhin zeigt sich mit diesem Teilstück, so Götz Timcke, dass die erwarteten Effekte eintreten und einige Stellen entlasten. «Bleibt zu hoffen, dass das Projekt in absehbarer Zeit vollendet wird und so auch die kaum haltbaren Umstände um den Autobahnanschluss Oftringen entschärft werden», schreibt die FDP in einer Mitteilung.
Was passiert am Gotthard, wenn beide Tunnel offen sind?
Thierry Burkart stellte sich nach den Ausführungen von Götz Timcke gewohnt souverän den Fragen aus dem Publikum. Auf nationaler Ebene sind die Herausforderungen laut Burkart kaum geringer. Heute sei kaum vorauszusagen, welche Änderungen sich im Verkehrsverhalten der Zukunft bestätigen werden. Gut vorstellbar sei, dass sich nicht unbedingt das schnellste Verkehrsmittel, sondern in erster Linie das bequemste langfristig durchsetzen und sich der Verkehr dahingehend entwickeln werde. Massnahmen, um diese Entwicklung zu beeinflussen oder ihr gerecht zu werden, seien dementsprechend schwierig zu planen.
Innovative Projekte – beispielsweise die «Cargo sous terrain» – müssten politisch unbedingt unterstützt und attraktive Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Umsetzung liege aber in privater Hand, was zu begrüssen sei. Auch wenn sich die geplanten Logistikwege praktisch ausschliesslich unter der Erde befänden, dürften an den Knotenpunkten grosse Logistikzentren mit entsprechend viel überirdischem Verkehr notwendig sein, was in der Gesellschaft wiederum auf Vorbehalte stossen dürfte.
FDP-Bezirkspräsident Rainer Böni wollte wissen, wann am Gotthard beide Autobahntunnel zweispurig in Betrieb gehen werden. Thierry Burkart wies darauf hin, dass in der Bundesverfassung eine Kapazitätserweiterung derzeit ausgeschlossen ist. Eine Nutzung aller Fahrspuren würde einer Änderung der Bundesverfassung bedürfen, was entsprechende Hürden mit sich bringt. Allerdings dürfte damit zu rechnen sein, dass eine entsprechende Diskussion wohl stattfinden werde, wenn dereinst beide Röhren für den Verkehr zur Verfügung stehen.