
Der Friedenskönig zieht ein
Jerusalem im Frühling des Jahres 30 n. Chr. Auf den staubigen Strassen der Stadt herrscht grosse Aufregung. Menschen versammelten sich, Kinder riefen, Männer und Frauen rissen Palmzweige von den Bäumen und breiteten ihre Mäntel auf dem Boden aus. Alle warteten auf einen Mann, der in den letzten Wochen überall für Aufsehen gesorgt hatte: Jesus von Nazareth.
Er war bekannt geworden durch seine Predigten über Liebe, Barmherzigkeit und das Reich Gottes – und durch seine Wundertaten, von Heilungen bis zur Speisung Tausender. Viele hielten ihn für den ersehnten Messias, den in den Schriften des Alten Testaments angekündigten Retter. Und nun kommt er – nicht hoch zu Ross, nicht mit Waffen oder Soldaten, sondern auf einem Esel, begleitet von seinen Jüngern.
Ein König kommt – aber anders als erwartet
Der Einzug auf einem Esel ist kein Zufall. Er erinnert an eine alte Prophezeiung aus dem Buch Sacharja (9,9), in der ein gerechter und demütiger König angekündigt wird, der auf einem Esel reitet. Anders als von vielen erwartet, kam Jesus nicht als politischer Befreier, der das Römische Reich stürzen würde, sondern als Friedenskönig – und gerade das machte seine Botschaft so besonders. Die Menschen riefen «Hosianna», was ursprünglich «Hilf mir» bedeutet, später aber auch zum Jubelruf wurde. Sie riefen: «Hosianna dem Sohn Davids, Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!»
Sie sahen in ihm den von Gott gesandten König. Die Szene wirkt wie ein Triumphzug – aber sie ist auch von Tragik durchzogen. Jesus wusste, dass der Jubel bald in Ablehnung umschlagen würde. Wenige Tage später wird dieselbe Menge schreien: «Kreuzige ihn!»
Eine Botschaft, die heute noch gilt
Der Palmsonntag lädt uns ein, den Weg Jesu mitzugehen: vom Jubel durch das Leiden zur Hoffnung von Ostern. Er zeigt, dass wahre Grösse nicht in Macht und Reichtum liegt, sondern in Demut, Gerechtigkeit und Liebe.
Gerade in einer Zeit voller Konflikte, Unsicherheiten und Machtkämpfe erinnert der Palmsonntag daran, dass es einen anderen Weg gibt – den Weg des Friedens. Nicht mit Macht, sondern mit dem Herzen.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine gesegnete Passionszeit, Momente der inneren Ruhe und die Kraft. Möge der Weg durch die Karwoche ein Weg der Erkenntnis und der Hoffnung sein und möge Ostern neues Leben in Ihr Herz bringen.
Eine frohe und gesegnete Passionszeit!

Bild: zvg